Anwohner der Heidbergstraße halten die Steigerung für unangemessen. Vermieter Adlershorst sieht sich im Recht

Norderstedt. Die Mieter von Adlershorst an der Heidbergstraße sind sauer: Die Norderstedter Baugenossenschaft will die Mieten zum 1. August kräftig anheben. Die Nettokaltmiete soll auf einen Schlag um gut elf Prozent steigen, statt 536 Euro werden in einem Beispiel dann 596 Euro im Monat fällig. „Auf das gesamte Jahr hoch gerechnet, bedeutet das eine 13. Miete“, sagen die Betroffenen, die anonym bleiben wollen. Sie haben den Mieterverein Norderstedt eingeschaltet, der die Anhebung in dieser Höhe ebenfalls für nicht angemessen hält und maximal 30 Prozent mehr zugestehen würde.

Vor allem empört die Mieter, dass sich Adlershorst mit dem neuen Quadratmeterpreis an der Obergrenze des Norderstedter Mietenspiegels orientiert. „Dieser Richtwert setzt voraus, dass die Lage der Wohnung und die Ausstattung überdurchschnittlich gut sind“, sagt Kurt Plagemann vom Mieterverein. Gerade bei der Ausstattung träfen diese Qualitätsmerkmale aber nicht zu. In den Wohnungen sei seit Jahren nichts gemacht worden. Neue Bäder oder neue Küchen gab es nicht, auch eine Grundsanierung, die den Energieverlust eindämmt, hat das Wohnungsunternehmen nicht in Auftrag gegeben. „Wenn Wohnungen wie die an der Greifswalder Kehre komplett saniert werden, ist das durchaus ein Grund, die Mieten anzuheben, weil die Bewohner davon profitieren und sich Wohnqualität erhöht“, sagt der Mietervertreter.

Und über die Frage, ob die Lage als überragend einzustufen ist, könne man auch streiten, sagen die Mieter. Zwar sei die Moorbek-Passage mit ihren Geschäften nicht weit, relativ schnell seien der Busbahnhof in Norderstedt, die U-Bahn und die AKN zu erreichen. Auch Rathaus, Kino und die „TriBühne“ sind in der Nähe. „Aber leider hat sich die Heidbergstraße im Laufe der Jahre zu einer Durchfahrtsstraße entwickelt. Der Verkehr hat enorm zugenommen, von Ruhe kann gerade in der Hauptverkehrszeit nicht mehr die Rede sein“, sagt einer der Betroffenen.

Er weist darauf hin, dass die Mieten ohnehin schon über dem Durchschnittswert liegen, den der Norderstedter Mietenspiegel angibt. Danach fallen die Wohnungen in die Baualtersklasse zwischen 1971 und 1989. Die Miete für eine Wohnung mit einer Größe zwischen 71 und 80 Quadratmetern sollte laut Mietenspiegel, der von Vermietern wie Mietern anerkannt wird, zwischen 6,08 und acht Euro für den Quadratmeter festgesetzt werden. „Der Mittelwert liegt bei 7,01 Euro. Wir zahlen sowieso schon 7,20 Euro, mehr scheint uns nicht angemessen“, sagen die Mieter.

Der Vermieter hält an seiner Forderung fest: „Die bisherige Miethöhe entspricht nicht mehr der ortsüblichen Vergleichsmiete“, sagt Unternehmenssprecher Benjamin Schatte. Adlershorst habe die Miete seit mehr als einem Jahr nicht mehr erhöht und halte sich an die gesetzlichen Vorgaben, wonach der Vermieter die Mietpreise innerhalb von drei Jahren um maximal 20 Prozent anheben dürfe. Die Erhöhung bleibe klar unter diesem Grenzwert.

Der Mietenspiegel verzichte in dieser Baualtersklasse zudem auf Angaben zur Wohnlage. „Die spielt also bei der Anhebung der Miete keine Rolle“, sagt Schatte. Nach seiner Auffassung ist es gerechtfertigt, die Mietpreisspanne voll auszuschöpfen. Im Übrigen müssten auch nur die Altmieter mehr zahlen. Werden die Wohnungen neu vermietet, verlange das Unternehmen den neuen Mietpreis.

Kurt Plagemann vom Mieterverein hält aber die angekündigte Mieterhöhung nicht nur in der Sache für falsch. „Ich habe Adlershorst immer als soziales Unternehmen eingestuft. Doch wie hier jetzt den Höchstwert zu verlangen, hat mit Sozialpartnerschaft nichts zu tun.“ Diese Aussage möchte Schatte nicht kommentieren. Er weist aber darauf hin, dass es die Kernaufgabe einer Genossenschaft wie Adlershorst sei, Wohnraum zu angemessenen Preisen zu schaffen. „Es wäre unfair gegenüber den anderen Mietern, wenn wir einige bevorzugen würden, weil wir auf einen angemessenen Mietpreis verzichten“, sagt der Unternehmenssprecher.

Zudem müsse Adlershorst Einnahmen und Gewinne erzielen, die das Unternehmen dann wieder einsetze, um den Bestand zu pflegen, zu sanieren und zu modernisieren. Die grundlegende Sanierung der Wohnungen an der Waldstraße sei dafür ein Paradebeispiel.

Die meisten Mieter haben der Mieterhöhung inzwischen zugestimmt. Einige aber wollen sich nicht beugen. „Wir werden wahrscheinlich klagen, um die unserer Meinung nach völlig überhöhte Mietanhebung zu verhindern“, sagen sie. Zurzeit prüften sie mit einem Fachanwalt die Sachlage und bereiteten die Klage vor.