Die einen finden sie einfach nur schön, den anderen wird’s zu bunt – sie leiden unter den Herbstblättern

Was wäre die Welt ohne Laub? Ein Paradies, würden die einen meinen, die schon bei dem Gedanken sich ärgern, dass sie dieses Jahr wieder die Blätter im eigenen Garten, oder noch schlimmer von Nachbars Bäumen wegfegen müssen. Grau und trist für die anderen, die sich jedes Jahr an den roten Herbstfarben erfreuen, die das Laub auf die Straße und Gehwege zaubert.

Am schlimmsten würde es den Bäumen selbst ergehen. Denn Laub, beziehungsweise das Abfallen der Blätter, ist lebensnotwendig für die meisten Laubbäume und manche Nadelbäume. Im Herbst, wenn es anfängt kälter zu werden, fängt der Boden an, Temperatur zu verlieren, dadurch nehmen die Wurzeln weniger Wasser auf. Trotzdem verdunstet Wasser weiterhin über die Blattoberflächen. Ohne Laubfall würde der Baum also mehr und mehr Wasser verlieren, bis er schließlich austrocknet und stirbt.

Buntes Laub im Herbst hat schon viele Dichter zu schwärmerischen Versen inspiriert, doch gibt es dafür eine nüchtern-wissenschaftliche Erklärung: Die gelbe, orange und rote Farbe des Laubs hängt mit den Pigmenten eines Blattes zusammen. Pigmente sind die Stoffe in den Blättern, die für die Photosynthese verantwortlich sind. Sie absorbieren Licht und benutzen es, um Zucker herzustellen, den der Baum zum überleben braucht. Das Haupt-Pigment Chlorophyll ist grün, daher auch die grüne Farbe der meisten Blätter im Frühling und Sommer. Dieses Pigment wird im Herbst abgebaut. Übrig bleiben gelb-rote Pigmente, Carotinoide, die den Blättern die schönen Herbstfarben geben.

Wer sich weigert, Laub zu sammeln, muss mit einem Bußgeld rechnen

Die Rutschgefahr, die von Laub ausgeht, ist groß. Ob der Grundstückseigentümer oder die Gemeinde selbst für die Reinigung verantwortlich ist, entscheidet die jeweilige Gemeinde. In Norderstedt können Grundstücksbesitzer sich unter www.Norderstedt.de und unter der Rufnummer 040/53595173 und -729 informieren, ob sie für die Reinigung zuständig sind. Wer das Laub vor seinem Grundstück trotz Reinigungspflicht nicht aufsammelt, muss mit einem Bußgeld rechnen und haftet bei einem Unfall. Alle Gehwege, begehbaren Seitenstreifen und Radwege sowie viele Straßenabschnitte bis zur Fahrbahnmitte müssen gereinigt werden. Dabei soll darauf geachtet werden, das Laub nicht auf die Straße oder in die Sielabläufe zu fegen, denn beim nächsten Regen würden dann kleine Teiche entstehen.

Es spielt keine Rolle, wo die Bäume stehen, von denen die Blätter stammen. Gibt es jedoch eine ungewöhnlich starke Beeinträchtigung des Grundstückes durch Laubfall von Nachbars Grundstück, dann kann der Besitzer des Grundstückes theoretisch vom Nachbarn eine „Laubrente“ fordern; der Nachbar muss jährlich einen Geldbetrag bezahlen, der den erhöhten Reinigungskosten des Grundstückes entspricht. Diese wird aber in den allermeisten Fällen vom Gericht abgelehnt, denn die Mehrheit der Richter sehen Laubfall als „von Gott gewolltes“ Ereignis an.

Wie sammel ich mein Laub? Harke, Reche, Laubsauger und Laubgebläse bitten sich an. Wohl die meisten Gartenbesitzer haben eine Harke oder Rechen im Schuppen. Die beiden sind umweltfreundlich und vor allem leise, doch dauert das Laubsammeln bedeutend länger mit ihnen und sie können nach einiger Zeit auch für einen schmerzhaften Rücken sorgen. Laubsauger beschleunigen den Vorgang rasant und sind bei richtiger Anwendung meist besser für den Rücken. Naturschützer warnen jedoch vor den Gebrauch von Saugern, denn sie stören den Lebensraum von Würmern, Raupen und Fröschen und können sie sogar töten. Zudem sind sie gefährlich für Kleinsäuger wie Igel und ihre Jungen.

