Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote will Gewinnzahlen sehen. CDU und SPD wettern gegen Glücksspiel beim Ball

Norderstedt. Es war eine rauschende Ballnacht in der „TriBühne“ am Rathaus. Doch einen zweiten Norderstedter Opernball soll es nicht geben. Grund: Sowohl die Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (Meno), zu der die „TriBühne“ gehört, als auch der 5000-Euro-Sponsor, das Arriba-Freizeitbad, sind defizitär. Das Arriba-Bad ist wie die Meno eine städtische Gesellschaft.

„Gleich am Tag nach dem Ball habe ich TriBühne-Geschäftsführer Rajas Thiele die Anweisung gegeben, keinen zweiten Ball zu veranstalten“, sagt Hans-Joachim Grote. Norderstedts Oberbürgermeister will von Thiele erst eine genaue Abrechnung des Opernballs sehen. Sollte die Abrechnung Gewinn ausweisen, könne man über einen zweiten Opernball in Norderstedt reden. Dabei müsse auch berechnet werden, wie viele Einnahmen eine Vermietung der „TriBühne“ zur selben Zeit eingebracht hätte, und wie lange die Säle durch den Ball mit Auf- und Abbau blockiert gewesen seien. Sollte der Opernball Gewinn einfahren, müsse auf politischer Ebene geklärt werden, ob ein zweiter Opernball gewollt ist.

Das Defizit der „TriBühne“ sei indes von der Politik gewollt. „Es ist eine Dienstleistung für die Bürger“, sagt Grote. Rajas Thiele habe stets durch eigenverantwortliches Handeln Einnahmen für die „TriBühne“ erzielt. Der „TriBühne“-Chef hat das Defizit von 1,2Millionen Euro im Jahr 2005 auf 850.000 Euro zurück gefahren.

Grotes zweite Kritik richtet sich gegen das Roulette- und Black-Jack-Spiel während des Balls. „Es kann nicht angehen, dass wir gegen Spielhallen und Spielsucht kämpfen und im eigenen Haus zu Roulette einladen“, sagt Grote.

„Als Geschäftsführer der Meno ist es mein Auftrag, wirtschaftlich ertragreiche Veranstaltungen wie Tagungen, Messen und auch Bälle durchzuführen, durch die das Defizit möglichst reduziert wird“, sagt Rajas Thiele. Das Defizit käme durch die Abonnements-Veranstaltungen der Stadt zustande und sei politisch gewollt. Thiele ist überzeugt, dass auch der Opernball in der Gewinnzone liegt. Jetzt würde er alle Rechnungen anfordern und eine genaue Abrechnung erstellen.

„Die städtischen Gesellschaften sponsern sich gegenseitig, beispielsweise die Stadtwerke den Kulturball, die TriBühne den Thriathlon, und das alles kommt den Bürgern zugute“, sagt Thiele. Wer nichts anbieten würde, würde verlieren. Zudem würde das Geld in der Stadt bleiben. „Bei Gewinn werden die gesponserten Summen zu 100 Prozent verzinst, es wird also kein Steuergeld verschwendet“, sagt Thiele. Der Opernball sei beispielsweise binnen fünf Wochen ausverkauft gewesen, die Gastronomie habe bereits Gewinn eingefahren. „Wir haben den Opernball natürlich von Anfang an auf Gewinn kalkuliert“, sagt Thiele.

„Für mich persönlich ist der Opernball tot“, sagt Gert Leiteritz, Fraktionsvorsitzender der CDU. Er habe zudem die Information, dass der Kartenverkauf nur bei 260 Stück gelegen habe, statt bei 380. Den Rest hätten sich die Sponsoren geteilt, mutmaßt Leiteritz. Sollte der Opernball Gewinn bringen, könne über die Fortsetzung diskutiert werden. „Es kann auch nicht angehen, dass ich ins Rathaus gehe und in eine Spielhölle komme“, sagt Leiteritz.

Sein CDU-Kollege Fritz-Jürgen Stockmann hat indes wieder sechs Karten für den nächsten Opernball reserviert. „Es war ungeschickt, bei einem defizitären städtischen Betrieb wie dem Arriba von Sponsoring zu sprechen, die 5000 Euro sind nämlich beste Werbung für das Bad, preiswerter geht es nicht“, sagt Stockmann, der für internationale Werbeagenturen Niederlassungen aufgebaut hat. Bei Roulette und Black Jack sei kein einziger Cent gefallen. „Es gab einen großen Jeton, den man in viele kleine wechseln und damit spielen konnte“, sagt Ballgast Stockmann.

„Ein derartiges kulturelles Ereignis muss entweder kostendeckend durchgeführt oder durch Sponsoren der Privatwirtschaft finanziert werden“, sagt Katrin Fedrowitz, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. So, wie der Ball jetzt veranstaltet wurde, werde es eine Neuauflage mit der SPD nicht geben. Doch die SPD-Frau schreibt auch in ihrer Pressemitteilung: „Eine exklusive Ballnacht, in der unsere Bürger in großer Robe einen Hauch von Glamour erleben, ist durchaus zu unterstützen.“