Viele Menschen zieht es hierher, Senioren sind die größte Gruppe. Eine Prognose zeigt, wie sich der Kreis verändert

Kreis Segeberg. Die Bevölkerung schrumpft, und die Menschen werden älter – das ist die Prognose für Deutschland insgesamt. Wie aber sieht es im Kreis Segeberg aus? Dieser Frage ist das Hamburger Beratungsunternehmen Analyse&Konzepte nachgegangen. Die Analysten haben Zahlen von Statistik- und Bundesämtern, der Agentur für Arbeit und aus Datenbanken zusammengestellt und daraus eine Perspektive für die Entwicklung bis zum Jahr 2030 formuliert. Die Vorhersage: Der Kreis wächst, wird älter und teurer. Das bedeutet im Einzelnen:

Segebergs Bevölkerung wächst gegen den Trend

Dass es bald mehr Menschen in Segeberg gibt, liegt nicht daran, dass viele Kinder geboren werden, sondern daran, dass zunehmend Menschen in den Kreis ziehen. Damit ist Segeberg allerdings nicht allein. Gegen den Bundestrend wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2030 in allen Kreisen des Hamburger Umlands wachsen. Im Segeberger Kreisgebiet wohnten 261.988 Menschen im Jahr 2012, im Jahr 2020 sollen es 267.500 sein, zehn Jahre später 277.100. Damit zählt Segeberg zu den drei Randkreisen, die am stärksten zulegen. Auch in Pinneberg und Harburg wird die Zahl der Einwohner während der nächsten 16 Jahre kräftig steigen.

Allerdings wird es im Kreis Segeberg ein „Stadt-Land-Gefälle“ geben. Steigen wird die Zahl der Einwohner vor allem entlang der Achse Norderstedt – Kaltenkirchen, wobei Kaltenkirchen laut einer Studie aus dem Vorjahr die Boomtown schlechthin sein wird: Bis 2030 soll es 2720 Kaltenkirchener mehr geben, das entspricht einem Zuwachs von von mehr als 15 Prozent.

Die Segeberger werden älter, Nachfrage nach Familienheimen sinkt

Die demografischen Gewinner profitieren vom sogenannten Wanderungssaldo, es ziehen mehr Menschen in den Kreis Segeberg als wegziehen. Zwischen 2010 und 2012 lag der Einwohnergewinn pro Jahr durchschnittlich bei 1336 Menschen. Das entspricht einer Zunahme von 0,5 Prozent, womit der Kreis Segeberg in der Attraktivitätsskala das nach Stade zweitschlechteste Ergebnis erzielt. Alle anderen Hamburger Umlandkreise sind offensichtlich beliebter, Spitzenreiter sind die Stormarner mit einem Wanderungsgewinn von exakt einem Prozent. „Der für Deutschland insgesamt zu erwartende deutliche Bevölkerungsrückgang ist im Umfeld der Hansestadt Hamburg nicht zu beobachten“, heißt es in der Studie.

Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Prozent der Bewohner in den Umlandkreisen älter als 60 Jahre sein, sie bilden dann die größte Gruppe. Die Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen soll von derzeit etwa einem Drittel auf ein Viertel der Gesamtbevölkerung schrumpfen. Die Studie folgert daraus, dass die Nachfrage nach familiengerechten Eigenheimen sinken wird. „In den sechs Umlandkreisen wird die Anzahl der Haushalte mit vier und mehr Personen um zehn Prozent zurückgehen. Gleichzeitig wird mehr kleiner und vor allem altersgerechter Wohnraum nachgefragt werden. Hier ist ein Anstieg der Nachfrage in allen Kreisen von mehr als 17 Prozent zu erwarten“, heißt es.

In Segeberg sieht der Vergleich so aus: Im Jahr 2011 gab es 40.300 Ein-Personen-Haushalte, 2030 sollen es 49.500 sein. Zwei-Personen-Haushalte gab es 42.300, in 16 Jahren sollen es 50.100 sein. Die Anzahl der Drei-Personen-Haushalte sinkt von 16.600 auf exakt 16.000, die der Vier-und-mehr-Personen-Haushalte von 19.000 auf 17.600.

Wer schon ein Haus oder eine Eigentumswohnung hat, kann sich freuen. Denn die größten Preisanstiege von 2009 bis 2013 für Eigentumswohnungen ab Baujahr 2011 gibt es mit jeweils 36 Prozent in den Kreisen Stormarn, Segeberg und Herzogtum Lauenburg. Bei den Bestands-Eigentumswohnungen sind die Kaufpreise im Kreis Segeberg um 15 Prozent gestiegen, mit 26 Prozent ist der Anstieg nur in Stormarn kräftiger ausgefallen. Interessenten zahlten im vergangenen Jahr 2606 Euro pro Quadratmeter für einen Neubau, 1569 Euro für eine Bestandswohnung. Wer ein Haus gekauft hat, musste 1878 Euro pro Quadratmeter für einen Neubau und 1646 Euro eine Bestands-Immobilie ausgeben.

Die Mieten steigen seit Jahren, Norderstedt ist ein teures Pflaster

Spitzenpreise werden in Norderstedt erzielt: 2019 Euro kostet der Quadratmeter bei einer Eigentumswohnung aus dem Bestand, eine neue Wohnung gab es für 2939 Euro. Neue Häuser schlugen mit einem Quadratmeterpreis von 2470 Euro zu Buche, 2285 Euro wurden für Bestandsobjekte fällig.

Auch die Mieten klettern kontinuierlich. Sie sind im Kreis Segeberg von 2009 bis 2013 um 15 Prozent im Bestand und um elf Prozent bei Erst- und um neun Prozent bei allen anderen Vermietungen gestiegen. Norderstedt ist seit Jahren ein teures Pflaster und verzeichnet Spitzenmieten im Hamburger Umland. In der Stadt werden die höchsten Netto-Kaltmieten verlangt: durchschnittlich 10,51 Euro pro Quadratmeter für Neubauwohnungen und 8,58 Euro für Bestand. Allerdings liegt die Kaufkraft mit 22.783 Euro pro Kopf auch über dem Bundesschnitt von 21.220 Euro. Dennoch ist das verfügbare Einkommen der Segeberger geringer als das der meisten Nachbarn. Mit 25.241 Euro kann durchschnittlich jeder Stormarner am meisten Geld ausgeben. Auch die Harburger (25.049 Euro) und Pinneberger (24.182 Euro) sind finanzkräftiger als die Segeberger.

Gut aufgestellt ist der Kreis Segeberg bei der Arbeitsplatzdichte. Pro 1000 Einwohner gibt es 680 Arbeitsplätze, mehr bieten nur die Stormarner (718). Die Folge: 31.177 Segeberger fahren zur Arbeit nach Hamburg, deutlich weniger als in den Nachbarkreisen Pinneberg (44.949) und Stormarn (42.399). Der Kreis Segeberg lag 2013 mit einer Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent hinter Stormarn (4,2) und Harburg (4,8) auf Rang drei.