Mehrzwecksäle-Geschäftsführer Rajas Thiele hält die Einführung von gestaffelten Parkgebühren für sinnvoll

Norderstedt. „Norderstedt ist eine Insel der Glückseligkeit. Das findet man sonst nirgendwo in Schleswig-Holstein“, sagt Klaus-Peter Marschall und meint damit das kostenlose Parken in der fünftgrößten Stadt des Landes. Marschall ist Betreiber des Parkhauses im Veranstaltungszentrum Kieler Schloss und hat seine Erfahrungen in ein Konzept mit eingebracht, das unter der Federführung der Norderstedter Mehrzwecksäle GmbH im Auftrag der Stadt entstand und am Donnerstagabend von deren Geschäftsführer Rajas Thiele im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr vorgestellt wurde. Thieles Konzept beschränkt sich aber nicht nur auf die Situation in Norderstedt-Mitte. Er stellt auch ähnliche Lösungsvorschläge für die kaum minder prekären Situationen auf den Parkflächen am Herold-Center, die Einkaufsquartiere am Harksheider Markt, Nachbarschaftszentrum an der Ulzburger Straße, EKZ Tangstedter Landstraße, Glashütter Markt und Schmuggelstieg sowie an den AKN-Haltepunkten Quickborner Straße und Meeschensee zur Diskussion.

Kernpunkte: Die vorhandenen Anlagen werden modernisiert und sicherer gemacht. Für die vier städtischen Tiefgaragen rund um das Rathaus und den Bahnhof Norderstedt-Mitte soll gewährleistet sein, dass in Notfällen jederzeit ein Mitarbeiter vor Ort kontaktiert werden kann. Für die Parkraumbewirtschaftung wird eine Betreibergesellschaft gegründet, an der die Stadt mit mindestens 51 Prozent beteiligt ist. Und: Einführung von Parkgebührenpflicht. So würden die Kosten der Stadt für die Bewirtschaftung verringert.

„Wichtig ist, dass die Parkgebühren gestaffelt werden“, sagt Thiele. „Eine Brötchentaste zum kurzfristigen Parken muss ebenso möglich sein wie die dauerhafte Anmietung einer Parkfläche für Berufspendler oder Mitarbeiter der umliegenden Firmen und Geschäfte.“ Für Park-and-ride-Plätze dürfen nur Entgelte erhoben werden, die die Bewirtschaftungskosten deckeln. In Hamburg, das in nächster Zeit flächendeckend die Gebührenpflicht für P+R-Anlagen einführt, müssen Parker zwei Euro pro Tag zahlen, zwanzig für einen Monat und zweihundert für das Jahresabo. Eine ähnliche Staffelung könnte auch für Norderstedt gelten. Dafür müssten aber auf allen Parkflächen in Bahnhofsnähe gesonderte P+R-Areale abgetrennt werden. Für die restlichen Parkflächen sind höhere Gebühren denkbar.

Derzeit belegen hauptsächlich Berufspendler die kostenlosen Tiefgaragen und Parkplätze in Bahnhofsnähe. Mehrzwecksäle-Geschäftsführer Thiele macht in der Parkplatznot einen Wettbewerbsnachteil aller betroffenen Gewerbetreibenden aus: „Wir zum Beispiel erhalten nicht selten Anfragen für Tagungen, bei denen gleich ein großes Kontingent an Parkplätzen mitgebucht werden soll. Das können wir aber nicht bieten.“

Ob die Einführung von Gebühren tatsächlich dazu führen wird, das Parkplatzchaos zu beheben, und das nicht nur in Norderstedt-Mitte, sondern auch in allen anderen Bereichen rund um Bahnhöfe und Einkaufszentren, kann heute niemand vorhersagen. Auch nicht, ob dadurch die umliegenden Wohngebiete noch stärker zugeparkt werden. Und auch andere Aspekte sind zu bedenken, wie die lebhafte Diskussion im Ausschuss zeigte. Die Grünen sprechen sich generell für das vorgelegte Konzept aus. Auch Dr. Norbert Pranzas (Die Linke) befürwortet Parkgebühren: „Fahrradfahrer sollen für ihre Parkplätze am Bahnhof Norderstedt-Mitte Gebühren zahlen. Dann müssen Autofahrer gleichbehandelt werden.“ Tobias Mährlein (FDP) hat jedoch Bauchschmerzen, Pendler mit Gebühren zu bestrafen, die bewusst vom Auto auf Bahn und Bus umsteigen.

Für Arne-Michael Berg (CDU) ist das vorgelegte Konzept ein Denkanstoß. Er spricht sich dafür aus, den PACT für Norderstedt-Mitte an der Planung zu betreiben. Der PACT wurde erst kürzlich von Gewerbetreibenden, Immobilienbesitzern und der Stadt gegründet, um dem siechenden Einkaufsstandort neues Leben einzuhauchen. Dagegen ist Jürgen Lange (SPD) sicher: „Eine Insellösung für Norderstedt-Mitte wird es nicht geben, nur damit Herr Thiele mehr Parkplätze bekommt.“ Der Verkehrsdruck auf das Herold-Center und die anderen Quartiere, so der Ausschussvorsitzende, sei ähnlich groß.