Wer dennoch einen Laubsauger oder Gebläse benutzen will, sollte sich mit seinen Nachbarn absprechen, da die Geräte mitunter sehr großen Lärm verursachen können. Nur an Werktagen von 9 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 17 Uhr ist die Benutzung von Laubbläsern und Laubsaugern erlaubt.

Die Stadt Norderstedt setzt im Gegensatz zu anderen Städten keine großen, lauten Laubsauger ein. Stattdessen nutzt das Betriebsamt vorwiegend „Laubpuster“, die von einem Akku statt einem Benzinmotor angetrieben werden. Für größere Areale werden von den Mitarbeitern der Stadt einfache Straßenkehrfahrzeuge benutzt.

Nachdem das Laub gesammelt ist, müssen sich Gartenbesitzer um die Entsorgung kümmern. Es einfach so am Waldrand auskippen, das ist strengstens verboten und kann mit einem Bußgeld bestraft werden. Gartenabfall, der einfach in die Natur gekippt wird, verändert das Nährstoffangebot, und das sensible Ökosystem der Wälder wird langfristig gestört. Laub zu verbrennen ist ebenso verboten. Am einfachsten ist es, Laub als Mulch im eigenen Garten zu verarbeiten. Viele Pflanzen freuen sich über ein wärmendes „Fußkleid“, und bei Topfkulturen verhindert eine dicke Laubschicht um den Topf herum ein Durchfrieren der Wurzeln. Kleintiere und Igel haben gerne einen Laubhaufen in einer windgeschützten Ecke des Gartens, den sie als gemütliches Winterquartier nutzen können.

In Norderstedt kann Laub bis Mitte Dezember kostenlos abgegeben werden

Menschen, die keinen eigenen Garten besitzen, oder ihr Laub im Garten nicht weiterverwenden wollen, können Laub in Biosäcke gepackt von Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr und (außer in Bad Segeberg) auch sonnabends von 8 bis 12 Uhr zu den Recyclinghöfen in Norderstedt, Schmalfeld, Bad Segeberg und Damsdorf/Tensfeld bringen. In Norderstedt ist dies bis zum 13. Dezember kostenlos. Auf den Recyclinghöfen wird das Laub schließlich kompostiert und weiterverkauft. Der Wege-Zweckverband des Kreises Segeberg bietet eine Strauchgut- und Häckselaktion bis Anfang Dezember an. Alle Termine für die einzelnen Gemeinden sind in der Jahresübersicht der Abfallinformation vermerkt oder online auf dem persönlichen Abfallkalender unter www.wzv.de als Ausdruck zu bekommen.

Ist die Menge des gesammelten Laubes nicht zu groß, kann es auch in der Biotonne entsorgt werden. Das Betriebsamt der Stadt Norderstedt bietet zusätzlich für die Monate November und Dezember eine Saison-Biotonne an. Wer eine noch größere Menge an Laub und Strauchgut zu entsorgen hat und sich den Weg zum Recyclinghof sparen will, kann BigBags und Container in Norderstedt unter der Telefonnummer 040/535 95 800 und im übrigen Kreis unter der Telefonnummer 04551/9090 bestellen.

2014 war bis jetzt kein besonders laubreiches Jahr. So kamen im Oktober nur etwa 1500 Kunden zum Recyclinghof Norderstedt, um ihr Laub zu entsorgen. das sind 1000 Anlieferungen weniger als im Oktober letzen Jahres. Dies liegt nicht nur daran, dass der Herbst relativ mild war und auch noch kein starker Frost eingesetzt hat, sondern an Orkan „Christian“, der 2013 dafür sorgte, dass beim Norderstedter Recyclinghof im Herbst besonders viel Laub angeliefert worden war. Die Zahl der Menschen, die Laub abgeben, wird nach Erfahrung der Betriebsamt-Mitarbeiter im November und Dezember wohl noch stark steigen, denn die ganzen Blätter, die wegen des milden Wetters noch an den Bäumen hängen, müssen ja auch noch abfallen!