Jörg Wöllhaf aus Bornhöved braut in seinem Keller sein eigenes Bier und vertreibt es auf Wochenmärkten in der Region

Bornhöved. „Kurt“ und „Hilde“ waren die Ersten. Später kam noch „Bert“ dazu, der das Trio vervollständigte. Auch wenn es sich so anhört: Es geht hier nicht um die beliebtesten Kindernamen der späten 50er-Jahre, sondern um Bier – genauer: um drei Biersorten, die in einem Braukeller in Bornhöved mit Blick auf den See entstanden sind. Kreiert hat sie Jörg Wöllhaf, Wahl-Norddeutscher mit einer großen Passion für den Gerstensaft – ein Umstand, der für einen gebürtigen Schwaben nicht selbstverständlich ist. Doch Wein sei seine Sache nicht, sagt Wöllhaf, der bereits vor sieben Jahren mit dem Brauen begann. „Damals lebte ich noch in Berlin, habe das Bier in meiner Gartenlaube gebraut“, erinnert sich der 44-Jährige, der in der Hauptstadt Politik und Geschichte studiert hat.

In Berlin gab es auch eine kleine Community, Privatpersonen, die alle selbst ihr eigenes Bier für den Hausgebrauch herstellten. Ausrüstung und Brautipps bekam er aus dem Internet. „Ich hatte immer das Ziel, mein eigenes Ding zu machen, habe mich keiner Gruppe angeschlossen. Ich wollte ein Bier kreieren, das sich abhebt vom Einheitsgeschmack heutiger Biersorten.

Das gelang ihm von Anfang an offensichtlich sehr gut, denn das Bier schmeckte nicht nur anders, sondern vor allem gut! Im vergangenen Jahr kam Jörg Wöllhaf nach Bornhöved – wegen seiner Freundin Gunda. Zusammen mit der Politikberaterin wohnt er in dem Haus ihrer Eltern. Sie unterstützt ihren Freund auch beim Verkauf der Biere auf den Wochenmärkten.

Raus aus der Großstadt und ab aufs Land, für Wöllhaf war das ein guter Tausch. „Ich mag die Menschen hier, sie sind alle sehr aufgeschlossen“, sagt er mit deutlich schwäbischem Akzent. Dass er das Brauen einmal hauptberuflich betreiben würde, damit hatte er zunächst nicht gerechnet. Die Arbeit mit behinderten Menschen war viele Jahre lang sein Tätigkeitsfeld. 2011 hörte er damit auf, der Job forderte einfach zu viel Kraft. Wöllhaf versuchte sich anschließend in verschiedenen Bereichen, doch nichts wollte so richtig gelingen.

Das Weihnachtsbier „Heiliger Bimbam“ war bei den Kunden sehr beliebt

Mit dem Wechsel aufs Land kam der Schritt in die Selbstständigkeit und „Kurt, das elegante Dunkle“, „Hilde, das blumige Milde“ und „Bert, das herbe Helle“ kamen zur Welt. Kurz vor Weihnachten gesellte sich noch der „Heilige Bimbam“ dazu, ein Weihnachtsbier, etwas kräftiger im Geschmack, und auch der Alkoholgehalt ist etwas höher als die 4,8 Prozent, die die drei anderen Biere haben. Die Kunden fanden’s gut, das Weihnachtsbier ist inzwischen ausverkauft.

Brauvorgang und Verkauf seines obergärigen Bieres nach englischer Ale-Brauart wickelt Jörg Wöllhaf in seinem hauseigenen „Braukeller Gotthilf“ ab. Ein Name, gewählt als kleine Huldigung an seine Heimat. In Baden-Württemberg, betont Wöllhaf, sei Gotthilf ein durchaus gängiger Name in der älteren Generation. Chorleiter Gotthilf Fischer etwa wohnte bei ihm ganz in der Nähe.

Die Zutaten für den Gerstensaft bezieht der Autodidakt von regionalen Anbietern, das Wasser fürs Bier kommt direkt aus der Leitung. „Es ist in Bornhöved von sehr guter Qualität, ideal für mein Produkt.“ Gebraut wird nach dem Reinheitsgebot – also nur mit Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. 120 Liter entstehen so pro Woche in dem kleinen Kellerraum, eine Woche gärt das Bier im (Plastik-)Fass, fünf weitere in der Flasche.

Derzeit ist Jörg Wöllhaf aufgrund einer Operation an der Bandscheibe zwar außer Gefecht gesetzt. Doch der 44-Jährige nutzt die Zwangspause und macht sich schon mal Gedanken übers nächste Fest – im Januar startet bei ihm die Osterbier-Produktion.

www.braukeller-gotthilf.de