Der Artenschutzkoffer des WWF im Wildpark Eekholt gibt einen Einblick in den florierenden internationalen Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen

Eekholt. Für Tierfreunde ist es ein Horrorkabinett, für unbedarfte Touristen eine nette Kollektion exotischer Souvenirs. Britta Adam, Wildtierökologin im Wildpark Eekholt, klappt den Deckel des rund 15 Kilogramm schweren Artenschutzkoffers auf – zum Vorschein kommen Exponate, die Urlauber an deutschen Flughäfen vor Zollbeamten und Spürhunden verstecken wollten, dann aber letztlich doch beim Schmuggel erwischt worden sind.

Zehntausende Mal kommt das jährlich in Deutschland vor. Meistens in Frankfurt/Main, wo ein Großteil der Flieger aus Asien, Afrika oder Südamerika landet. Die Strafen variieren – manchmal sind nur 50 Euro fällig, bei schweren Verstößen wurden gewerbsmäßige Täter allerdings auch schon zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Was bei der Einfuhr konfisziert wird, geht über in den Besitz des WWF. Die Naturschutzorganisation hat sich mit den Behörden darauf verständigt, dass die illegalen Artikel zumindest noch einen wertvollen pädagogischen Zweck erfüllen sollen. Deswegen wurde die Idee eines Artenschutzkoffers konzipiert und 2013 realisiert. An 150 Standorten bundesweit, in Zoos oder Wildparks wie in Eekholt, stehen sie mittlerweile zur Verfügung.

Die darin enthaltenen, beschlagnahmten Asservate sollen veranschaulichen, welche Ausmaße der globale Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen hat. Und wo Eltern sich vielleicht selbst hinterfragen könnten, steht bei jungen Besuchern die Prävention im Vordergrund. Dabei wird zwischen drei Themenschwerpunkten unterschieden: Biodiversität und Artenschutz, Konflikt Mensch/Tier sowie Heilkraft der Natur.

Der Koffer verfehlt seinen Zweck nicht. Nach und nach öffnet Britta Adam die kleinen Kästchen und Glasbehälter. Sie beinhalten getrocknete, am Strand aufgelesene Seepferdchen, bei Tauchgängen eingesammelte Korallenstücke oder Kakteenholz. Eine Schachfigur aus Elfenbein ist dabei, eine Wintermütze mit dem Fell eines Eisfuchses, eine Handtasche aus Schlangenleder. „Die Menschen kaufen auf Märkten oder Basaren ein, sind sich aber oft nicht bewusst, dass es illegale Ware ist“, sagt Britta Adam.

Eine Geschmacklosigkeit ist der hochprozentige Likör, in dessen Flasche eine vollständige Kobra steckt – das soll aromatisieren, aber auch gesund sein. „Das können Urlauber in China in jedem Supermarkt kaufen, dafür müssen sie nicht einmal in irgendwelche Hinterhöfe gehen“, sagt die Ökologin. Gleiches gelte für ein Wärmepflaster, das optisch mit einem Löwen wirbt, dessen Beschreibung aus dem chinesischen übersetzt „Tigerpflaster“ lautet, tatsächlich aber zermahlene Leopardenknochen enthält.

Gesundheitsprodukte aus Ginseng, Teufelskralle oder Arnika sind hingegen in jedem hiesigen Drogeriemarkt zu kaufen. Doch der WWF will auch hier aufklären. „Es geht um Sensibilisierung, darum, alltägliche Dinge zu hinterfragen“, sagt Britta Adam. „Oft wird nicht nachhaltig geerntet. Und auf den Verpackungen ist nicht verzeichnet, woher die Inhaltsstoffe kommen und wie die Pflanzen gepflückt worden sind.“

Besuchergruppen in Eekholt können eine Betreuungseinheit zum Thema Artenschutz ohne Mehrkosten telefonisch (04327/992310) oder per E-Mail (info@wildpark-eekholt.de) buchen. Gleiches gilt auch für Unterrichtseinheiten an Schulen.

2013 brachte der Zoll aus Sicherheitsgründen Habichte in Eekholt unter

Der Wildpark hält in seinen Gehegen ausschließlich Tiere, die in Deutschland beheimatet sind. Im September 2013 gab es allerdings eine vorübergehende Ausnahmesituation – und auch diese hing mit dem Handel von geschützten Tieren zusammen.

So beschlagnahmten Hamburger Zöllner zwei lebendige, für die Weiterverfrachtung nach Schottland deklarierte Albino-Habichte. Zusammen hätten die Vögel einen Wert von 1 Million Euro, hieß es zunächst. Diese Summe war übertrieben, doch eine fünfstellige Summe wäre sicherlich erzielt worden auf dem Markt. Aus Schutz vor Diebstahlversuchen wurden die Habichte einige Tage später in Eekholt untergebracht. Als die „Abnehmer“ nachträglich die nötigen Dokumente vorlegen konnten, bekamen diese ihre „Ware“ indes wieder ausgehändigt. Die Wildpark-Pfleger blieben zurück – mit einem unguten Gefühl.