Feuerwehrchef Niels Ole Jaap spricht von Spannungen zwischen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern

Norderstedt. Norderstedts Feuerwehrchef Niels Ole Jaap ist ein Mann der diplomatischen Worte, doch die Probleme zwischen seinen 300 ehrenamtlichen Helfern und den hauptamtlichen Feuerwehr-Mitarbeitern der Stadt will er nicht wegdiskutieren. „Es gibt Spannungen“, sagt der Gemeindewehrführer und bestätigt damit, was in den vier Ortswehren der Stadt längst Gesprächsthema ist. „Das Verhältnis ist nicht das beste“, bestätigt ein erfahrener Feuerwehrmann, der nicht genannt werden möchte. Von aufspielen, anschwärzen und zu viel Bürokratie ist die Rede.

Öffentlich wurde der Zank bei den vergangenen Jahreshauptversammlungen der Wehren. Als Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote in der Wache Friedrichsgabe ankündigte, der Mitarbeiterpool der Hauptamtler werde vorerst nicht weiter aufgestockt, brach an einigen Tischen Jubel aus.

Seit 2011 unterstützen 14 hauptamtliche Mitarbeiter die freiwilligen Wehren. Sie arbeiten tagsüber in der Feuerwehrtechnik, pflegen Funkanlagen und erledigen Verwaltungsarbeit und lassen alles stehen und liegen, sobald ein Alarm ausgelöst wird. Sechs dieser Mitarbeiter, die eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann absolviert haben, besetzen ein Fahrzeug und rücken aus. Damit stellt die Stadt sicher, dass die Feuerwehr innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Fristen am Unglücksort eintrifft. Die Ehrenamtler können diese Frist am Tage häufig nicht einhalten, weil ihre aktiven Mitglieder am Arbeitsplatz gebunden sind.

Die Ehrenamtler sind jedoch bemüht, die Bedeutung dieser Truppe herunterzuspielen. Friedrichsgabes Feuerwehrchef Jürgen Klingenberg betonte in seinem Jahresbericht ausdrücklich, dass seine Wehr alle Einsätze entsprechend der Gesetze abgearbeitet habe und legte gleich nach, dass die Hauptamtler nicht immer komplett am Einsatzort erschienen seien. Ähnlich äußerte sich auch Glashüttes Wehrführer Lars Hartmuth. Er sprach außerdem von einer schwierigen Zusammenarbeit mit dem Amt und zu viel Bürokratie.

Manche Feuerwehrleute gehen in ihrer Kritik sogar noch weiter: „Die spielen sich dort auf wie die Könige“, heißt es über die Hauptamtler. Mancher von denen könne es nicht akzeptieren, unter der Einsatzleitung eines freiwilligen Feuerwehrmanns zu arbeiten. Dass das Amt für Feuerwehr und Katastrophenschutz des Rathauses jetzt noch mehr hauptamtliches Personal forderte, stieß bei den freiwilligen Helfern auf massive Kritik.

Er sehe nicht die Notwendigkeit, drei weitere Stellen zu schaffen, wie es das Amt gefordert habe, sagt Feuerwehrchef Jaap. Er rechnet mit zusätzlichen Kosten von etwa 110.000 bis 120.000 Euro, die nicht gerechtfertigt seien. „Wir müssen auch den wirtschaftlichen Faktor im Blick haben“, sagt Jaap.

Doch bei dem Konflikt geht es nicht nur um drei Stellen und Befindlichkeiten der Einsatzkräfte, sondern auch um einen Kompetenzstreit in der Führungsebene. Noch vor wenigen Jahren waren die Zuständigkeiten in einer Person vereinigt: Joachim Seyferth leitete als Gemeindewehrführer die ehrenamtliche Feuerwehr und saß in Personalunion an der Spitze des zuständigen Amtes und war seitdem der Chef der hauptamtlichen Mitarbeiter.

Wegen der Doppelbelastung gab Seyferth vor zwei Jahren die Führung der Freiwilligen Feuerwehr ab, blieb Amtschef und muss sich seitdem mit dem neuen Gemeindewehrführer Jaap verständigen. Dabei kam es offenbar immer wieder zu Konflikten. Eine Zeitlang hätten beide kein Wort miteinander gesprochen, heißt es aus der Feuerwehr. Jaap spricht lieber von „leidenschaftlichen Diskussionen“, stellt aber auch klar, dass eine Freiwillige Feuerwehr ihre Aufgaben selbst erledigen will. Nur dort, wo sie an Grenzen stoße, werde sie Unterstützung anfordern.

Ähnlich hatte auch Grote in Friedrichsgabe argumentiert. „Das Amt 37 ist ein Dienstleister unserer Wehren“, sagt er. Es liege in der Hand der Wehrführungen zu entscheiden, ob sie weitere Hilfe benötigen. Diese Ansage verband der Oberbürgermeister mit mahnenden Worten an ehrenamtlichen Führungskräfte: „Sie haben eine große Verpflichtung übernommen.“

Die Entscheidung, auf eine Verstärkung des Hauptamts zu verzichten, gelte zunächst für ein bis zwei Jahre, sagte Jaap. Wenn die freiwillige Feuerwehr auf zusätzliche Unterstützung angewiesen ist, werde die Stadt dafür sorgen.