Für die umstrittene Verlegung der Poppenbütteler Straße nach Norden wurden jetzt die Bäume gefällt

Norderstedt. Blanke Holzscheiben an der Poppenbütteler Straße und rasierte Sträucher an der Schleswig-Holstein-Straße: Die Stadt hat die ersten Fakten für die Verlegung der Poppenbütteler Straße in Richtung Norden geschaffen. Die Straße soll in Zukunft nicht mehr wie bisher an der Schleswig-Holstein-Straße auf den Langenharmer Weg treffen. Vielmehr soll sie, keine 150 Meter weiter nördlich, zusammen mit der Schleswig-Holstein- und der Stormarnstraße eine neue, große Kreuzung bilden. Dazu muss ein etwa 390 Meter langer neuer Straßenabschnitt auf der grünen Wiese entstehen. Er soll etwa an der Einmündung der Glasmoorstraße in die Poppenbütteler Straße beginnen und in einer Linkskurve auf die neue Kreuzung führen.

Insgesamt etwa 2 Millionen Euro hat die Stadt für die Verlegung der Straße kalkuliert, im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt stehen die Mittel für den Bau des neuen Verbindungsstückes bereit. Die Politik hat das Projekt abgenickt, der Bebauungsplan ist rechtskräftig. Und doch will die Kritik an dem Vorhaben nicht abebben.

Die Linken wollen das Geld lieber in die Sanierung der Schulen stecken

Zuletzt hatte sich bei den Haushaltsberatungen die Kritik der Fraktionen von Die Linke und Bündnis90/Die Grünen an der Verschwenkung entzündet. Miro Berbig, Fraktionschef der Linken, macht keinen Hehl daraus, dass für ihn das Projekt völlig überflüssig ist. Aus seiner Sicht ist es nicht redlich, dass in der Stadt ein eklatanter Sanierungsstau an den Schulen herrsche und jeder Cent umgedreht werde, während gleichzeitig für Millionen von Euro Straßen verschwenkt würden.

Detlev Grube, der Fraktionschef der Grünen, hatte bei den Haushaltsberatungen erklärt, dass die Stadt einen großen Fehler begehe, immer noch mehr in den Straßenbau zu investieren. Denn mehr Straßen sorgten nur für mehr Verkehr. Die Grünen lehnen die Verschwenkung der Poppenbütteler Straße ebenso ab wie die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße. Deswegen enthielten sich alle sechs grünen Stadtvertreter der Stimme beim Beschluss zum Haushalt. Nachdenkliche Stimmen zur Poppenbütteler Straße kamen auch von FDP-Fraktionschef Klaus Peter Schroeder, der zumindest in seinen Aussagen durchblicken ließ, dass er sich sinnvollere Straßenprojekte als die Verschwenkung vorstellen könnte. Schließlich erklärte Reimer Rathje von der Fraktion Wir in Norderstedt (WiN), dass für ihn das letzte Wort bei der Verschwenkung noch nicht gesprochen sei. Nur weil das Geld für das Projekt da sei, müsse die Politik es ja nicht dafür ausgeben, argumentierte er.

Doch es ist mutmaßlich viel wahrscheinlicher, dass noch im Frühjahr oder Sommer die Bauarbeiten an der Verschwenkung beginnen, als dass sich noch eine politische Mehrheit gegen das Projekt formieren könnte. Denn die beiden großen Fraktionen der Norderstedter Stadtvertretung sind sich einig, dass das Projekt sinnvoll ist. Sowohl für die CDU als auch für die SPD ist die Verschwenkung alternativlos. GroKo in der Stadtvertretung. SPD-Fraktionschef Jürgen Lange zu den Gründen für die Verschwenkung: „Zwei Ampelkreuzungen auf 150 Metern beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit der Schleswig-Holstein-Straße, weil sich immer wieder irre Staus nach Norden bilden.“ Außerdem werde durch die Verschwenkung das Gewerbegebiet Stormarnstraße besser erschlossen, der südliche Langenharmer Weg vom Verkehr entlastet und die im Flächennutzungsplan für die Zukunft geplante Querspange Glashütte vorbereitet.

Der südliche Langenharmer Weg wird zur verkehrsberuhigten Sackgasse

Das neue Teilstück der Poppenbütteler Straße soll an der Zufahrt zur Schleswig-Holstein-Straße zwei Rechts- und einen Linksabbiegerstreifen haben. Die Anbindung der Glasmoorstraße wird ebenfalls nach Norden verlegt und mit einem Abbiegestreifen und einer Ampel erschlossen. Entlang der neuen Trasse sind beidseitig 4,25 Meter breite Geh- und Radwege und Querungshilfen vorgesehen.

Das alte Teilstück der Poppenbütteler Straße in Richtung Langenharmer Weg wird rückgebaut. Nur noch die Stadt darf hier mit Autos durch, um ein Regenrückhaltebecken zu erreichen. Der südliche Langenharmer Weg wird für den Verkehr von der Schleswig-Holstein-Straße aus dicht gemacht und zur Sackgasse. Für die Anwohner hier bedeutet das nach Jahren des Verkehrslärms eine spürbare Entlastung. Sie dürften auf jeden Fall zu den Gewinnern bei der Verschwenkung der Poppenbütteler Straße zählen.

Wann genau es mit dem Bau der Verschwenkung los geht, das konnte der Fachbereichsleiter für den Straßenbau in der Stadtverwaltung, Mario Kröska, am Dienstag noch nicht sagen. „Da müssen noch einige Ausschreibungen für die Arbeiten gemacht werden. Wir wollen aber auf jeden Fall in diesem Jahr noch mit den Bauarbeiten loslegen. Das Gute: Sie können ohne Behelligung des Verkehrs erledigt werden.“