Stadtwerke propagieren kompakte Solaranlagen. Damit können Mieter einfach und effektiv Strom und Geld sparen

Norderstedt. Mini-Solaranlagen sind die Antwort der Stadtwerke Norderstedt auf die steigenden Strompreise. Über die kompakten Anlagen, die auf Dächern, im Garten oder auch am Balkongitter angebracht werden können, sparen vor allem die, die der Kostenexplosion auf dem Strommarkt bisher wehrlos gegenüberstanden: die Mieter. Das Prinzip klingt so einfach wie effektiv: Kaufen, installieren, anschließen, Sonnenenergie gewinnen, direkt ins Wohnungsnetz einspeisen und finanziell profitieren. Ganz ohne Antrag und Genehmigung und aufwendige Installation. Und: Die Module können leicht abgebaut, in der Ferienwohnung oder am Wohnmobil wieder aufgebaut werden.

Was der örtliche Energieversorger propagiert, will auch die Gruppe „Erneuerbare Energien“ voranbringen – der Arbeitkskreis, entstanden aus der „ZukunftsWerkStadt“, hat sich zum Ziel gesetzt, dass umweltverträgliche Energie dort erzeugt wird, wo sie auch verbraucht wird. „Es ist zwar schon mal gut, dass die Stadtwerke Ökostrom aus Österreich verkaufen. Besser wäre aber noch, wenn Solarstrom in Norderstedt erzeugt wird“, sagt Hans-Jürgen Oltrogge vom Arbeitskreis.

Werkleiter Weirich macht die Rechnung für die Klein-Kraftwerke auf: Zwei Module von je einem Quadratmeter Fläche erwirtschaften bei rund 1000 Stunden Sonnenschein im Jahr rund 400 Kilowattstunden. Rund 800 Euro müssen Stromproduzenten für die Mini-Photovoltaik-Anlage ausgeben, Netzfreischalter und Wechselrichter, der den Gleich- in Wechselstrom wandelt und für das Hausnetz nutzbar macht, sind im Preis enthalten und an den Modulen schon angebaut. „Damit lässt sich ein Energiegewinn von rund 120 Euro pro Jahr erwirtschaften“, sagt Weirich. Schon ein Modul reiche, um den Stand-by-Betrieb zu versorgen.

Und: Der Gewinn dürfte in den nächsten Jahren steigen, denn die Strompreise werden weiter nach oben klettern. Preistreiber sind die Kosten für die Energiewende. Die Abgaben nach dem Energieeinspeisegesetz haben in den vergangenen vier Jahren kräftig angezogen, von 3,53 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2011 auf aktuell sieben Cent. Für das kommende Jahr sagen die Stadtwerke einen weiteren Anstieg um 1,5 Cent voraus. Die Kosten für den Einkauf des Stroms haben sich im gleichen Zeitraum nur um gut 0,3 Cent erhöht. Für einen Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 2200 Kilowattstunden und Grundversorgungstarif haben die Stadtwerke eine jährliche Mehrausgabe von rund 60 Euro errechnet.

Wie lässt sich gegensteuern? Durch moderne Geräte, die Energie effizient nutzen, laut Weirich ein langwieriger und unattraktiver Prozess. Geräte abschalten, Stand-by-Modus reduzieren, Licht ausschalten, „nervig und aufwendig“, sagt Weirich. Strom erzeugen, ins Netz einspeisen und dafür Geld nach dem Energieeinspeisegesetz kassieren, ist eine dritte Variante, die sowohl Einzelne als auch Genossenschaften praktizieren. Auch im Kreis Segeberg laufen Bürgersolaranlagen, in Norderstedt ist allerdings der Versuch, Solarmodule auf dem Rathausdach zu installieren und mit Hilfe der Bürger zu finanzieren, an der Dachkonstruktion gescheitert.

„Es wird immer schwieriger, solche Modelle zu realisieren“, sagt Weirich. Welcher Hausbesitzer oder Firmeninhaber will sein Dach schon für 20 Jahre mit Solarmodulen bestücken und dadurch die Verkaufschancen einschränken? Außerdem müsse eine solche Anlage über Banken finanziert werden, die bestimmte Bedingungen stellten. Die Anlage müsse beantragt und abgenommen werden, die Vergütung sinke. „Deutlich einfacher und effizienter lässt sich über die Mini-Solaranlagen sparen“, sagt der Werkleiter.

Allerdings wollen die Werke keinen Wildwuchs, sie sind in Gesprächen mit der Wohnungswirtschaft, um die Kleinstkraftwerke geordnet an die Mieter zu bringen. „Nachdem die Vermieter gerade die Satelliten-Schüsseln von den Fassaden verbannt haben, braucht das Thema Sensibilität“, sagt Weirich. Solarzellen am Balkongitter seien nicht unbedingt ein ästhetischer Gewinn, es gebe aber Balkonkraftwerke, die sich harmonisch ins Gesamtbild einfügen.

Die Stadtwerke raten, die kompakten Kraftwerke von einem Fachmann anschließen zu lassen. Zwar sei das Sicherheitsrisiko gering, aber die Module müssen richtig aufgestellt werden, um eine optimale Energieausbeute zu erzielen. Die Werke wollen den Einbau der Mini-Anlagen fördern und eine Koordinierungsstelle schaffen, an die sich Mieter wenden können. Nähere Auskünfte gibt es beim Anbieter „miniJoule“, bei dem sich die Stadtwerke die Anlagen angesehen haben, unter Telefon 04671/6074600 und im Internet unter www.minijoule.com.