Ehrenamt und berufliche Anforderungen waren nicht mehr vereinbar. Norbert Berg soll Gemeindewehrführer werden

Norderstedt. Die Norderstedter Feuerwehr kommt nicht zur Ruhe. Gemeindewehrführer Niels Ole Jaap hat überraschend seinen Rückzug angekündigt und wird im Sommer den Chefposten abgeben. Jaap begründete seine Entscheidung mit seiner beruflichen Belastung, die in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe und zunehmend die Arbeit im Ehrenamt erschwere. Als Konsequenz aus der Entscheidung Jaaps wird der gemeinsame Vorstand der vier freiwilligen Feuerwehren von zwei auf vier Personen erweitert. Als Kandidat für das Amt des Gemeindewehrführers wird sich am 20. Juni Norbert Berg zur Wahl stellen, der seit 13 Jahren die Garstedter Feuerwehr leitet.

„Die Ausübung des Ehrenamts wird immer schwieriger“

Jaaps Abschied vom Chefposten wird in Fachkreisen als weiteres Indiz dafür gewertet, dass der Brandschutz in einer Stadt von der Größe Norderstedts nur noch mit Mühe von Ehrenamtlern allein sichergestellt werden kann. Bereits vor wenigen Jahren hatte die Stadt eine hauptamtliche Abteilung von Feuerwehrleuten gegründet, die tagsüber die Ehrenamtler unterstützt und sicherstellt, dass die gesetzlich vorgeschriebenen und selbst auferlegten Hilfsfristen eingehalten werden können. Zeitweise war es zu Reibereien zwischen einigen Hauptamtlern und den freiwilligen Helfern gekommen.

Das Problem: Tagsüber stehen nicht mehr so viele freiwillige Helfer zur Verfügung wie früher. Gleichzeitig steigt die Zahl der Einsätze. Im vergangenen Jahr waren es in Norderstedt 1120 und damit so viele wie noch nie. „Die Ausübung des Ehrenamts wird immer schwieriger in der heutigen Arbeitswelt“, sagt Jaap, der sich künftig als einer der drei Vertreter des Gemeindewehrführers engagieren will. Wenn die Mitgliederversammlung zustimmt, werden dem Vorstand außerdem Jaaps derzeitiger Vertreter Matthias Huhn und Friedrichsgabes Wehrführer Jürgen Klingenberg angehören.

Besonders im Führungsdienst müsse über neue Aufgabenverteilungen nachgedacht werden, sagte Jaap. Die Vergrößerung des Vorstands bedeute den ersten Schritt bei der Einführung neuer Strukturen, über die sich die Feuerwehr in den kommenden sechs Jahren Gedanken machen will. Jaap: „Man führt eine Feuerwehr wie ein mittelständisches Unternehmen.“

Dass seine beruflichen Herausforderungen ihn immer mehr in Anspruch nehmen könnten, hatte Jaap bei seinem Amtsantritt im Jahr 2010 noch nicht geahnt. „Die Entscheidung, die ich jetzt getroffen habe, fällt mir nicht leicht, weil mir die Feuerwehr sehr am Herzen liegt“, sagt Jaap, der in leitender Funktion beim Rettungsdienst der Hilfsorganisation Gard in Hamburg-Wandsbek arbeitet und zunehmend Mühe hatte, tagsüber Termine und Einsätze in Norderstedt zu absolvieren. Für den Gemeindewehrführer als Hauptakteur der Feuerwehren sei es jedoch wichtig, in Norderstedt ansprechbar und einsatzbereit zu sein. Er selbst habe den Ansprüchen an das Amt nicht mehr gerecht werden können. Jaap: „Das konnte ich 2010 noch nicht absehen.“

Norbert Berg, der Nachfolger werden soll, wird es leichter fallen, in der Stadt präsent zu sein. Der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt arbeitet im Hauptberuf als Brandschutzingenieur für die Stadtverwaltung und muss voraussichtlich weniger Probleme mit seinen Vorgesetzten fürchten, wenn er als ehrenamtlicher Feuerwehrmann gefordert ist. „Die Stadt ist daran interessiert, dass die Feuerwehr funktioniert“, sagt er. Berg kann auf eine 17-jährige Erfahrung als Führungskraft einer Feuerwehr zurück blicken und bringt auch beruflich wichtige Qualifikationen für die neue Aufgaben mit.

Innenministerium will Ausnahmegenehmigung erteilen

Für die Erweiterung des Vorstands der Gemeindefeuerwehr hat das Innenministerium in Kiel eine Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt. Nach aktueller Rechtslage darf die Wehrführung einer Kommune nur aus zwei Personen bestehen. Die Erweiterung auf mehr Feuerwehrleute ist regulär erst im kommenden Jahr möglich, wenn das neue Brandschutzgesetz Schleswig-Holsteins in Kraft tritt. Die Ausnahmegenehmigung wird erteilt, um die Personalprobleme in Norderstedt schnell lösen zu können.