Als erster Ort schließt Henstedt-Ulzburg einen Vertrag, um auf dem Fachkräftemarkt wettbewerbsfähig zu bleiben

Henstedt-Ulzburg. Das ist ein Albtraum für viele Eltern: Die Tagesmutter ist plötzlich erkrankt und kann das Kind nicht betreuen, Mutter und Vater müssen aber dringend zur Arbeit. Oder: Ein Elternteil ist ehrenamtlich unterwegs und kann nicht rechtzeitig kommen, um das Kind abzuholen und zu versorgen. Oder es gelingt nicht, es kurzfristig anderweitig unterzubringen. Berufliche Anforderungen oder ehrenamtliche Aufgaben sind nicht immer leicht mit familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Aber es gibt eine Lösung, um diese Probleme in den Griff zu bekommen. Die Stiftung „Beruf und Familie Neumünster – Segeberg“ bietet eine arbeitgeberbezogene Kindernotfallbetreuung an. Koordiniert wird die Notfallbetreuung von der Diakonie Altholstein. Als erste Kommune überhaupt hat die Gemeinde Henstedt-Ulzburg einen Vertrag mit der Diakonie geschlossen.

Die Kindernotfallbetreuung ist ein ergänzendes Angebot zur Regelbetreuung. Sie kann immer dann in Anspruch genommen werden, wenn es einen Engpass in der Betreuung gibt. Innerhalb von zwei Stunden übernimmt eine Fachkraft die Aufsicht – entweder im Haus der Eltern, in der Firma oder in einem der Betreuungsstützpunkte. Die Kosten dafür trägt der jeweilige Arbeitgeber, wenn denn ein entsprechender Vertrag mit der Diakonie Altholstein geschlossen wurde.

Vom 1. April an unterstützt die Gemeinde Henstedt-Ulzburg ihre hauptamtlichen Mitarbeiter und die Ehrenamtlichen der freiwilligen Feuerwehr bei Betreuungsengpässen in Notfällen. Betreut werden die Kinder im Notfall in Räumen, die die benachbarte Kreuzkirche an der Hamburger Straße zur Verfügung stellt. Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber hat die Einführung des Angebotes in Henstedt-Ulzburg koordiniert und freut sich, dass die Kommunalpolitiker die Notwendigkeit ebenfalls eingesehen haben und mitziehen. „Familienfreundlichkeit und Verbesserung der Vereinbarkeit stärken die Gemeinde und die Region und erhalten sie zukunftsfähig“, sagt sie. „Familienfreundlichkeit ist zentral im Leitbild der Gemeinde Henstedt-Ulzburg verankert, und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie tragen entscheidend zur beruflichen Gleichstellung und Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern bei.“

Tatsächlich stehen die Städte und Gemeinden untereinander in einer Konkurrenzsituation: Gute Fachkräfte sind rar, und die Lage wird in absehbarer Zeit nicht besser. So ist es zum Beispiel schwierig, ausgebildete Erzieherinnen oder Erzieher unter Vertrag zu nehmen, weil die gesetzlichen Vorgaben eine drastische Erhöhung der Krippenplätze vorsehen.

Angesichts des Fachkräftemangels und der künftigen demografischen Entwicklung spielen eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Unternehmen oder öffentliche Arbeitgeber eine entscheidende Rolle, um Fachkräfte zu binden, den Arbeitsalltag oder den Wiedereinstieg ins Berufsleben für Beschäftigte zu erleichtern und mit attraktiven Arbeitsbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit als Arbeitgeber zu erhöhen. „Die Konkurrenzsituation gegenüber anderen Kommunen ist hart“, sagt Jens Richter, Sprecher der Gemeindeverwaltung. „Mit diesem Angebot werden wir in Henstedt-Ulzburg attraktiver.“

Henstedt-Ulzburg ist die ersten Kommune in der Region, die sich der Notfallbetreuung anschließt, Unternehmer sind offenbar mutiger: Bisher haben sich 13 größere Firmen aus der Region entschieden, sich dem Angebot anzuschließen. Eine Firma mit etwa 500 Mitarbeitern zahlt für die Notfallbetreuung 6000 Euro pro Jahr, um die Betreuung von Mitarbeiterkindern im Notfall sicherzustellen.

Nach der einjährigen Testphase wird die Gemeinde Henstedt-Ulzburg die Erfahrungen der Notfallbetreuung, die Signalwirkung in die Region und die Wettbewerbsvorteile auswerten. Dann wird von den Politikern abschließend entschieden, ob die Notfallbetreuung als dauerhaftes Angebot für die Beschäftigten der Verwaltung und für die Ehrenamtlichen der freiwilligen Feuerwehr eingerichtet wird.

Stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf, Geschäftsbereichsleiterin Christine Hertwig von der Diakonie Altholstein und die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde, Svenja Gruber, haben den Vertrag unterzeichnet.

Weitere Informationen unter www.beruf-und familie-neumuenster-segeberg.de im Internet.