Rinder werden ohne Betäubung geschlachtet, Fleisch liegt zwischen Schimmel und Dreck.

Über den Bramstedter Schlachthof werden nahezu täglich Details bekannt, die manchen Steakgenießer in einen Vegetarier verwandeln könnten. Staatsanwälte ermitteln, der Betrieb ist geschlossen. Die Empörung ist groß – auch bei den Beschäftigten des Betriebs. „Wir sind keine Tierquäler“, skandierten sie vor dem Landwirtschaftsministerium. Die Gewerkschaft übt Solidarität und wittert eine Verschwörung der Medien.

Auch der Bauernverband verkündete, die Missstände ließen sich schnell beheben. Und die örtliche CDU wittert die große Chance, mit Berichten über Ekelfleisch und das Verhalten der Segeberger Amtsveterinäre Landrätin Jutta Hartwieg um ihre zweite Amtszeit zu bringen.

Andere Debatten bleiben hingegen erstaunlicherweise völlig aus. Bislang ist weit und breit keine Stimme zu hören, die Partei für die Tiere ergreift und die Frage formuliert, warum in einem zivilisierten Land Rinder derart gequält werden. Auch ist weit und breit kein Entsetzen zu vernehmen, dass mit unserem Lebensmittel Fleisch umgegangen wird, dass einem speiübel werden könnte.

Bei allem Verständnis für die Demonstranten: Aus ihren Reihen kommen die Arbeiter, die für Grausamkeiten verantwortlich sein sollen. Nicht die Geschäftsleitung, sondern die Beschäftigten haben am Schlachtband gearbeitet.