Auf einer 16 Quadratmeter großen Leinwand können Fans die Spiele sehen. In Bad Segeberg findet zum fünften Mal ein Public Viewing statt

Norderstedt. Wie vermutlich 80 Prozent aller Deutschen wird auch Thomas Nordmeier die Fußball-Weltmeisterschaft in seinem Wohnzimmer schauen. Die Couch, der Flatscreen-TV, das Pils aus dem Kühlschrank, das gehört dazu. Wobei die Dimensionen absolut variieren können. Bei Nordmeier ist der Fernseher nämlich 3,5 Tonnen schwer, der Bildschirm ist 16 Quadratmeter groß und Gäste kann er gar nicht genug bekommen. Deswegen hat der Geschäftsführer der Gaststätte Alter Reporter im Biergarten seines Lokals am Glashütter Damm eine LED-Leinwand aufstellen lassen. „Übertrieben – aber im positiven Sinne“, so beschreibt Nordmeier zur Begrüßung, was er sich zum sportlichen Highlight des Jahres hat einfallen lassen.

„Auf die Idee sind wir vor drei Monaten gekommen. Erst dachten wir an einen Beamer mit Leinwand, aber hätte technisch nicht funktioniert. Jetzt machen wir eine Riesensause daraus. Es gibt Spanferkel, wir grillen, haben täglich einen Bierwagen. Ich sehe das als Dienstleistung für die Gäste.“

In Norderstedt dürfte das die beste Gelegenheit sein, mit möglichst vielen Gleichgesinnten die Matches zu schauen. Inklusive Stehplätze könnten sich im Alten Reporter durchaus Hunderte von Menschen zusammenfinden. Und zwar nicht nur für die Auftritte der deutschen Nationalmannschaft im fernen Brasilien, sondern je nach Geschmack auch für alle weiteren Begegnungen – insgesamt 64 werden es sein. „An jedem Abend werden hier Spiele übertragen“, sagt Nordmeier, schränkt aber im nächsten Satz ein wenig ein: „Wir müssen auch erst einmal ein paar Erfahrungswerte sammeln, wie es hier nach 0 Uhr noch frequentiert ist. Es kommt ja auch auf das Wetter an. Obwohl wir bei den letzten vier Turnieren immer gutes Wetter hatten.“

Der Verweis auf die späten Abendstunden kommt nicht von ungefähr. Aufgrund der Zeitverschiebung – Sao Paulo liegt beispielweise fünf Stunden hinter Deutschland – werden manche Partien eben erst um 21 Uhr oder sogar um Mitternacht angepfiffen. Was das bedeuten könnte, hat die Verwaltung bereits unlängst mitgeteilt: „Für alle Veranstaltungen bei [...] Gaststätten mit Terrassen gelten die ganz normalen Lärmschutzregelungen. Und ab 22 Uhr beginnt die klassische Nachtruhe.“

Das weiß natürlich auch Thomas Nordmeier. Mit der Stadt hat er das Gespräch gesucht, dem Ordnungsamt seine Vorstellungen erklärt – und durchaus offene Ohren gefunden. „Die Behörde ist uns entgegengekommen. Ich hoffe, dass es keine Beschwerden geben wird, schließlich ist eine WM nur alle vier Jahre. Wir haben hier eine gute Nachbarschaft. Und es sind vielleicht zwei Tage, die kritisch werden könnten.“ So etwa, wenn die deutsche Auswahl ihre Vorrundengruppe gewinnt – dann würde das Achtelfinale am Montag, 30. Juni, um 22 Uhr beginnen.

Rüdiger Müller-Baran, Leiter des Ordnungsamtes, sieht den Fußballabenden im Alten Reporter entspannt entgegen. Spielverderber will die Behörde nicht sein, bittet aber auch um Rücksichtnahme. „Sowohl wir als auch die Polizei werden im Zeitraum der Fußball-WM mit Augenmaß vorgehen. Wir wollen den Menschen in unserer Stadt einen schönen Fußball-Sommer bescheren. Aber wir müssen auch diejenigen Menschen schützen, die nicht so fußballbegeistert sind wie andere.“

Übrigens: Mit etwas mehr Vorlauf wären die Norderstedter sogar in den Genuss einer WM-Party im Stadtpark gekommen. Nordmeier bestätigt, dass die Stadt dies angeregt hatte, er zu diesem Zeitpunkt aber bereits mitten in den Vorbereitungen für die eigene Veranstaltung gesteckt habe. „Aber wenn wir jetzt Erfolg haben, werde ich für das nächste Turnier definitiv über eine Veranstaltung im Stadtpark nachdenken.“

In Bad Segeberg ist man da bereits weiter. Dort lädt Möbel-Kraft zum fünften Mal in seine „WM-Arena“ auf dem Parkplatz vor dem Einrichtungshaus ein. 1500 Sitz- und 5000 Stehplätze gibt es bei diesem Public Viewing, der Eintritt ist frei, jede Partie wird auf einer 30 Quadratmeter großen LED-Leinwand gezeigt, geöffnet wird jeweils eine Stunde vor Anpfiff der ersten Partie des jeweiligen Tages beziehungsweise am Donnerstag anlässlich der WM-Eröffnungsfeier bereits um 19 Uhr.