Heike Feig leitet das Bürgeramt der Stadt. Sie ist eine von 1200 Verwaltungsmitarbeitern

Die Verwaltung gibt es offiziell nicht, jedenfalls nicht in der Gemeindeordnung. Dort reduziert sich das, was wir alle Verwaltung nennen, auf den Oberbürgermeister. Nicht als Person, sondern als Organ. In Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote vereinigen sich gewissermaßen alle 1200 Mitarbeiter, die die Stadt am Laufen halten, die den Müll wegfahren, Kinder betreuen, Personalausweise ausgeben, Wohngeld auszahlen oder neue Straßen planen. „Deswegen steht im Briefkopf ,Stadt Norderstedt, der Oberbürgermeister’“, sagt Grote, der natürlich, wie jedermann, im Alltag den gebräuchlichen Begriff benutzt und folglich auch den Titel Verwaltungschef trägt.

Wie ein Baum verzweigt und verästelt sich die Norderstedter Stadtverwaltung. Die meisten Beschäftigten arbeiten außerhalb des Rathauses in den Kitas, als Sekretärinnen und Hausmeister in den Schulen, auf dem Bauhof, in den Grünanlagen. Nur rund ein Drittel hat seinen Arbeitsplatz im Verwaltungsgebäude, das seit 1984 am Rathausplatz steht und als Schaltzentrale fungiert. „Draußen arbeiten diejenigen, die das operative Geschäft betreiben, das die Bürger direkt zu spüren bekommen. Im Rathaus ist die Verwaltung der Verwaltung angesiedelt“, sagt Grote. Die ist hierarchisch strukturiert. Das letzte Wort hat der Oberbürgermeister, der zugleich auch Dezernent und zuständig für Finanzen, Personal, Feuerwehr und Katastrophenschutz ist. Zu seinem Dezernat gehören zudem das neu gebildete Amt „Nachhaltiges Norderstedt“ und das Bürgeramt – die Anlaufstelle, die viele Norderstedter kennen.

Mitarbeiter des Bürgeramtes stellen jährlich etwa 14.000. Dokumente aus

„Wir sind das am meisten besuchte Amt“, sagt Amtsleiterin Heike Feig. Allein 200 Besucher pro Tag kommen ins Meldeamt, den Fachbereich Einwohnerwesen, wie es offiziell heißt. Die Mitarbeiter stellen rund 14.000 Dokumente pro Jahr aus, Personalausweise, Kinderausweise und Reisepässe, sie bearbeiten An- und Abmeldungen, leiten Führerscheine, die umgeschrieben werden sollen, an den Kreis weiter und geben sie wieder an den Inhaber zurück. „Viel Arbeit läuft auch im Hintergrund. So müssen wir regelmäßig Anfragen beantworten. Gläubiger wollen zum Beispiel wissen, ob Schuldner noch an der angegebenen Adresse wohnen“, sagt Heike Feig. Die Mitarbeiter geben Auskunft, natürlich nur, so weit das der Datenschutz erlaubt. Zudem arbeitet das Team eng mit der Einbürgerungsbehörde des Kreises zusammen, die ersten Migranten bekamen im Vorjahr ihre Einbürgerungsurkunden.

Viele Norderstedter wollen wissen, was der neue Personalausweis alles kann

Zweiter bürgernaher Bereich ist das Standesamt. Die fünf Standesbeamten im Haus und die eine Kollegin in der Außenstelle Ellerau trauen pro Jahr 350 Paare – ein Vorgang, der zumindest sprachlich deutlich an Gewicht verloren hat: „Früher wurde das Aufgebot bestellt, heute meldet man die Eheschließung einfach an“, sagt Heike Feig, die, wie der Oberbürgermeister, ebenfalls die Lizenz zum Trauen besitzt und einspringen kann, wenn eine Kollegin ausfällt. Immer häufiger ist intensive Recherche im Vorfeld nötig, wenn die Standesbeamtinnen ermitteln müssen, ob eine Eheschließung im Ausland auch in Deutschland gültig ist. Doch Trauungen sind nur ein Teil aus dem komplexen Arbeitsleben der Standesbeamten. Sie dokumentieren Geburten, Kirchenaustritte und Sterbefälle, beschäftigen sich mit dem Wunsch nach einem anderen Namen und der Anerkennung von Vaterschaften.

