Gutes Omen: Beim Kickern setzt sich das Abendblatt-Team gegen Portugal durch

Norderstedt. Die Zeremonie fällt etwas bescheidener aus. Wo viele Tausend Kilometer entfernt in Salvador an diesem Montag kurz vor 18 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit die Nationalhymnen von Deutschland und Portugal erklingen werden, bleibt es in Norderstedt beim Handshake. Der sportliche Ehrgeiz aber, der ist ungebrochen. Vor dem mit Spannung erwarteten Auftakt der WM-Gruppe G forderte die Norderstedt-Redaktion des Abendblatts einen Portugiesen zum Duell. Allerdings nicht auf dem grünen Rasen, sondern am Kicker im Tischfußball-Leistungszentrum des HSV an der Ulzburger Straße.

Denn wer Rafael Monteiro kennt, weiß, dass er mit einem richtigen Fußball erhebliche Vorteile hätte. Geboren ist der 24-Jährige in Hamburg, hat aber mit seinen Eltern eine Zeit lang in Portugal, genauer gesagt in der Stadt Viseu im Nordosten, gelebt. Ausgebildet wurde er unter anderem in der Jugend von Eintracht Norderstedt, er spielte beim Garstedter Club auch für die Oberliga-Herren, ehe er schließlich in den Kreis Stormarn zum Oststeinbeker SV wechselte. Dort sorgte er für mächtig Aufsehen, erzielte in der Landesliga 44 Saisontore und schoss sein Team damit zum Aufstieg. Und nicht nur das. Monteiro ist auch Leistungsträger der Hamburg Panthers, einem zweifachen deutschen Futsal-Champion.

Im Tischfußballzentrum auf der Paul-Hauenschild-Anlage sieht es anders aus. Monteiro, der seinen besten Kumpel Yalcin Ceylani, einen etablierten Oberliga-Keeper, als Unterstützung mitgebracht hat, stapelt schon vor Anpfiff tief. „Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr gekickert.“

Doch wer sich fragt, ob Rafael Monteiro wirklich portugiesische Fußball-Gene in sich trägt, bekommt rasch die Antwort. Mit rechts täuscht der Ballzauberer an, lässt den Verteidiger mit einer blitzschnellen Finte buchstäblich links liegen und vollendet mit einem unhaltbaren Flachschuss in die lange Ecke. Torinstinkt eben.

Auf Mittelfeldgeplänkel verzichten beide Seiten durchgehend. Es geht direkt nach vorne, den Torhütern fliegen die Kugeln um die Ohren. Für Trash Talk bleibt da kaum Zeit, schließlich geht es um die Ehre. Die Ergebnisse sind knapp: Erst 7:6 für „Portugal“, dann schlagen die Abendblatt-Kicker mit dem gleichen Resultat zurück. Vor der entscheidenden Runde schnaufen die Kontrahenten kurz durch.

Ähnlich umkämpft wird auch das Treffen in Salvador sein, davon ist Rafael Monteiro überzeugt. „Es ist das erste Spiel, da werden beide zunächst einmal nicht verlieren wollen. Also, gegen Kamerun hat man gesehen, dass die Deutschen auch nicht so gut drauf sind. Aber Portugal sollte Standardsituationen vermeiden, wir sind fast alle einen Kopf kleiner.“ Also ein Unentschieden? „Kann schon sein.“ Vieles werde davon abhängen, ob Portugal seinen Weltfußballer, die Tormaschine Cristiano Ronaldo, gewinnbringend in Szene setzen kann. „In den Playoffs gegen Schweden hat Ronaldo uns alleine zur WM geschossen. Wer weiß, ob wir ohne ihn dabei wären. “

Wer wie Monteiro aus der Ferne mitzittert, muss auch aus anderen Gründen leidensfähig sein, wenn es darum geht, den Job mit der WM zu vereinbaren. Gerade die nächtlichen Anstoßzeiten sind für Berufstätige schwierig. „Ich stehe schließlich täglich um 5.30 Uhr auf", sagt Rafael Monteiro, der in Langenhorn lebt und in Norderstedt eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik macht. Das Match seiner Portugiesen gegen die USA beginnt beispielsweise, wenn hierzulande die Uhren auf Mitternacht stehen. „Aber beim Fußball schlafe ich nie ein“, sagt er.

Beim Tischfußball gelingt das in der entscheidenden Phase nicht. Monteiro und Ceylani führen im dritten Durchgang bereits mit 4:2, Deutschland ist also schwer angeknockt. Doch dann dreht sich die Partie – die nächsten fünf Treffer bis zum 7:4-Endstand gehen allesamt auf das Konto des Abendblatts, in Norderstedt bleiben die Punkte also beim Team mit dem Bundesadler auf der Brust. Das Achtelfinale ist damit jedoch noch lange nicht erreicht, denn der Kicker-Clash mit dem nächsten Gruppengegner Ghana steht bereits unmittelbar bevor.