Anwohner des Flensburger Hagens protestieren dagegen, dass ein Straßenteil künftig Flensburger Kehre heißen soll

Norderstedt. Wieder streiten Anwohner und Stadt um einen Straßennamen: Nachdem die Kohfurth in Berliner Allee umbenannt werden sollte, soll nun ein Teilstück des Flensburger Hagens künftig Flensburger Kehre heißen. Die Häuser würden neue Hausnummern bekommen. Die Politiker haben die Änderung schon beschlossen.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr ist dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt. „Wir wollen mit der Neuordnung die Orientierung erleichtern und gewährleisten, dass Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, aber auch Zusteller nicht lange suchen müssen“, sagt Baudezernent Thomas Bosse. Anlass für die neue Regelung sind Neubauten an der kleinen Straße in Friedrichsgabe. Am „Stummel“, der vom Flensburger Hagen nach Norden abzweigt, entstehen zwei Doppelhäuser, weitere sind geplant.

Als es um die Baugenehmigungen ging, habe die Verwaltung festgestellt, dass die Situation dort schon jetzt unübersichtlich sei. Daher bestehe Handlungsbedarf. Eines der Häuser habe die Adresse Ulzburger Straße. Das Grundstück verläuft auf der Rückseite bis zum Flensburger Hagen und könnte ebenfalls bebaut werden. Die neuen Häuser sollen aber nicht von der Ulzburger Straße aus, sondern wie die anderen Neubauten vom Flensburger Hagen aus erschlossen werden.

Die Verwaltung will den „Wurmfortsatz“ in Flensburger Kehre umtaufen und neue Nummern vergeben. Die Verwaltung verweist auf die gesetzliche Pflicht, für eine ordnungsgemäße Adress- und Hausnummernvergabe zu sorgen. Um die Folgen für die Betroffenen zu mildern, will die Verwaltung die Adressen in den Personalausweisen auf ihre Kosten ändern sowie Steuerabteilung, Einwohnermeldeamt, Stadtwerke, Finanzamt, Polizei und Katasteramt informieren.

Dennoch stößt der Plan auf heftigen Widerstand: „Für uns bedeutet das Kosten und enormen Aufwand, wir müssen Briefköpfe ändern, Freunde, Versicherungen und als Gewerbetreibende Kunden und Lieferanten informieren“, sagt Brigitte Böttcher, eine der Betroffenen. Auch die Stadt müsse investieren und „Steuergeld verschleudern“. Sie sei erst vor vier Wochen eingezogen und habe sich gerade an die neue Adresse gewöhnt, sagt eine Bewohnerin der neuen Häuser.

„Ich finde es überhaupt nicht akzeptabel, wie die Stadt mit uns umgeht“, sagt Astrid Jost, Nachbar Niels Hass spricht gar von einem Willkürakt der Verwaltung. Die Betroffenen seien nicht gehört, sondern Ende März mit einem Schreiben der Verwaltung vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Brigitte Böttcher verweist auf die städtische Homepage. Dort findet sich unter der Überschrift Straßennamen folgender Satz: „Bei einer Straßenumbenennung sind bestehende Interessen der Anlieger an der Beibehaltung des bisherigen Straßennamens im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigen.“

Doch die Anlieger meckern nicht nur, sie bieten auch eine Alternative an: die bisherige Nummerierung konsequent alphabetisch fortsetzen. Für eine mögliche Bebauung neben den bestehenden Häusern 6a-d die vier nächsten Buchstaben reservieren, für die im Bau befindlichen zwei Doppelhäuser die Nummern 6i-l vergeben und bei weiteren Neubauten nach dem gleichen Prinzip verfahren.

„Das Argument, dass sich Rettungskräfte nach der Neuordnung besser zurechtfinden werden, zieht nicht. Das Gegenteil ist der Fall, alle müssen sich neu orientieren“, sagt Anlieger Klaus Stelly. „Bisher sind mir keine Orientierungsprobleme dort bekannt“, sagt Michael Beitz, Organisationsleiter beim Norderstedter Rettungsdienst KBA. Da gebe es andere Bereiche in der Stadt, in denen man eher umherirren könne: den Schinkelring in Harksheide, die Hans-Salb-Straße in Glashütte, die sich selbst kreuzt, oder den Friedrichsgaber Weg, der unvermittelt nach Osten abknickt. Doch die Fahrer seien ortskundig, die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle in Norderstedt auch, sodass es keine Probleme gebe.

„Wir werden die Anwohner demnächst zu einer Informationsveranstaltung einladen und auch auf die Möglichkeiten hinweisen, Widerspruch einzulegen“, sagt Bosse. Das hat Brigitte Böttcher schon getan, sie hat dem Schreiben eine Liste mit 55 Protest-Unterschriften beigefügt.