Der Schornsteinfegermeister kümmert sich in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt-Mitte um die Heizungsanlagen seiner etwa 2800 Kunden

Der Kamin von Jupp und Bärbel Kellerer in Henstedt ist noch warm – vom Vorabend. „Wir heizen derzeit nur mit dem Kamin“, sagt der Hausherr. Nur heute sei er noch nicht an gewesen, ergänzt seine Frau. Heute kommt der Schornsteinfeger zur Feuerstättenschau in die gemütlich eingerichtete Doppelhaushälfte der beiden Rentner. Hilmar Glück ist ihr bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt. Auch nach dem Fall des „Kehrmonopols“ Anfang 2013 hat er noch hoheitliche Aufgaben. Die Besichtigung der verschiedenen Feuerstätten gehört dazu. Bei Familie Kellerer ist das zunächst der Kamin. „Das sieht erst einmal gut aus“, sagt Glück, als er vor dem offenen Kamin steht. Dann sieht er in den Schornstein und prüft die Klappe. „Der Schamottestein ist ein bisschen gerissen, das müssen wir im Auge behalten“, sagt Glück. Noch sei es aber kein Problem. Auch mit dem Brandschutz im Wohnzimmer ist er zufrieden, schließlich ist alles rundherum gefliest.

Mit einem Spiegel kann Glück über Eck in den Schornstein hochschauen

Nach einem kurzen Gespräch mit dem Hausherrn über einen Kamineinsatz, mit dem die Leistungskraft erhöht werden könnte, nimmt Glück die nächste Feuerstätte in Augenschein: die Gasheizung im Keller. „Das ist eine Anlage, die jedes Jahr überprüft werden muss“, erklärt Glück und schaut sich die Anlage an. „Soweit ist hier alles gut“, sagt er und kniet sich hin. Glück holt seinen Spiegel aus der Tasche, mit dem er über Eck und auch den Schornstein hoch schauen kann. Er öffnet die Klappe und hält den Spiegel hinein. Das Licht von draußen wird reflektiert. Alles in Ordnung. Wie auch ansonsten in dem engen Heizungsraum. Zwar riecht es ein wenig nach Gas, das aber sei normal, meint Glück. „Ich habe mehrere Schächte angelegt, damit hier alles gut belüftet ist“, sagt Jupp Kellerer. Und wenn die Heizung einmal nicht ordentlich anspringt, wisse er auch, welchen Knopf er zu drehen habe. Dafür hat er sich extra einen kleinen Zettel angebracht.

Für Schornsteinfeger Glück ist der Besuch damit noch nicht zu Ende. Er nimmt die Treppe in den ersten Stock und schaut sich den Schornstein von außen an. „Ich schaue, ob Schäden zu erkennen sind. Das sieht hier super aus.“ Auch oben auf dem Dach ist alles in Ordnung. „Ich bin zufrieden, wie ich das erhofft und erwartet habe“, sagt er den Besitzern, bevor er wieder geht. Zunächst aber gibt es noch ein Fachgespräch über Kamine. Denn schließlich wolle der Schwiegersohn ein paar Straßen weiter auch einen Ofen bauen. „Er hat mich schon angerufen“, erinnert sich Glück, bevor er sich verabschiedet und noch eine Rechnung sowie eine Bescheinigung ankündigt. In ihr steht auch, wie oft der Schornsteinfeger zum Kehren und Messen anrücken muss.

Der freie Wettbewerb, der seit 2013 gilt, bedeutet vor allem mehr Papierkram

Das macht der 42-jährige Schornsteinfegermeister aber nicht immer selbst. Für seine etwa 2800 Kunden sind noch ein Angestellter und eine Auszubildende zuständig. Zudem könnten die Kunden auch einen Externen für wiederkehrende Aufgaben beauftragen. Glücks Bezirk, in dem er seit Anfang 2012 arbeitet, umfasst Teile von Henstedt-Ulzburg und Norderstedt-Mitte. Zuvor war er als Angestellter in Norderstedt unterwegs, wo er auch aufgewachsen ist. Der freie Wettbewerb, den es seit vergangenem Jahr gibt, macht ihm keine Sorge. Er bedeutet nur mehr Papierkram beispielsweise für den Feuerstättenbescheid, der dann auch für den Kollegen aus einem anderen Bezirk gilt oder für freie Feger. Von denen gibt es nur wenige. Sie müssten Kunden akquirieren, Nachweise erstellen – neben den Kernaufgaben im Haus des Kunden. Bei den relativ geringen Verdienstmöglichkeiten lohne sich das kaum, meint Glück. Und schließlich gibt es immer noch Aufgaben, die dem Bezirksschornsteinfeger vorbehalten sind. Wie auch im nächsten Haus.

