Joy setzt sich für privaten Sicherheitsdienst im Gewerbepark ein. Taxifahrer haben Angst, nachts zu fahren

Henstedt-Ulzburg. Lange schon wird über die schlechte Sicherheitslage rund um die Henstedt-Ulzburger Diskotheken Joy und Remix diskutiert. Vor allem im Ulzburger Gewerbegebiet Nord schlugen wiederholt Jugendliche Gäste des Joy auf ihrem Nachhauseweg zusammen. Der letzte schwere Vorfall am 18. Januar kostete Prügelopfer Christian S. beinahe das Augenlicht (wir berichteten).

Jetzt zeichnet sich ein erster Lösungsversuch ab: Die Betreiber des Joy wollen zusammen mit anderen im Gewerbegebiet ansässigen Unternehmen einen privaten Sicherheitsdienst beschäftigen. Der soll nachts für mehr Sicherheit sorgen. Es liegen bereits drei Bewerbungen von Sicherheitsfirmen vor – eine davon stammt von dem Sicherheitsdienst, zu dem auch die Türsteher des Joy gehören.

Ob die Gewerbetreibenden den Plänen zustimmen, ist noch unklar, bei einem Treffen soll möglichst bald eine Entscheidung fallen. Eric David, Betreiber des Joy, hofft zudem auf eine finanzielle Beteiligung durch die Verwaltung. Insbesondere setzt er auf den Amtsantritt des neuen Bürgermeisters Stefan Bauer am 1. Juni. „Mit finanzieller Unterstützung würden wir den Sicherheitsdienst viel schneller an den Start bringen können“, sagt Eric David.

Völlig unterschiedlich schätzen unterdessen weiterhin Bürger und Polizei die Lage ein. Die letzten Wochen seien ruhig gewesen, sagt die Polizei. Die Zahl der schweren Körperverletzungen sei rückläufig, vor allem seit die Polizei eine zusätzliche Streife eingesetzt habe. Lediglich eine Schlägerei zwischen Türstehern und aggressiven Gästen habe es gegeben. Joy-Chef David bestätigt das: „Auf den Kameraaufnahmen ist klar zu sehen, dass die Aggression von einer Gruppe Jugendlicher ausging.“ Eine junge Frau habe mit ihren Stöckelschuhen angefangen, auf die Türsteher einzuschlagen. Letztlich, so die Sichtweise der Polizei, seien solche Vorkommnisse normal für eine Diskothek, in der viele betrunkene Jugendliche feiern. Schon vor Jahren hatte die Polizei den Gewerbepark Nord zu einem sogenannten gefährlichen Ort erklärt. So können die Polizisten auch ohne konkreten Verdacht Personen kontrollieren.

Viele Bürger aber machen sich Sorgen. Exemplarisch dafür steht die Angst der Taxifahrer: Viele wollen an den Wochenenden nicht mehr zu den Diskotheken fahren. Besonders die Zeit gegen 5 Uhr morgens, wenn das Joy schließt, ist unter den Fahrern unbeliebt. Handan Kaya, Inhaberin von Taxi 1411, sagt: „Wir sind die Einzigen, die so frühmorgens noch am Joy stehen. Jedes Wochenende beten wir, dass nichts passiert.“ Taxiunternehmer Oliver Süfke bestätigt diesen Eindruck: „Auch ich wurde schon mehrfach bedroht. Die Jugendlichen sind aggressiver als früher, besonders diejenigen, die morgens um 5Uhr als Letzte aus der Diskothek geschmissen werden.“

Erkan Kaya, Fahrer bei Taxi 1411, hat bereits mehrere brenzlige Situationen erlebt. Die meisten Probleme machten Jugendliche, die nicht nur betrunken seien, sondern auch unter Drogen stünden. „Wenn mich jemand morgens um 5.30 Uhr mit aufgerissenen Augen anschreit, weiß ich, dass da mehr im Spiel ist als Alkohol“, sagt er. Es gebe regelrechte Banden, die an den Wochenenden mit Autos durch die Straßen rund um den Gewerbepark fahren. „Für die reicht schon ein falscher Blick.“

In der Nacht des Angriffs auf Christian S. hatte Erkan Kaya selbst Streit mit den jungen Männern, die später mutmaßlich Christian S. zusammenschlugen. Sie wollten bei Kaya mitfahren, wurden dabei aggressiv. Daraufhin zog Handan Kaya alle ihre Fahrer aus Angst vor Angriffen vom Joy ab. Ob das zulässig ist, darüber streiten sich inzwischen Polizeichef Jens Rossow und Taxi 1411. „Rossow sagt, wir hätten eine Betriebspflicht. Das ist aber Blödsinn und klingt, als ob wir schuld an der Tat seien. Ich kann mir doch aussuchen, ob ich meine Taxis nicht lieber zum Bahnhof schicke“, sagt Handan Kaya. Viele Fahrer fühlten sich von der Polizei nicht ausreichend geschützt. Der Streit kann durchaus ernste Auswirkungen haben, denn ohne Taxis vor dem Joy müssen viele Jugendliche den gefährlicheren Weg durch das dunkle Gewerbegebiet wählen. Genau das sollte ein Taxigutscheinsystem von 1411 verhindern. Die Polizei befürwortete diese Idee – jetzt haben sich Polizei und Taxi 1411 aber wohl endgültig zerstritten.

„Herr Rossow möchte nicht mehr mit uns reden“, sagt Handan Kaya. „Angeblich würden wir alles der Presse erzählen.“ Das Abendblatt hatte zuvor berichtet, dass die Polizei es nach der Tat vom 18. Januar versäumt hatte, rechtzeitig die Videobänder der Taxis von 1411 zu sichern. Handan Kaya bleibt dabei: Ihre Fahrer werde sie bei Gefahr auch in Zukunft abziehen. Jens Rossow stand dem Abendblatt für ein Gespräch nicht zu Verfügung.