23 von 95 Kommunen haben keine Schulden, Norderstedt mit Abstand die meisten

Kreis Segeberg. 275 Millionen Euro Schulden hatte der Kreis Segeberg Ende 2013. Das bedeutet Rang zwei in der Schuldentabelle von Schleswig-Holstein, höher ist der Schuldenberg nur noch im Nachbarkreis Pinneberg (476 Millionen). Das hat das Statistikamt Nord ermittelt. Auf jeden Segeberger entfallen 1049 Euro. Während der Gesamtschuldenberg im Vergleich zum 31. Dezember 2012 konstant geblieben ist, haben die meisten Städte und Gemeinden ihr Minus reduziert.

In Norderstedt allerdings sind die Schulden weiter gewachsen, von gut 72 Millionen Euro Ende 2012 auf fast 90 Millionen Ende 2014. „Wir nutzen die niedrigen Zinsen, um mit den günstigen Krediten weitere Kita-Plätze zu schaffen, die Schulen zu modernisieren und die Grundschulen für den Ganztagsbetrieb auszubauen“, sagt Verwaltungschef Hans-Joachim Grote. Damit erhöhe die Stadt ihre Attraktivität, und: Den Schulden stehe ein öffentliches Vermögen von 522 Millionen Euro gegenüber, das sich mit jeder Investition erhöhe.

Nach wie vor sind die Einwohner von Bad Segeberg am stärksten verschuldet. Jeder der 16.687 Segeberger muss 2235 Euro schultern – immerhin 407 Euro weniger als Ende 2012. Das gilt für die meisten Städte und Gemeinden im Kreis, von 95 haben nur elf die Schuldenlast erhöht. Bei 23 Orten steht ein Strich in der Tabelle der Statistiker, sie sind schuldenfrei. Die Null in der Haushaltsrubrik „Schulden“ taucht nur in den Dörfern auf, die keine weiter führenden Schulen sanieren, keine Bücherei betreiben und keine Müllwerker beschäftigen müssen.

„Wir haben eine neue Kita und eine Grundschule, und dann hört es auch schon auf“, sagt Thomas Steenbock, Bürgermeister von Oering, eine der Null-Schulden-Gemeinden. Es gebe aber einen Investitionsstau, auf Dauer werde die Gemeinden nicht darum herumkommen, Geld aufzunehmen. In Geschendorf sind die Schulden innerhalb eines Jahrs geradezu explodiert. Ende 2012 war die Gemeinde mit 512 Einwohnern noch mit 843 Euro pro Kopf im Soll, ein Jahr später hatte sich die Summe auf 2031 Euro erhöht.

Schulden des Kreises werden über den Immobiliendienst ausgelagert

„Die Abwasserleitung war marode. Sie stammt aus dem Jahr 1969 und musste komplett erneuert werden“, sagt Bürgermeister Dirk Wacker. Das sei eine Pflichtaufgabe, die die Gemeinde nicht aufschieben könne. Die Investition hat den Schuldenberg verdoppelt, laut Statistikamt von 452.000 Euro Ende 2012 auf 1,04 Millionen ein Jahr später. Allerdings ist absehbar, dass das Minus auch wieder sinken wird. Die Investitionen werden über die Gebühren auf die Einwohner umgelegt.

Die Kreisverwaltung war Ende 2013 mit 28,289 Millionen Euro im Minus und hatte sich seit Ende 2012 um 26 Prozent entschuldet. Schon wenige Tage später war der Schuldenberg um weitere vier Millionen geschrumpft. Aktuell stehen nur noch 15 Millionen Euro zu Buche. Dennoch dämpft Traute McGregor zu viel Optimismus: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Schulden über unseren Immobiliendienst ausgelagert haben“, sagt die Leiterin des Fachdienstes Finanzen. Werden die dazu gerechnet, summiere sich der Schuldenberg auf 41,5 Millionen Euro. Die Einnahmen reichten nicht, um die Ausgaben zu decken. Von den gut 28 Millionen Schulden zum Jahreswechsel waren 9,6 Millionen Kassenkredite – Geld, das wie der private Dispo-Kredit kurzfristig nötig ist, um die laufenden Kosten zu bezahlen.

Seit Jahren bemühe sich der Kreis Segeberg, seinen Haushalt zu konsolidieren. Die Investitionen, bei denen die Reparatur der Straße der größte Posten ist, seien um 15 Prozent zurückgefahren worden. Mit vielen kleinen Maßnahmen versuche der Kreis, die Schulden zu verringern. „Die Entwicklung ist erfreulich, die Investitionen, bei denen die Reparatur der Straße der größte Posten ist, seien um 15 Prozent zurückgefahren worden.

Mit vielen kleinen Maßnahmen versuche der Kreis, die Schulden zu verringern. „Die Entwicklung ist erfreulich, aber aber wir gucken auch mit Sorgen in die Zukunft, weil wir noch nicht wissen, ob und wie die Finanzreform uns treffen wird“, sagt Finanzexpertin Traute McGregor.

„Wir haben uns ein paar Schritte vom Abgrund entfernt, vor dem wir 2011 noch standen. Die Tendenz muss sich aber weiter fortsetzen.“ So fasst Hans-Jürgen Kütbach, Bürgermeister von Bad Bramstedt, die finanzielle Situation der Kurstadt zusammen. Ende 2013 war die Stadt noch mit knapp 10,5 Millionen Euro im Soll, hatte im Vergleich zum Jahr zuvor aber acht Prozent Schulden abgebaut.

Bad Segeberg hat den Schuldenberg binnen Jahresfrist um zehn Prozent auf gut 37 Millionen Euro reduziert. „Nimmt man die städtischen Gesellschaften hinzu, hatten wir zum Jahreswechsel 60 Millionen Euro Schulden“, sagt Bürgermeister Dieter Schönfeld.

Dennoch hängt die Stadt mit vier Millionen Euro weiter am Tropf des Landes. Von zwei Schuldentreibern hat sich Bad Segeberg getrennt: dem Pflegeheim Eichenhof und „Fehmare“, dem Betrieb von Schwimmbädern unter anderem auf Fehmarn. Schönfeld will rund 300 Bauplätze vermarkten und die Einnahmen verbessern. Dazu sollen auch die Parkgebühren, die Zweitwohnungssteuer und die geplante Fremdenverkehrsabgabe beitragen. „Ziel ist, den Haushalt bis 2018 zu konsolidieren und die laufenden Kosten ohne Kredite zu finanzieren“, sagt der Bürgermeister.