Bei der alten Dame an der Kisdorfer Straße wurde gerade die Heizung erneuert. Für die Abnahme einer neuen Anlage in seinem Bezirk ist Glück zuständig. „Die hoheitlichen Aufgaben sind an mich als Person geknüpft“, sagt er. So habe zwar sein Mitarbeiter auch den Meistertitel, aber er darf nur die normalen Tätigkeiten wie Kehr- und Messarbeiten ausführen oder auch einmal einen Schornstein von einem Dohlennest befreien. Wenn eine Gasanlage wie hier ganz neu in einem Haus arbeitet, muss Glück selbst ran. Als erstes klebt er dann seinen Aufkleber auf die Gasheizung. „Dann weiß ich, dass ich schon hier war“, sagt er.

Auf dem Aufkleber prangt neben Name, Adresse und Prüfsiegel auch das Logo von Glück. Es zeigt Zylinderhut und ein vierblättriges Kleeblatt. „Ich habe ein wenig mit dem Namen gespielt“, sagt Glück. Schließlich gelten Schornsteinfeger gemeinhin als Glücksbringer und auch der Name – angenommen nach der Heirat mit seiner Frau – spielte dabei eine Rolle. So ist aus Hilmar Glück der „Glücksfeger“ geworden, und auch die zweite Kundin des Tages kann sich über seinen Besuch freuen. Die Gasheizung funktioniert einwandfrei, die Messwerte stimmen, und Zu- und Abluft sind ordentlich geregelt. Die Anlage gehört zu den modernen Geräten und muss nur alle drei Jahre kontrolliert werden. „Die Sache ist endlich abgeschlossen, mir fällt ein Stein vom Herz“, sagt die Hausbesitzerin.

Die nächste Kontrolle steht wenige Häuser weiter an. Nachdem sein Mitarbeiter bei seiner jüngsten Besichtigung Probleme beim Sauerstoffgehalt festgestellt hatte und die Kunden diese beseitigen lassen mussten, muss Glück noch einmal nachmessen. Die sogenannte Mängelverfolgung gehört ebenfalls zu den Aufgaben, die nur ihm als Bezirksschornsteinfeger obliegen. An der Tür wird er zunächst vom Hund des Hauses begrüßt. Glück greift in die rechte Tasche und holt eine kleine Schachtel mit Hundeleckerlis heraus. „Ich bin schon einmal gebissen worden, zum Glück hatte ich den Handschuh an“, sagt er.

Gelegentlich muss der 42-Jährige die Heizung im Keller regelrecht suchen

Seitdem hat er immer etwas für die Hunde dabei, und schnell hat er einen neuen Freund gewonnen. Glück aber muss in den Keller. Der ist zugestellt und zugebaut, die Heizung nicht auf Anhieb zu finden. Er muss sie sich zeigen lassen und notiert die Lage gleich auf der Karteikarte: „Keller geradeaus“. Er wolle schließlich beim nächsten Mal nicht wieder durchs Haus irren, sagt er und nimmt die Verkleidung der Heizung ab, installiert das Messgerät und vergleicht mit den Werten auf der Karte - alles in Ordnung.

Glück kann sich noch zu einem Neubau im Bezirk aufmachen. „Ich schaue mir das immer gerne in der Bauphase an“, sagt er. Dann könne er auf eventuelle Mängel bei den Feuerstätten hinweisen, und es falle den Kunden leichter, diese zu beheben, als wenn schon alles fertig ist. Das aber ist nicht immer so einfach, denn in dem Neubau ist der Weg aufs Dach versperrt. Den Schornstein kann er sich nicht anschauen. Glück muss also wiederkommen, und das gilt auch für die anderen Häuser in seinem Bezirk. Zwar kommt er selbst kaum noch zum regelmäßigen Kehren, aber zumindest die nächste Feuerstättenschau kommt bestimmt, spätestens nach dreieinhalb Jahren. Vielleicht bringt Hilmar Glück dann auch wieder ein wenig Glück mit.