Der mächtige Stamm aus Frankreich findet bei der Wertholz-Submission in Daldorf keinen Käufer. Doch ansonsten liefen die Geschäfte gut

Daldorf . Solch einen Stamm hat Manfred Quer noch nicht im Angebot gehabt. Dabei hat der Chef der Schleswig-Holsteinischen Holzagentur in Bad Segeberg schon viele Stämme gesehen. Jedes Jahr bietet er gemeinsam mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten die besten Bäume bei der Wertholz-Submission an. Die Agentur versteigert in einem schriftlichen Meistgebotsverfahren das Wertholz der privaten und der kommunalen, die Landesforsten das der staatlichen Wälder – und das bereits seit 44 Jahren, wie Harald Nasse von den Landesforsten erzählt.

Diese mächtige Schwarznuss war gleichwohl etwas besonders. Der kräftig gebaute Manfred Quer selbst scheint neben dem Stamm fast zu verschwinden, der zudem eine weite Reise hinter sich hat. Der Stamm kommt aus Frankreich. Sein Besitzer habe ihn auf den weiten Weg nach Daldorf geschickt, weil er viel Gutes von der Auktion in Daldorf gehört hat, berichtet Quer. Allerdings konnten die hohen preislichen Erwartungen des Verkäufers nicht erfüllt werden, der Stamm wurde nicht verkauft. Zwar gab es Gebote, und Quer schätzt den Wert des massiven Holzes auch auf über 10.000 Euro. Aber kein Bieter wollte den Preis zahlen, den der Besitzer haben wollte. „Wir werden jetzt mit ihm sprechen, ob er seine Vorstellungen ändert“, sagt Quer. Dann finden Besitzer und Bieter vielleicht doch zusammen.

Für die Wertholz-Versteigerung lagen die Stämme seit Ende Januar drei Wochen lang auf dem Holzlagerplatz Saukoppel in Daldorf direkt neben dem Erlebniswald Trappenkamp zur Ansicht bereit. Insgesamt 20 Bieter vor allem aus Süddeutschland, aber auch aus der Region sowie aus Dänemark und Polen haben sie sich angeschaut, begutachtet und ihre Gebote schriftlich abgegeben. Zuvor hatten die Verkäufer taxiert, welchen Preis ein Stamm mindestens erzielen muss, damit der Käufer den Zuschlag erhält. „Wir haben fast alles Holz verkauft“, berichtet Harald Nasse. „Wir sind recht zufrieden mit dem Ergebnis der Submission, die Preise sind stabil.“ Zwar sank der Erlös pro Festmeter bei Eiche um vier Prozent, was an den unterschiedlichen Qualitäten liege. Aber: Esche sei im Gegenzug um 14 Prozent teurer geworden. „Das liegt auch daran, dass das Angebot etwas knapper ausgefallen ist“, so Nasse.

Und wer kauft diese Stämme, bei denen der Festmeter (also ein Kubikmeter fester Holzmasse) im Durchschnitt 400 Euro kostet? „Fünf oder sechs unserer Kunden sind Furnierwerker“, erklärt Manfred Quer. „Sie produzieren Furniere, schneiden das Holz ganz dünn ab und können deshalb aus einem Stamm sehr viel Material herausholen.“ Die zweite Käufergruppe sind Sägewerker. Quer: „Sie brauchen hochwertiges Material in Form von Blockware für die Möbelindustrie.“ Die dritte große Gruppe sind die Hersteller von Fußbodendielen. Schließlich kauft noch die Stilindustrie bei den Submissionen ihren Rohstoff ein, aus dem sie Schaufel- oder Axtstiele produziert. „Dann gibt es noch verschiedene besondere Verwendungen insbesondere der Baumarten Ahorn, Roteiche oder Erle“, so Quer. Die Masse aber sei getragen durch die Sägeindustrie.

Dass es dabei immer auch wieder zu Überraschungen kommt, hat Harald Nasse in diesem Jahr wieder einmal festgestellt. Der teuerste Stamm der Landesforsten erzielte 1350 Euro pro Festmeter und liegt mit gerade einmal drei Meter unscheinbar zwischen den anderen Eichen im hinteren Teil der Saukoppel. „Niemand weiß, was der andere bietet“, sagt Nasse. „Die Gebote lagen zwischen 215 und 1350 Euro, der Bieter hätte auch mit 500 Euro den Zuschlag erhalten.“ Dies zeige, dass jeder Bieter das Holz aus seiner speziellen Verwendung sehe. Wer daraus Dielen herstellen will, der könne nur 251 Euro bieten, ein Sägewerker vielleicht 400 bis 500 Euro und der Furnierbetrieb, der den Zuschlag erhalten hat, eben 1350 Euro.

Neben der noch nicht verkauften Schwarznuss gab es in diesem Jahr übrigens auch andere Besonderheiten zu ersteigern: Die Stürme „Christian“ und „Xaver“ hatten sich an den Baumfällarbeiten im Vorfeld beteiligt. Etwa ein Dutzend der Eichen, die versteigert wurden, fällte der Wind.