Haben unsere Politiker nicht mit der Gegenwart genug zu tun?

Müssen sie sich auch mit der Vergangenheit beschäftigen? Diese Fragen stellt sich unwillkürlich, wenn jetzt wieder einmal über eine Galerie ehemaliger Landräte oder die Umbenennung von Straßen diskutiert wird. Sollte die Diskussion über die Vergangenheit sie von den Problemen der Gegenwart ablenken, dann haben sie in der Tat Besseres zu tun.

Darum aber sollte es nicht gehen. Es ist richtig und wichtig, sich weiterhin mit der Geschichte und insbesondere mit der des Nationalsozialismus zu beschäftigen. Und zwar für die Gegenwart. Gerade der Lebenslauf von Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Landrat Waldemar von Mohl mahnt uns in der Gegenwart, dass man sich auch mit bloßer Pflichterfüllung schuldig machen kann. Das heißt wiederum nicht, dass wir uns heute über die Persönlichkeiten der Vergangenheit erheben sollten. Denn wir können nicht behaupten, dass wir es besser gemacht hätten als die Menschen damals.

Aber wir können es heute besser machen und dafür sorgen, dass sich nie mehr wieder eine Mehrheit hinter einer menschenverachtenden Politik wie der des Nationalsozialismus sammelt. Die Beschäftigung mit solchen Persönlichkeiten in all ihrer Widersprüchlichkeit und in ihrem historischen Umfeld kann dabei helfen, dass wir uns in einer vergleichbaren Situation anders verhalten und auf unser Gewissen hören. Deshalb ist der fortwährende Umgang mit der Vergangenheit so wichtig – und sei es im Zuge einer Diskussion um die Umbenennung von Straßen sowie dem Abhängen oder Kommentieren von Porträts.