Zahl der Lesungen und Konzerte wächst. Gemeinsames Internetportal informiert über alle Veranstaltungen

Kaltenkirchen. Noch vor wenigen Jahren bestand das Kulturprogramm Kaltenkirchens aus den Jahreskonzerten des Akkordeonorchestern und des Chores Soateba. Regelmäßig verirrte sich außerdem der Schlagergänger Jonny Hill in die Bürgerhalle. Das war’s. Wer ein Konzert oder eine Lesung genießen wollte, war auf die Nachbargemeinden oder die Metropole Hamburg angewiesen. Doch seit einem Jahr kommt ein wenig Leben ins kulturelle Ödland: Die Volkshochschule lädt zu Veranstaltungen ein. Der Kulturverein holt ebenfalls Künstler in die Stadt. Und der Bürgermeister erklärte vor wenigen Wochen öffentlich: „Wir müssen Kaltenkirchen kulturell voran bringen.“

Nadja Hahn setzt verstärkt auf die Kultur, seit sie die Leitung der Volkshochschule vor einem Jahr übernahm. Die Veranstaltungen mit Musik und Literatur sollen die „Perlen“ des Programms bilden. Sie ist davon überzeugt, dass die VHS damit den Wünschen der Kaltenkirchener entspricht. „Eine VHS muss sich als modernes Dienstleistungsunternehmen präsentieren“, sagt Nadja Hahn. Sie weiß aber auch, dass Kultur zu etablieren viel Engagement erfordert: „Das ist ein langer Weg.“

Noch lange sind die Besucherzahlen nicht so erfreulich, wie sich die Veranstalter es wünschen. Als Jazz-Legende Wolfgang Schlüter in der VHS auftrat, kamen 40 Menschen. Der international bekannte Vibrafonist hatte schon vor größerem Publikum gespielt. Autor und Abendblatt-Kolumnist Jan Schröter musste sich mit einer Handvoll Besucher begnügen und war überrascht: Selbst in deutlich kleineren Orten kommen mehr Gäste zu seinen Lesungen als in Kaltenkirchen.

Auch Alfred Vahl, Vorstandsmitglied im Kulturverein, sagt: „Das muss sich etablieren.“ Der Verein hatte ebenfalls im vergangenen Jahr begonnen, das Kaltenkirchener Kulturprogramm zu beleben, lud die örtlichen Künstler und die Kirche zu einem Treffen ein und stellte ihnen gemeinsam mit dem Stadtmarketing den neuen Online-Kulturkalender vor. Unter www.kulturkalender-kaltenkirchen.de sind alle Veranstaltungen der Stadt zu finden. „Jeder kann sich im Portal präsentieren“, sagt Vahl. Den Vorverkauf übernimmt die Buchhandlung Fiehland.

Für größere Veranstaltungen stehen die betagte Bürgerhalle am Gymnasium, der Ratssaal und die neue Aula der Gemeinschaftsschule zur Verfügung. Die Volkshochschule kann zwar mit ihrem Standort am Kretelmoor nicht die beste Lage vorweisen, dafür aber einen neu gestalteten Veranstaltungsraum mit Caféhaus-Atmosphäre.

Drei bis fünf Veranstaltungen pro Semester sind dort geplant – Bildung inklusive. „Wir sind kein Kulturcafé“, sagt Nadja Hahn. „Der Hauptgedanke ist immer die Bildung.“ Wolfgang Schlüter musizierte nicht nur, sondern erzählte über die Geschichte des Jazz. Jan Schröter las aus seinem Buch „Kreisverkehr“ und berichtete, wie Drehbücher entstehen. Dass nur wenige Besucher zu seiner Lesung gekommen sind, nimmt Schröter gelassen: „Das kann jedem Künstler passieren, der nicht ultraberühmt ist.“ Wenn der Zuspruch überschaubar bleibt, liegt es nach seiner Einschätzung daran, dass sich das Kulturprogramm in einer Stadt noch nicht etabliert habe. „In Orten, wo es gut läuft, läuft es schon länger“, sagt der Autor. Dort kennen die Besucher den Raum und vertrauen dem Veranstalter, dass er ein gutes Programm zusammenstellt. Und wenn man den Künstler nicht kennt, lohnt sich der Besuch trotzdem, weil man Bekannte trifft und sich auf ein gemeinsames Glas Wein freuen darf. Schröter: „Viele Besucher gehen hin, um sich zu treffen und einen gemeinsamen Abend zu erleben.“

So eine Kultur habe in Kaltenkirchen bislang gefehlt, sagt Jan Schröter.