Wer muss die Sanierung des Bauwerks im Naturschutzgebiet bezahlen? Der Nabu sorgt sich um bedrohte Pflanzen

Henstedt-Ulzburg. Eine kleine Brücke ist zum Streitobjekt zwischen dem Land Schleswig-Holstein und der Gemeinde Henstedt-Ulzburg geworden. Wem gehört die Holzbrücke, die im Naturschutzgebiet Oberalsterniederung die Alster überspannt, und wer ist folglich dafür zuständig, das Bauwerk instand zu halten? Das ist die Gretchenfrage, für die es momentan keine Antwort gibt. Die unklare Lage hat Folgen. „Wir wissen nicht, wie wir die Maaht von der Wiese abtransportieren lassen sollen“, sagt Horst Bollmann vom Naturschutzbund Norderstedt, der sich um eine ökologisch wertvolle Fläche im drittgrößten Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins kümmert.

Einmal im Jahr wird das Gras geschnitten, damit sich die seltenen Pflanzen entwickeln können. „Das geschieht meist erst im September, wenn die Samen geflogen sind, sodass neue Pflanzen wachsen können“, sagt Joachim Haase vom Nabu. Die Kosten für den Schnitt übernimmt die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Segeberg, die eine Pflegefirma beauftragt. Die Landschaftsgärtner haben bisher die Mahd auf 7,5-Tonner geladen, die Fracht über die Brücke transportiert und auf größere Lastwagen umgeladen. Doch das funktioniert nicht mehr, ein Schild versperrt den 7,5-Tonnern die Durchfahrt. Die Schilder, die die Gemeinde auf beiden Seiten aufgestellt hat, begrenzen die maximale Brückenlast auf 2,5 Tonnen.

„Seit fünf Jahren führe ich einen Schriftwechsel mit der Gemeinde wegen der Brücke. Nun kam ein Schreiben, das uns doch enttäuscht“, sagt Peter Ahlers, Dritter im Bunde der Nabu-Aktivisten. Die Gemeinde weist auf die ungeklärten Besitzverhältnisse hin und nennt 100.000 Euro, die nötig seien, um die Brücke zu verstärken. Das Geld wollen die Henstedt-Ulzburger nicht ausgeben. „Wir kämpfen um jede Ausgabe und sind nicht bereit, hier zu investieren. Wir gehen davon aus, dass das Land Eigentümer und für die Instandhaltung zuständig ist“, sagt Bauamtsleiter Jörn Mohr. Das Holzbauwerk sei vor Jahrzehnten vom Land in Auftrag gegeben worden. Nun aber heiße es aus Kiel: Die Brücke steht auf euren Flächen.

Weiter heißt es in der Antwort aus dem Henstedt-Ulzburger Rathaus an den Nabu, es handele sich um keinen öffentlichen Weg, folglich bestehe auch kein öffentliches Interesse daran, die Brücke zu sanieren. „Das stimmt nicht. Das ist ein offizieller Wanderweg durch das Naturschutzgebiet. Erst vor kurzem seien dort Schilder aufgestellt worden, die über die vom Aussterben bedrohten Pflanzen und die Besonderheit der Landschaft informieren. Regelmäßig drehten Spaziergänger ihre Runden am Naturschutzgebiet entlang. „Und die Gemeinde schmückt sich gern damit und betont, wie grün sie doch ist“, sagt Ahlers.

Gerade erst hat ein Biologe die Fläche begutachtet und 116 Pflanzenarten ermittelt, 34 davon stehen auf der Roten Liste des Landes, in der die bedrohten Arten aufgeführt werden. Symbol der seltenen Pflanzen sei hier das breitblättrige Knabenkraut, eine Orchideenart. Der Bestand schwanke stark, aktuell haben die Nabu-Vertreter 1200 Exemplare gezählt, im Vorjahr waren es noch 4077, 2001 war das Rekordjahr mit 5000 Exemplaren. Auch weitere stark bedrohte Arten wie der Fieberklee, das Moorlabkraut und der straußblättrige Gilbweiderich wachsen hier fernab des Verkehrs.

„Wir können inhaltlich den Argumenten der Gemeinde folgen. Was uns enttäuscht, ist, das man keine Lösung vorschlägt und offensichtlich kein Interesse hat, gemeinsam mit uns eine zu finden“, sagt Bollmann, zumal der Nabu nicht der einzig Betroffene sei. Auch Landwirte und die Stiftung Naturschutz seien auf die Brücke angewiesen. „Unabhängig von der Auseinandersetzung mit dem Land werden wir auf jeden Fall das Gespräch mit dem Nabu und anderen Nutzern such, um gemeinsam das Problem zu lösen“, sagt Bauamtsleiter Mohr.