Auch die Info im Rathausfoyer gehört zum Kompetenzbereich der Amtsleiterin. „Der korrekte Name Zentraler Bürgerservice beschreibt deutlich besser, das die Mitarbeiter nicht nur Besuchern sagen, wo sie hin müssen“, sagt Heike Feig. Denn das Team leistet auch Service für die Kollegen. Sie stellen Telefonkontakte zu Botschaften im Ausland her, wenn dort einem Norderstedter alle Dokumente gestohlen wurden und Heike Feig die Existenz bestätigen muss. „Ich habe ein tolles Team, sehr engagiert und immer bereit, die vielen Neuerungen und gesetzlichen Änderungen aufzunehmen“, sagt die Chefin, die festgestellt hat, dass immer mehr Besucher in den Randzeiten kommen. Auch der Info-Bedarf steigt. So wollten viele wissen, was der neue Personalausweis alles kann.

Neben dem Oberbürgermeister gibt es zwei weitere Dezernenten, die den Chef auch vertreten. Zum Dezernat II, das Anette Reinders leitet, gehören das Amt für Familie und Soziales mit der Jugendhilfe, das Amt für Schule, Sport und Kindertagesstätten und das Kulturamt mit Musikschule und Kulturbüro. Dritter im Führungstrio ist Thomas Bosse, Chef des Dezernats III. Dazu gehören die Ämter für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, für Ordnung und Bauaufsicht, für Gebäudewirtschaft und das Betriebsamt mit der Müllabfuhr, der Pflege von Parks und Grünflächen, der Straßenreinigung und dem Gebrauchtwarenhaus Hempels.

Die Stadt vereint unter ihrem Dach zahlreiche Beteiligungsgesellschaften

Insgesamt gibt es 15 Ämter mit 32 Fachbereichen. Außerhalb der hierarchischen Struktur stehen die Gleichstellungsstelle und die Stadtwerke, die direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet sind, die Bildungswerke mit Volkshochschule und Stadtbüchereien, die bei Anette Reinders angesiedelt sind, und die Teams, kleine flexible Einheiten mit gleichberechtigten Mitarbeitern, die einen Sprecher bestimmen. „Wer was wie entscheidet und zu verantworten hat, ist entweder gesetzlich geregelt, durch Vergabe-Ordnungen wie im Bauwesen oder durch interne Dienstanweisungen“, sagt Grote.

Doch die Stadt ist nicht nur Arbeitgeber für die klassische Verwaltung. Sie fungiert gleichermaßen als Konzern und vereint unter ihrem Dach eine wachsende Zahl von Beteiligungsgesellschaften. Söhne und Töchter gehören überwiegend zu 100 Prozent der städtischen Mutter. Das gilt für die Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH mit „TriBühne“ und Kulturwerk, die Wirtschaftsförderer von der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, das städtische Alten- und Pflegeheim Haus im Park, die Norderstedter Bildungsgesellschaft, die Jugendliche beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt, der Kommunikationsanbieter wilhelm.tel und die Stadtpark Norderstedt GmbH. Neu hinzugekommen ist die GmbH Bildung – Erziehung – Betreuung in Norderstedt, die den Ganztagsbetrieb an den Grundschulen organisiert.

Weiter beteiligt ist die Stadt an der Energieeinkaufsgesellschaft mbH mit zehn Prozent, an der Verkehrsgesellschaft Norderstedt (75 Prozent), an der VUA-Software-Haus GmbH (sechs Prozent) und dem Diakonie-Hospiz Volksdorf (fünf Prozent). In den Beteiligungsgesellschaften arbeiten noch einmal rund 500 Menschen.