Die 14.500 Katholiken in der Region sind fortan in der Pfarrei St. Katharina von Siena zusammengefasst

Norderstedt. Nun ist es amtlich. Seit Dienstag leben die etwa 14.500 Katholiken zwischen Hamburg-Langenhorn und Henstedt-Ulzburg in der neuen Pfarrei mit dem Namen St. Katharina von Siena. Viel geändert hat sich auf den ersten Blick nicht. Die drei Kirchen St. Hedwig in Norderstedt, St.Annen am Schmuggelstieg und Heilige Familie in Langenhorn bleiben, behalten ihre Patronate und damit die vertrauten Namen. Die meisten Messen finden zu den gewohnten Zeiten statt. „Es ist eine Neugründung auf Augenhöhe, keine Pfarrei wird von der anderen geschluckt“, sagt Pfarrer Dietmar Wellenbrock, der die neue Pfarrei leitet.

Das bedeutet auch, dass der sogenannte pastorale Raum, der bereits seit drei Jahren im Entstehen ist, keine Pfarrkirche im herkömmlichen Sinn haben wird. Die drei Kirchen bleiben sozusagen gleichberechtigt. „Das ist etwas Neues, das gab es bisher nicht“, sagt Wellenbrock. „Wir wollen zudem alle Orte, wo Kirche erlebbar wird, in den Blick nehmen.“ So waren im Zuge der Neugründung auch die Kindertagesstätten und die Katharina-von-Siena-Schule in Langenhorn intensiv eingebunden, und Wellenbrock will „Priester für alle Orte kirchlichen Lebens in der Pfarrei sein“.

Wie er werden alle Hauptamtlichen künftig für den gesamten pastoralen Raum zuständig sein. Wellenbrock bildet mit Pater Kuriakose Moozhayil (bisher St. Hedwig) das Pfarrteam, und auch die Gemeindereferenten Manfred Pleus (bisher St. Hedwig) und Ute Mathar (bisher Heilige Familie) werden nicht mehr orts-, sondern themenbezogen arbeiten. „Wir bereichern uns gegenseitig“, sagt Wellenbrock. Zudem würden zwei neue Mitarbeiter eingestellt, die Stellen eines Pastoraltheologen und eines Sozialpädagogen sind ausgeschrieben. Gemeinsam soll dann das Pastoralkonzept zum Leben erweckt werden, an dem in den vergangenen drei Jahren laut Wellenbrock über 100 Personen mitgearbeitet haben.

Aus den 90 Pfarreien im Erzbistum Hamburg sollen 30 werden

„Wir haben ein Konzept errungen, das uns wichtig ist. Dabei sind viele Vorstellungen und Ideen eingebracht worden“, sagt Wellenbrock. „Man hat gespürt, dass der Heilige Geist gewirkt hat.“ Im Kern gehe es darum, dass die Kirche nicht für sich selbst, sondern für die Menschen, die in der Pfarrei leben, da ist. Gerade was die Betreuung der etwa 600 Kinder in den Kindertagesstätten und der Grundschule angeht, bedeute das eine große Verantwortung. Beide Einrichtungen böten viele Möglichkeiten der Kirche, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen.

Grund für die Neugründung der Pfarrei war zum einen der Priestermangel und zum anderen der Rückgang der Gläubigen. Aus bislang 90 Pfarreien im Erzbistum Hamburg sollen bis 2020 nur noch 30 geworden sein. Der pastorale Raum im Norden Hamburgs und Süden Schleswig-Holsteins sei dabei im Verhältnis noch klein, so Wellenbrock. Im Nordosten Hamburgs entstehe beispielsweise eine Pfarrei mit 25.000 Gläubigen, und in Mecklenburg-Vorpommern oder in Teilen Schleswig-Holsteins werden die Wege noch länger als bisher schon.

Aber auch in der Pfarrei St. Katharina von Siena wird sich etwas ändern. Die Pfarrbüros an den drei bisherigen Standorten werden zu „Kommunikationsbüros“, wo die Menschen sich begegnen können, so Wellenbrock. Sicher könne der Pfarrer nicht mehr jederzeit vor Ort sein, unter anderem auch deshalb, weil am Standort St. Annen kein Pfarrer mehr wohnt. Aber auch er wolle gerne hinausgehen und dazulernen, sagt Wellenbrock.

Dadurch, dass fortan nur noch zwei Priester in den drei Kirchen regelmäßig Messe feiern, ändern sich die Gottesdienstzeiten für St. Annen, wo das Hochamt am Sonntag künftig um 9.30 Uhr gefeiert wird. In St. Annen falle zwar die Vorabendmesse am Sonnabend weg, dafür wird dort weiter zusätzlich am Sonntagabend Messe gefeiert. Ansonsten wird es jeden Monat an jedem Standort eine Familienmesse geben. Grundsätzlich gilt für Wellenbrock, dass „Kirche nicht mehr Kirche sein kann wie bisher“. Die Gesellschaft verändert sich, damit auch die Kirche. „Es wird punktueller“, sagt der Pfarrer. Die Berührungen fänden eher an bestimmten Zeitpunkten wie Taufe, Erstkommunion oder Beerdigungen statt, und immer weniger Menschen leben ihren Alltag mit der Kirche. Das sei in Ordnung, findet Wellenbrock. Es komme allerdings darauf an, dass die Menschen die Begegnungen gut erleben. „Es geht darum, dass das Leben gelingt. Der Glaube in Beziehung zu Gott in der Gemeinde der Gläubigen ist eine gute Voraussetzung, dass das Leben gelingt.“ Gemeinsam mit den anderen Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen an den drei Standorten wolle er schauen, was das vor Ort genau heißt.

Neben dem Kirchenvorstand unter der Leitung des Pfarrers wird es an den drei Standorten Gemeindeteams aus jeweils fünf Personen geben, die mehr Verantwortung als der bisherige Pfarrgemeinderat bekämen, sagt Wellenbrock. Grundsätzlich gelte dabei: „Der Glaube und Gott sind immer schon da.“ Diesen Glauben will er wachhalten und Menschen vor Ort stärken. Die Namenspatronin Katharina von Siena sei dabei eine gute Wahl. „Sie war eine Powerfrau, die sich eingemischt und aus einem tiefen Glauben und einer Liebesbeziehung zu Gott heraus gehandelt hat.“