Die Regionalschule Friedrichsgabe wird nach nur vier Jahren Gemeinschaftsschule. Das sieht das neue Schulgesetz vor

Norderstedt. Nach den Sommerferien gilt das neue Schulgesetz. Kernpunkt der Reform ist das Ende der Regionalschulen – sie werden nach nur kurzer Lebensdauer in Gemeinschaftsschulen umgewandelt. Das bedeutet für die Regionalschule Friedrichsgabe in Norderstedt: Der Unterricht wird wieder umgekrempelt. Nachdem die ehemalige Haupt- und Realschule im Norden Norderstedts erst zum August 2010 das neue Etikett „Regionalschule“ aufgeklebt bekam, steht nach nur vier Jahren ein erneuter Wandel an.

Ab dem neuen Schuljahr sind drei Schulformen unter einem Dach vereint

„Damit haben wir dann drei Schulformen unter einem Dach: Realschüler, Regionalschüler und mit der neuen fünften Klasse auch Gemeinschaftsschüler“, sagt Anke Schermer, neue Leiterin der Schule. Erst seit einigen Wochen im Amt, muss die 48-Jährige gleich den Umbau bewältigen. Der wesentliche Unterschied zur neuen Schulform ist, dass die Schüler in der Regionalschule nach Klasse sechs getrennt wurden in potenzielle Real- und potenzielle Hauptschüler. In der Gemeinschaftsschule lernen Schüler aller Begabungen und Neigungen von der fünften Klasse an gemeinsam bis zum jeweiligen Abschluss. „Ziel ist zwar, auch einen möglichst hohen Anteil an Kindern mit gymnasialer Eignung in den Klassen zu haben. Doch die Praxis zeigt, dass die Eltern diese Kinder in der Regel auch am Gymnasium anmelden“, sagt die neue Schulleiterin.

Durch die Inklusion, die den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne besonderen Förderbedarf vorsieht, ist das Leistungsspektrum breit gefächert. Das sollen die Pädagogen durch differenzierten Unterricht auffangen, sie sollen den Schülern Aufgaben mit unterschiedlichem Anspruch stellen. „Das bedeutet natürlich gerade am Anfang einen höheren Aufwand für die Kollegen“, sagt Anke Schermer, die sich als Teamspielerin sieht und auch das Kollegium noch stärker als bisher zur Kooperation bewegen möchte. Da kämen viele Ideen und Anregungen zusammen. Die Treffen raubten gerade zu Beginn Zeit, intensive Absprachen und reger Austausch erleichterten aber auf Dauer die Arbeit.

460 Schüler lernen zurzeit an der Regionalschule Friedrichsgabe in drei Parallelklassen pro Jahrgang. Die Anmeldezahlen für die neuen fünften Klassen stehen zwar noch nicht fest, aber Anke Schermer geht davon aus, dass rund 70 Jungen und Mädchen ihre Schulkarriere an ihrer Schule fortsetzen werden. Das reicht wieder für drei Parallelklassen, wie ohnehin die Schülerzahl den Vorgaben von Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) mehr als genügt. Regionalschulen mit mindestens 240 Schülern können problemlos Gemeinschaftsschulen werden. Liegt die Schülerzahl knapp darunter, greift eine Übergangsfrist. Besuchen ausreichend Schüler die Regionalschule, wird sie am 31. Juli 2015 zu einer Gemeinschaftsschule umgebaut. Anderenfalls wird der Schulbetrieb mit Ablauf des Schuljahres 2019/20 eingestellt, wenn alle Schülerinnen und Schüler die Schule durchlaufen haben.

Das aber wird im Kreis Segeberg nicht passieren. Hier gibt es neben der Regionalschule Friedrichsgabe nur noch zwei weitere Regionalschulen, die Dietrich-Bonhoeffer-Schule und die Erich-Kästner-Schule, beide in Kaltenkirchen und beide mit ausreichend Schülern für den Übergang in eine Gemeinschaftsschule bestückt. Die ehemalige Regionalschule Garstedt in Norderstedt hatte den Wechsel schon zum laufenden Schuljahr vollzogen und sich Horst-Embacher-Schule genannt. Somit können die Eltern in Norderstedt vom neuen Schuljahr an unter vier Gymnasien und fünf Gemeinschaftsschulen wählen.

Differenzierter Unterricht bedeutet auch mehr Lehrer. Gibt es Zuwachs fürs Kollegium in Friedrichsgabe? „Die Lehrerstellen werden nach den Schülerzahlen zugewiesen. Und da erwarten wir keinen Zuwachs“, sagt Anke Schermer. Allerdings unterstützen drei Sonderpädagoginnen die Lehrer und kümmern sich vor allem um die Kinde mit speziellem Förderbedarf. „Man muss eben manchmal kreativ sein, um den Schülern möglichst gerecht zu werden“, sagt die Pädagogin mit den Fächern Mathe und Physik, die vorher achteinhalb Jahre als stellvertretende Schulleiterin in Bad Segeberg gearbeitet hat und nun die Nachfolge des langjährigen Schulleiters Rainer Krenz angetreten hat. „Die Herausforderung hat mich gereizt“, sagt Anke Schermer, die in Norderstedt wohnt und nun ihren Arbeitsweg deutlich verkürzt hat.

Fantasie braucht sie auch, um dem Raummangel entgegenzuwirken. „Wir haben jetzt gerade genug Räume für unsere 18 Klassen, aber keine Differenzierungsräume“, sagt die Schulleiterin. Die wären nötig, um kleine Schülergruppen oder einzelne Schüler aus dem normalen Unterricht zu holen und gezielt zu fördern. Doch die Pädagogin hat schon Flurnischen und Naturwissenschaftsräume als Ausweichplätze im Visier.

Ab Klasse sieben kommt ein verbindliches Wahlpflicht-Fach hinzu

Mit der neuen Schulform ist auch eine differenzierte Bewertung verbunden. Anke Schermer geht davon aus, dass es zwei Niveaus geben wird: ein Grund- und ein Erweiterungsniveau. Ab Klasse sieben kommt Wahlpflicht-Unterricht hinzu. Die Schüler wählen ein Fach, das sie bis zum Realschul- oder – nach neuer Terminologie – bis zum mittleren Abschluss durchhalten müssen. Das Wahlpflicht-Fach wird mit vier Stunden pro Woche unterrichtet und den Hauptfächern gleichgestellt. „Wir werden als eher kleine Schule nicht den kompletten Wahlpflichtbereich anbieten können“, sagt die Schulleiterin. Technik, Französisch und Gestalten werden wohl im Angebot sein.