Bei den Zweitliga-Handballern des SV Henstedt-Ulzburg bleiben trotz Zweitliga-Spielberechtigung viele Fragen offen

Henstedt-Ulzburg. Ist jetzt Zeit für Träumereien? Dürfen nach dem Drama um die Nichterteilung der Bundesliga-Lizenz für den HSV Handball die Fans in und um Henstedt-Ulzburg herum, die sich in die Satzung des Deutschen Handball Bundes vertieft haben, Planspiele für eine Spielgemeinschaft von SVHU und HSV betreiben? Unmöglich scheint nichts mehr.

Nach der Erteilung der Zweitliga-Lizenz durch die DKB Handball-Bundesliga (HBL) am Mittwoch herrscht im Umfeld der Handballmänner des SVHU kein großes Durchatmen. Schließlich hat die Lizenzierungskommission den „Frogs“ einige Hausaufgaben mitgegeben, die Olaf Knüppel, Geschäftsführer der Profi-Handballer des SVHU, und seine Mitstreiter im Wirtschaftsrat bis zum 10. Juni erledigen müssen.

Nach der Insolvenz der SVHU Handball GmbH im Laufe der Saison 2013/2014 überraschte es keinen Beteiligten auf Seiten der „Frogs“, dass die HBL nun strenge Maßstäbe ansetzen würde. „Deshalb haben wir uns nach intensiven Beratungen erst spät für den Lizenzantrag entschieden und dann in sehr kurzer Zeit einen soliden Etat vorlegen müssen“, sagte Wirtschaftsrats-Vorsitzender Jürgen Hauser. „Nun müssen wir der HBL gegenüber noch weitere Sicherheiten erbringen.“

Neben dem zusätzlichen Liquiditätsnachweis verlangt der Verband, dass der eingereichte Rahmen für Personalkosten nicht überschritten wird. „Das ist völlig korrekt“, sagt Hauser, „natürlich wollen wir eine starke Mannschaft präsentieren, aber wir können nur so viel Gehalt zahlen, wie wir einnehmen.“

Vorsicht, die mit Blick auf die prekäre Situation bei den Bundesliga-Handballern in Hamburg mehr als begründet ist. Dem HSV, dessen finanzielle Basis bis zu dessen Rückzug fast ausschließlich aus dem Engagement von Mäzen Andreas Rudolph bestand, war zu Wochenanfang auch zweiter Instanz die Erstliga-Lizenz verweigert worden.

Ein Schicksal, das Knüppel und Wirtschaftsrat durch das während der Drittliga-Rückrunde neu installierte Finanzierungskonzept für das Handball-Flaggschiff der Region abwenden konnten. In einem Misch-Arrangement aus Gehältern und (Teilzeit-)Beschäftigungen bei Sponsorbetrieben konnte der Spielbetrieb bis zum Titelgewinn in der Nordstaffel und nun auch für die kommende Punktrunde gesichert werden.

Und dass der Haushalt 2014/2015 nicht mit gar zu spitzem Bleistift gerechnet werden muss, dafür sieht Jürgen Hauser klare Anzeichen: „Seitdem wir unsere Lizenzunterlagen mit Sponsorenverträgen belegt haben, hat es mittlerweile sowohl eine weitere signifikante Zusage als auch eine Reihe viel versprechender Gespräche gegeben.“

Wie signifikant und wie viel versprechend muss sich zeigen, fest steht aber, dass die Henstedt-Ulzburger jede weitere Spielerverpflichtung einzeln durch eine tragfähige Finanzierung von der Liga absegnen lassen müssen. Eine Problematik, bei der nun auch wieder der HSV Handball ins Spiel kommt.

Denn neben dem schon für die Henstedt-Ulzburger in der Drittliga-Rückrunde aktiven Torhüter Max-Henri Herrmann, 20, haben die SVHU-Macher für die kommende Serie auch fest mit dem Einsatz der HSV-Talente Robert Schulze, 22, und Kevin Herbst, 20, geplant, die per Zweitspielrecht einen Großteil ihrer Einkünfte weiterhin aus dem Etat des Bundesligisten beziehen sollten. „Der Status von diesen drei Jungs bleibt so lange unsicher, wie auch ungewiss ist, ob und wie es mit dem HSV Handball weitergeht“, sagte Olaf Knüppel merklich besorgt und mit Blick auf die anstehende Mitgliederversammlung bei den Hamburgern.

Außergewöhnliche Umstände, die vielleicht Raum für außergewöhnliche Wege schaffen. Blickt man in die Spielordnung des DHB, so steht dort unter Paragraf 4 zusammengefasst, dass Spielgemeinschaften auch aus einzelnen Mannschaften von Vereinen und – mit Zustimmung der jeweiligen Verbände – auch länderübergreifend gebildet werden dürfen. Das ließe theoretisch Raum für eine SG aus HSV Handball und SV Henstedt-Ulzburg – zumindest für die 2. Bundesliga. Normalerweise eine Idee, die in den Bereich wilder Phantasien gehört – aber normal ist im Handball im Großraum Hamburg schon lange nichts mehr...