Norderstedter Kulturpreis – Ausschuss berät am Donnerstag im Rathaus über eine erneute Ausweitung

Norderstedt. Christa Heise-Batt erhielt den ersten Kulturpreis der Stadt Norderstedt. Das war 1997. Norderstedts Autorin vieler niederdeutscher Bücher wurde für ihr literarisches Werk, aber auch für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Doch nun sollen die Richtlinien für Norderstedts Kulturpreis wieder geändert werden. Grund: Schon die Jury für den letzten Kulturpreis, der 2012 an das Amateurtheater Pur vergeben wurde, während Norbert Tank eine Sonderpreis für sein Lebenswerk als Theatergründer, Regisseur und Autor erhielt, befürchtete, zukünftig kaum noch Kandidaten zur Auswahl zu haben.

Die Änderung der Richtlinien steht auf der Tagesordnung des Kulturausschusses am Donnerstag, 25. September, von 18.15 Uhr an im Sitzungsraum 3 des Norderstedter Rathauses. Am 18. November soll die Entscheidung in der Stadtvertretung fallen.

Eine erste Änderung der Richtlinien erfolgte im Februar 2007, als der nur für produzierende Künstler ausgelobte Preis drastisch auf reproduzierende Künstler und die Sparte Darstellende Kunst erweitert wurde. Vorschläge können alle Norderstedter unterbreiten. Eine Jury aus je zwei Vertretern der Bildenden Kunst, Darstellenden Kunst, Literatur, Musik und je einem Mitglied der Fraktionen in der Stadtvertretung wählt aus den Vorschlägen aus.

Doch gingen in den ersten Jahren noch viele Vorschläge im städtischen Kulturamt ein, empfahlen im Jahr 2009 nur noch 95 Bürger 16 Kandidaten oder Künstlergruppen. 2012 reduzierte sich die Anzahl der Vorschlagenden auf 74 Personen, die nur noch zehn Kandidaten für den Kulturpreis meldeten. „Um die hohe Wertigkeit des Kulturpreises auch künftig zu sichern, hat die Jury 2012 neue Richtlinien empfohlen“, sagt Gabriele Richter, Leiterin des städtischen Kulturbüros.

•Der Kulturpreis soll jedes fünfte Jahr statt wie bisher jedes dritte Jahr vergeben werden.

•Das Preisgeld wird von 4000 Euro auf 5000 Euro erhöht.

•Neben Spitzenleistungen und Nachwuchsförderung sollen auch Breite und Vielfalt, Experimentelles und Innovationen künftig auszeichnungswürdig sein.

•Zudem ist die Jury autorisiert, zum Kulturpreis einen Sonderpreis für das Lebenswerk zu vergeben.

„Drei Jahre Abstand sind zu wenig“, sagt Christa Heise-Batt, die beratendes, aber nicht stimmberechtigtes Jurymitglied ist. Sie habe schon immer für einen Rhythmus von fünf Jahren für die Vergabe plädiert. Zur Ausweitung auf Breite und Vielfalt, Experimentelles und Innovationen merkt Norderstedts erste Kulturpreisträgerin an, dass die Qualität der Arbeiten unbedingt auf hohem Niveau bleiben müsse, um den Preis nicht abzuwerten. „Die Leistungen müssen außergewöhnlich bleiben“, fordert Heise-Batt, die noch heute viele Lesungen für die Stadt gibt und dabei stets auf Honorar verzichtet.

„Es ist nicht einfach, gute Kandidaten zu finden“, sagt Bernd Leste, der den Preis 2000 für seine Werk als Komponist erhalten hat und der Stadt mit der Komposition und Aufführung eines Requiems dankte. „Innovativ ist immer gut, doch es gibt zu viele Spielformen, die nichts aussagen, da sollte vorsichtig agiert werden“, sagt der Kirchenmusikdirektor, der seit einigen Jahren pensioniert und seitdem nur noch selten in der Stadt aktiv ist. Leste mahnt, dass die Jury auf den gesellschaftlichen Einsatz der Kandidaten achten müsse. Allerdings stellt er sich gegen die Ausweitung auf Breite und Vielfalt, da die Aussage des Preises verwässert werden könnte.

„Die Verlängerung begrüße ich, doch eine Ausweitung würde die Qualität des Preises beschädigen, zumal wir genug bildende Künstlerinnen und Künstler in der Stadt haben, die ausgezeichnet werden sollten“, sagt Ane Königsbaum. Die Malerin, Fotografin und Performance-Künstlerin hat den Preis 2003 erhalten, in der Stadt viele Werke bleibenden Wertes geschaffen und ihre Arbeiten auch für Benefiz-Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Ihr folgte 2006 der Bildhauer Thomas Behrendt als vierter Preisträger Er ist ebenfalls mit Werken in der Stadt vertreten, beteiligt sich an Kunst-Aktionen und gibt Kurse für Jugendliche auf dem Bauspielplatz.

„Die Verlängerung der Frist ist gut, damit die Qualität der Preisträger gewahrt bleibt“, sagt Jens Becker, Vorsitzender des Musikvereins Norderstedt, dessen Mitglied Symphonisches Blasorchester 2009 ausgezeichnet wurde. Die Ausweitung auf Innovation und Experimentelles sieht Becker kritisch, denn beides sei für ihn nicht bewertbar. „Die Kunst muss sich mit Experimenten weiter entwickeln, aber ist das preiswürdig?“, fragt der Musiker, der wie Königsbaum der Meinung ist, es gebe in der Stadt noch viele Künstler, die den Preis verdient hätten.

„Die Ausweitung auf Experimentelles gibt der Jury mehr Freiheit, Dinge zu würdigen, die nicht herkömmlich sind“, sagt Michael Scharbert, Vorsitzender des Theaters Pur, das 2012 ausgezeichnet wurde. Die Jury müsse indes auch kompetent besetzt sein, um Experimentelles und auch Breite und Vielfalt beurteilen zu können.