Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport berät das Thema am Dienstag. Die SPD schlägt Umbenennung von Straßen vor

Kreis Segeberg. Die Vergangenheit des Kreises Segeberg und insbesondere die Person des ehemaligen Landrats Waldemar von Mohl stehen in der kommenden Woche wieder auf der Tagesordnung der Kreispolitik. Am Dienstag, 18. Februar, debattiert der Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport des Kreistages ab 18 Uhr über den Umgang mit der Landräte-Galerie im Erdgeschoss des Foyers des Kreistagssitzungssaals. Hintergrund ist das Gutachten über von Mohl, das im vergangenen November vom „Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte“ der Universität Flensburg vorgestellt worden war. Es attestiert von Mohl, der von 1932 bis 1945 als Landrat amtierte, ein „typisches Beispiel für die Rolle traditioneller Eliten im Dritten Reich“ gewesen zu sein, „die durch Anpassungsbereitschaft und zum Teil vorauseilende Selbstgleichschaltung zu Akteuren des NS-Unrechtsregimes wurden, auch wenn sie der NS-Ideologie innerlich fern standen. Er steht dabei für eine ganze gesellschaftliche Gruppe, die sich dem Mitwirken am NS-Staat nicht verweigerte.“

Vor diesem Hintergrund schlugen die Gutachter vor, die Ahnengalerie umzugestalten. Wie das aussehen könnte, darüber herrschen in der Kreispolitik verschiedene Vorstellungen. Christoph Lauff (CDU) leitet den Ausschuss. Seine Partei hat den Antrag gestellt, die Galerie durch eine Infoterminal zu ergänzen. „Das Wichtigste ist, dass wir aus der Geschichte lernen“, sagt er. Er sei dagegen, „Gestalten wie von Mohl oder Alnor im Nachhinein durch Abhängen oder Separieren zu bestrafen.“ CDU-Mitglied Walter Alnor war von 1950 bis 1959 Landrat in Segeberg und wie von Mohl bereits im Nationalsozialismus an der Spitze einer Kommunalverwaltung – er amtierte unter anderem als Landrat in Eckernförde. Das Infoterminal im Kreistagsfoyer, das der CDU-Fraktion vorschwebt, soll laut Lauff zunächst das vorliegende Gutachten in geeigneter Form enthalten. In der Folge könnten die Schüler der Gymnasien sich an der Kommentierung der anderen Persönlichkeiten und ihrer Zeit beteiligen. Perspektivisch sollte dabei auch über die Ehrenbürger informiert werden, um einen positiven Kontrast zu setzen.

Die FDP möchte die Galerie abhängen und durch eine Dokumentation ersetzen

Bereits im vergangenen November hatte sich die FDP-Fraktion mit einem Antrag zum weiteren Vorgehen positioniert. Sie beantragte, die Galerie abzuhängen und durch eine Landräte-Dokumentation zu ersetzen. Dabei solle es sich „um eine an modernen Ausstellungsformen orientierte, mit interaktiven Elementen versehene Dokumentation“ handeln, wie im Gutachten vorgeschlagen. Eine Position, der sich nach Angaben von Fraktionschef Heinz-Michael Kittler auch die Linke anschließt. Die Grünen wiederum wollen ebenfalls die Galerie abhängen, die ein langfristiger Reibungs- und Konfliktpunkt bleiben würde. Ersetzt werden soll sie durch ein Buch über Kreis und Landräte, das rechtzeitig zum 150. Bestehen des Kreises 2017 fertig sein soll.

Auch die SPD der Stadt Bad Segeberg hat sich während einer Klausurtagung Anfang des Monats ebenfalls dem Thema Umgang mit der Vergangenheit angenommen. Sie hat vorgeschlagen, drei Straßen der Stadt umzubenennen. Sie sind nach dem offen nationalsozialistischen Schriftsteller Gustav Frenssen (1863–1945), dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847–1934) und nach dem NSDAP-Bürgermeister von Eckernförde und späteren CDU-Ministerpräsidenten Helmut Lemke (1907–1990) benannt. „Wir sehen das als Anregung und wollen zeigen, dass wir uns darüber Gedanken machen“, sagt der SPD-Ortsverbandsvorsitzende Dirk Wehrmann. Seine Partei wolle die Bürger mitnehmen und bei der Einwohnerversammlung im März die Frage einer möglichen Umbenennung auf die Tagesordnung setzen. „Wir müssen behutsam damit umgehen und natürlich gibt es wichtigere Sachen zu tun“, sagt Wehrmann. Neben kritischen Stimmen gebe es genügend Bürger, die erwarten, dass sich die Stadtpolitik des Themas annimmt. Die SPD hat dabei auch Waldemar von Mohl im Blick, nach dem ebenfalls eine Straße in der Stadt benannt ist. Man wolle der Diskussion im Kreis aber nicht vorgreifen.

Axel Bernstein will mit der Umbennung von Straßen noch warten

Kritik an der Initiative der SPD Bad Segebergs kommt vom CDU-Landtagsabgeordneten Axel Bernstein aus Wahlstedt: „Das bloße Verbannen unbequemer Zeugnisse der Vergangenheit kann ungewollt eher dem Vergessen als dem Erinnern dienen.“ Bei der von der SPD geforderten Tilgung des Namens von Helmut Lemke rät er zu Besonnenheit und verweist auf eine Studie zur Integration von Nationalsozialisten in die Exekutive Schleswig-Holsteins, die bis 2016 vorliegen soll. Ihr Ergebnis solle abgewartet werden, bis über eine Umbenennung entschieden wird.