Am Sonnabend beginnt die 63. Karl-May-Saison in Bad Segeberg mit vielen bekannten Schauspielern
Bad Segeberg. Die Titelfigur ist weiblich, schlüpft aber in eine Männerrolle: Jimmy heißt die acht Jahre alte Weißrückengeierdame aus Afrika, die bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg eine wichtige Rolle spielt. Denn immerhin heißt das diesjährige Stück „Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado“. Jimmy und der afrikanische Weißkopfseeadler Cliff übernehmen zusammen mit 25 Pferden die tierischen Parts der Inszenierung, die Hauptrollen aber spielen die TV-Stars Jan Sosniok, Wayne Carpendale und Christian Kohlund. Am Sonnabend, 28.Juni, beginnt die 63. Karl-May-Saison im Segeberger Freilichttheater am Kalkberg.
322.424 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr, um sich „Winnetou I – Blutsbrüder“ anzusehen – das war ein Rekordergebnis. Ob es übertroffen wird, hängt in erster Linie vom Wetter ab: Ist es zu heiß, bleiben die Zuschauer weg, ist es zu kalt und nass, ebenfalls. Richtiges Karl-May-Wetter fühlt sich so an: milde Temperaturen, Wolken am Himmel, aber kein Regen. Gerne kann es auch etwas kühler sein. Erst in zweiter Linie, das hat sich bisher gezeigt, lockt das Staraufgebot die Zuschauer an. Wie immer sind 200.000 zahlende Zuschauer nötig, um die Produktionskosten von rund vier Millionen Euro zu decken. Alles, was darüber hinaus geht, wird als Gewinn verbucht. Bisher hat es fast immer geklappt: Die Kalkberg GmbH führt das finanziell erfolgreichste Privattheater in Deutschland.
In diesem Jahr gibt es an bekannten Namen keinen Mangel: Jan Sosniok sitzt bei den TV-Produktionen zwar nicht in der ersten Reihe, hat aber in vielen Fernsehspielen mitgewirkt, sodass sein Gesicht bekannter ist als der Name. Vor allem hat er sich 2013 als solider und verlässlicher Winnetou-Darsteller erwiesen, der auch in Kampfszenen eine gute Figur macht. Wayne Carpendale, nach 2002 und 2013 zum dritten Mal dabei, sucht nach dem Ende der Landarzt-Serie noch seinen Weg. Die Rolle des Old Shatterhand ist für ihn daher eine angenehme Möglichkeit, ein leichtes Vakuum zu füllen.
Christian Kohlund ist ein wirklicher Star: Er beherrscht, das zeigte sich bei der Presse-Vorführung, die Bühne. Sein Charisma prägt die Inszenierung entscheidend, seine markante Stimme mit dem leichten schweizer Akzent ist bemerkenswert. Kohlund, der als einziger Hauptdarsteller über eine ausgeprägte Bühnenerfahrung verfügt, spielt einen Priester, der sich als Scheinheiliger als Kopf einer Gangsterbande entpuppt. Er kann zwar reiten, lässt sich aber während der Aufführung kutschieren oder stapft gemessenen Schrittes durch die Arena. Das Risiko einer Verletzung ist der Kalkberg GmbH zu groß.
Zwei Karl-May-Allstars geben der Inszenierung den besonderen Pfiff: Joshy Peters, seit 1987 dabei, ist Buffalo Bill, der einst Begründer des modernen Showbusiness war. Er tritt während der Aufführung mit seiner Gauklertruppe auf und sorgt für zusätzliche Turbulenzen. Das hat sich der Segeberger Michael Stamp, der Autor der Bühnenfassung, ausgedacht. In den Büchern von Karl May taucht Buffalo Bill nicht auf. Nicolas König hat die Rolle des etwas undurchsichtigen Bloody-Fox übernommen, von dem die Zuschauer lange Zeit nicht wissen, ob er zu den Guten oder den Bösen gehört.
Ansonsten haben Regisseur Norbert Schultze jr. und Autor Michael Stamp wieder alles verquirlt, was zu einer perfekten Karl-May-Inszenierung gehört: Explosionen, Feuerbrünste, Liebe, Sehnsucht und viel, viel Humor, für den hauptsächlich die in Bad Segeberg bestens bekannten Darsteller Uwe Karpa (Prof. Hieronimus Zacharias Schmalfuß) und Stephan A. Tölle (Juggle-Fred) zuständig sind.
Bei allem Getöse ist die Handlung beinahe zweitrangig: Die Llanogeier, eine Bande skrupelloser Gangster, führen Reisende in die Irre, die Comanchen haben nach einen kaltblütigen Mord an ihrem Häuptling das Kriegsbeil ausgegraben und wollen an allen Bleichgesichtern Vergeltung ausüben.
Winnetou will einen Krieg zwischen Roten und Weißen verhindern und wird dabei von Old Shatterhand unterstützt. Ihr Weg führt auch in das sagenumwobene Singende Tal und in die geheime Oase mitten in der Wüste, wo sich das Geheimnis um den „Geist des Llano Esacado“ aufklärt. Eine besondere Rolle spielt der geheimnisvolle Priester Tobias Preisegott Burton, der seine Mitmenschen stets mit Bibelsprüchen verblüfft.