1937 war das Fenster im Segeberger Rathaus anlässlich eines Besuchs von Propagandaminister Goebbels eingebaut worden

Bad Segeberg. Ein Fenster steht im Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen um die NS-Geschichte der Stadt Bad Segeberg. Das Fenster war im Jahr 1937 im Rathaus eingebaut worden. Laut Recherchen des Segeberger Historikers Nils Hinrichsen wurde es im Zuge der damaligen 800-Jahrfeier und des Besuches von Propagandaminister Joseph Goebbels hergestellt und mit den damaligen Hoheitszeichen des Reiches versehen. Im oberen Teil des Fensters war ein Reichsadler zu sehen, ergänzt durch Hakenkreuz und Eichenkranz.

Beides kann man heutzutage nur noch erahnen, denn laut Hinrichsen wurden die NS-Symbole beim Eintreffen der Briten in Bad Segeberg 1945 aus dem Fenster herausgebrochen und durch einfaches Glas ersetzt. Der Historiker hat den Zustand von 1937 am Computer rekonstruiert. Er leitet seit drei Jahren das Museum Alt-Segeberger Bürgerhaus direkt neben dem Rathaus, in dessen Bestand sich das Fenster mittlerweile befindet. Er hat dessen Geschichte erforscht und in einem Gutachten dargestellt. „Es hat geschichtsvergessen bis 2001 als klares NS-Exponat repräsentative Zwecke erfüllt“, sagt Hinrichsen.

Erst im Zuge der Renovierung des Rathauses im Jahr 2001 wurde es herausgenommen und auf dem Bauhof zwischengelagert. Die Stadtvertretung hat ihn beauftragt, ein Konzept für eine Ausstellung des Fensters im Rathaus zu entwickeln. Der Historiker sieht eine Ausstellung des Fensters als Chance dafür, die NS-Zeit auch in der Kreisstadt erfahrbar zu machen. „Wir haben bis heute kein Museum, in das beispielsweise Lehrer mit ihren Schülern gehen können, wenn sie sich über die Geschichte der NS-Zeit informieren wollen“, sagt Hinrichsen. Die Räumlichkeiten des Alt-Segeberger Bürgerhauses seien dafür nicht geeignet, das Fenster selbst beispielsweise sei viel zu groß für den kleinen Raum, der für die Stadtgeschichte vorgesehen ist.