Eine Kita nach der anderen wird eröffnet. In Norderstedt liegt die Betreuungsquote bei fast 62 Prozent, ein Spitzenwert

Norderstedt. Kitas eröffnen – das steht regelmäßig im Terminkalender von Norderstedts Kinder-, Jugend- und Sozialdezernentin Anette Reinders. Am Wochenende war sie dabei, als das Evangelische Kita-Werk den neuen Kindergarten Thomaskirche in Glashütte eingeweiht hat. 30 Plätze für die Jüngsten sind hinzugekommen. Am 29.Juli steht der Spatenstich für die nächste Einrichtung an: Der Verein der Kinder wegen schafft 40 Plätze im Neubaugebiet Garstedter Dreieck.

„Das ist für mich ein positives Beispiel, wie Planung funktionieren sollte. Erst die Infrastruktur wie die Kita bauen, dann die Häuser und Wohnungen“, sagt Anette Reinders, die gerade wieder mit ihren Mitarbeitern Zwischenbilanz im Jugendhilfeausschuss gezogen hat. Weitere 180 Plätze für Kinder unter drei Jahren sollen in Norderstedt bis zum Sommer 2016 entstehen. Der Streifenentenclub hat seine neue Einrichtung mit 20 Plätzen schon eröffnet, die ULNA gGmbH, die Kitas nach skandinavischem Vorbild in Deutschland realisiert, hat Richtfest für ihre neue Einrichtung im Neubaugebiet Müllerstraße mit 30 Krippen- und 40 Plätzen für die Drei- bis Sechsjährigen gefeiert. Beschlossen haben die Politiker zwei weitere Bauanträge des Evangelischen Kita-Werks. Der kirchliche Träger will die Kita Schalom aus- und umbauen und 20 zusätzliche Plätze für die Ein- bis Dreijährigen anbieten, 30 Krippen- und 40 ältere Kinder sollen im Neubau an der Stettiner Straße Platz finden. Die Stadt will die beiden Standorte der Kita in Friedrichsgabe an der Glockenheide und an der Ostdeutschen Straße zusammenlegen und Kapazitäten für weitere 20 Kinder schaffen.

Seit Jahren erweitern die Stadt, der Kreis Segeberg und die Nachbarorte das Kontingent für die Krippenkinder – Anlass ist der Rechtsanspruch auf Betreuung, den Eltern seit vorigem August haben und einklagen können. Die Nachfrage zu befriedigen, ist eine echte Mammutaufgabe. Immer wieder muss die Verwaltung die Zielzahl nach oben korrigieren. Schon früh hat sich gezeigt, dass die noch von der damaligen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder genannte Versorgungsquote von 35 Prozent deutlich zu niedrig angesetzt war. Norderstedt ging zuletzt von 65 Prozent aus. „Aber auch da müssen wir wohl noch ein paar Prozent drauflegen“, sagt Reinders.

Insgesamt sei die Situation aber relativ entspannt. Die Eltern seien geduldig und zeigten Verständnis für die Situation. Anette Reinders rät allen, die ihr Kind in der Wunscheinrichtung unterbringen wollen, sich frühzeitig um einen Platz zu bemühen. Inzwischen liegt die Versorgungsquote bei 61,8 Prozent, gut sechs von zehn Kindern zwischen einem und drei Jahren können betreut werden, allerdings nicht alle in einer Norderstedter Kita. Die Eltern von 48 Kindern sind nach Hamburg ausgewichen, dafür zahlt Norderstedt den Hamburger Trägern einen Kostenausgleich. „Für alle, die ohnehin in der Metropole arbeiten, ist das eine gute Alternative, die zunehmend wahrgenommen wird“, sagt die Dezernentin. Von Oktober 2013 bis April 2014 ist die Zahl um 30 Kinder gestiegen. Immerhin knapp vier Prozent werden in Hamburger Kitas, nochmals 2,7 Prozent bei einer Hamburger Tagespflegeperson betreut. Auch bei den Drei-bis Sechsjährigen schließt Hamburg die Lücke: 49 Jungen und Mädchen haben dort einen Platz gefunden. „Die Kinder, die in Hamburg betreut werden, würden eine komplett neue Kita füllen“, sagt Anette Reinders.

Henstedt-Ulzburg: Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg hat von 2009, als es nur die Krippe Kranichstraße mit zehn Plätzen gab, bis heute 160 neue Plätze in Kindertageseinrichtungen und rund 100 Plätze in der Tagespflege geschaffen. Im November 2013 wurden die Krippen in der Kita Theodor-Storm-Straße (Umbau ehemaliges Hausmeisterhaus) und Waldkita (Umbau ehemaliges Wohnhaus Dreangel) eröffnet, im April hat der Modulbau an der Kita Beckersberg mit drei Gruppen den Betrieb aufgenommen. Die Baukosten für die drei Einrichtungen liegen bei gut 1,5 Millionen Euro, wobei mehr als die Hälfte aus Fördermitteln des Bundes finanziert wurde.

Die Betreuungsquote liegt aktuell bei 37,24 Prozent. Der Jugendhilfeausschuss des Kreises Segeberg hat die endgültige Quote für die Gemeinde auf 41 Prozent festgelegt. Mit den Planungen für den Anbau an die Krippe Beckersberg, die 2015 realisiert werden und Platz für drei Krippengruppen bieten soll, wird sich die Zahl der Betreuungsplätze auf 300 und damit die Quote auf 41,37 Prozent erhöhen. Die Gemeinde selbst sieht für die Zukunft weiteren Ausbaubedarf, konkrete Planungen gibt es zurzeit noch nicht.

Kaltenkirchen: Die Stadt hat seit 2012 in mehreren Einrichtungen knapp 100 Plätze für die Jüngsten geschaffen. Die Versorgungsquote liegt derzeit bei 38,79 Prozent und damit knapp unterhalb der Marke von 40 Prozent, die nach Aussage der Stadt als ausreichend angesehen wird. Die Verwaltung geht allerdings davon aus, dass der Bedarf in den nächsten Jahren steigen wird. Die Betreuung der Krippenkinder stoße auf wachsende Akzeptanz, zunehmend arbeiteten beide Elternteile. Zudem werde Kaltenkirchen neue Baugebiete (Wiesenpark, Lindrehm-Süd, Seequartier) ausweisen und zusätzliche Kindertagesstätten mit Krippen- und Elementarplätzen bauen.

Bad Bramstedt: Die Kirche hat an der Kita Arche am Bissenmoorweg zwei Krippengruppen mit je zehn Plätzen geschaffen, die im Mai den Betrieb aufgenommen haben. Die Stadt baut an der Altonaer Straße eine Einrichtung, die 30 Plätze für die Jüngsten und 20 für die Elementarkinder bieten soll. Die Kosten für beide Einrichtungen belaufen sich auf rund 2,4 Millionen Euro, der Bund gibt rund eine Million dazu. Laut Bedarfsplan des Kreises für die Kitas soll Bad Bramstedt für jedes zweite Kind im Krippenalter eine Betreuung anbieten. „Das entspricht 162 Plätzen, jetzt sind wir bei 130“, sagt Jörg Kamensky, Leiter des Bürgeramtes. Er geht davon aus, dass das Angebot zunächst reicht.