Der Mediziner Holger Weihe will Ebola-Kranken vor Ort helfen. Seinen Reisetermin musste er aber zunächst verschieben

Henstedt-Ulzburg . Für Holger Weihe, 58, war der Jahreswechsel kein Grund zum Feiern. Mit seinen Gedanken weilte der Allgemeinmediziner aus Henstedt-Ulzburg oft in Sierra Leone, dem Land, das unverändert vom tödlichen Ebola-Virus bedroht wird.

Seine geplante Reise in das leidgeprüfte westafrikanische Land tritt Weihe erst einmal nicht an. Hier wollte er, wie er es im vergangenen Jahr schon einmal getan hatte, für die ehrenamtliche Organisation German Doctors e. V. sechs Wochen lang im Serabu Community Hospital im Geburtshilfebereich tätig sein. Für Unterkunft, Essen und Trinken – mehr nicht. Er wird nun später reisen. „Die German Doctors haben ihr Projekt in Sierra Leone wegen der dort herrschenden Ebola-Epidemie heruntergefahren“, berichtet Weihe, der viele Jahre als Hausarzt in Ulzburg-Süd tätig war und Ende September des vergangenen Jahres in Rente gegangen ist. „Zurzeit ist nur noch eine Ärztin der Organisation im Land tätig“, sagt er.

Die Nachrichten aus Westafrika sind weiterhin alarmierend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Zahl der Ebola-Toten jetzt mit 8.153 beziffert. Die Zahl der Infizierten liegt zu Beginn des neuen Jahres bei mehr als 20.600. Besonders hart trifft es die Menschen in Guinea, Liberia und vor allem in Sierra Leone. Die WHO spricht von einer „hohen Dunkelziffer“, sie kann ihre Zahlen nur schätzen. Denn die Gesundheitssysteme in den drei hauptbetroffenen Staaten sind weitgehend zusammengebrochen.

Seit fast fünf Jahren engagieren sich die German Doctors im Serabu Community Hospital, das im Südosten von Sierra Leone liegt und die einzige medizinische Einrichtung für mehr als 50.000 Patienten ist. Doch immer weniger Menschen aus den umliegenden Dörfern kommen zu Untersuchungen, auch schwangere Frauen bleiben weg.

„Alle haben Angst vor Ebola“, weiß Holger Weihe. „Die Menschen fürchten, dass sie sich in unserem Hospital anstecken könnten und dann sterben. Sie bleiben deshalb zu Hause in ihren Dörfern und überleben die Viruserkrankung nicht.“

Die Langzeitärztin Jaqueline Hupfer ist gegenwärtig die einzige Medizinerin vor Ort. Sie unterstützt die lokalen Gesundheits-Mitarbeiter und sorgt dafür, dass die Versorgung der Patienten gesichert ist. Das ist schwer genug. Dennoch: Immer mehr „vergessene Kranke“, die ihre Dörfer nicht verlassen wollen, müssen sterben – auch Babys, die durch einen Kaiserschnitt gerettet werden könnten. Das Serabu Community Hospital, das mit allen modernen medizinischen Geräten ausgestattet ist, wäre für alle Menschen eine willkommene Anlaufstelle.

Holger Weihe sieht einen Funken Hoffnung am Horizont: „Wir müssen in die Dörfer hinausgehen und noch mehr Menschen ausbilden. Das große Problem ist nur, dass das Gesundheitswesen in Sierra Leone schon immer schlecht war.“

„Ruheständler“ Weihe, der als einer von zwei Abgeordneten der Partei Die Linken im Segeberger Kreistag sitzt und sich in den Ausschüssen um die Bereiche Soziales, Gesundheit, Ordnung und Verkehr kümmert, hat sich fest vorgenommen: „Ich werde, wenn es irgendwie möglich ist, im Frühjahr noch einmal nach Sierra Leone fliegen. Dann würde ich mich, nach einer entsprechenden Ausbildung, gerne um die Ebola-Kranken kümmern.“