Bei der ersten Diskussion der Bürgermeisterkandidaten stießen Beamten- und Unternehmertemperament aufeinander

Henstedt-Ulzburg . Susanne Bendfeldt ging gleich zu Beginn ihrer Vorstellungsrede auf die aktuelle Kritik ein: „Ja, ich war in der Schill-Partei, ja, ich war vier Monate bei Manke!“ Mit Deutlichkeit ging die Hamburgerin während der ersten Vorstellungsrunde aller Bürgermeisterkandidaten auf die aktuelle Berichterstattung im Hamburger Abendblatt ein – und sie sparte auch nicht mit Seitenhieben gegen örtliche Politiker: „Die Aussagen von Frau Honerlah, Herrn Ostwald und Herrn Eberhard gegenüber der Presse sind für mich befremdlich.“

Alle drei wollen während einer Sitzung der Bürgermeisterfindungskommission nicht gehört haben, dass Susanne Bendfeldt für das Unternehmen Manke tätig gewesen sei. Ihre Unterstützer hatten während der Sitzung etwas anderes wahrgenommen: Danach soll die Kandidatin ihre Tätigkeit bei Manke auf Nachfrage erwähnt haben. Subjektive Wahrnehmungen waren an diesem Abend in der Aula der Gesamtschule Rhen allerdings nur ein Randthema. Rund 220 interessierte Henstedt-Ulzburger waren gekommen, um die drei Bürgermeisterkandidaten bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt zu erleben. Doris Baum, 52, Susanne Bendfeldt, 53, und Stefan Bauer, 44, standen zweieinhalb Stunden Rede und Antwort, machten Anmerkungen aus persönlicher Sicht zu Problemen im Ort und erklärten jeweils, warum gerade sie die richtigen für den Bürgermeisterposten seien.

Die von Redakteur Michael Zwicker souverän geleitete Veranstaltung begann holprig und etwas enttäuschend. Zum Gähnen langweilige und wenig feurige Vorstellungsmonologe, in denen sich alle drei bis in die letzten Einzelheiten über ihr berufliches Vorleben ergingen und nicht mit Allgemeinplätzen sparten, ließen für diesen Abend nichts Gutes erhoffen. 15 lange Minuten standen jedem zur Verfügung – angesichts der vielen hervorgebrachten Plattitüden war das eher eine Tortur für die Zuhörer. Während Doris Baum und Stefan Bauer immerhin weitgehend frei sprachen, las Susanne Bendfeldt ihren Text ab und geriet zwischen den Zeilen bisweilen ins Stocken.

Aber der erste Eindruck täuschte. Die Veranstaltung nahm Fahrt auf, als die drei Bewerber Gelegenheit hatten, auf die Fragen der Besucher einzugehen. In dieser Phase des Abends redete sich vor allem Susanne Bendfeldt temperamentvoll in Rage und lief zu guter Form auf, während ihre beiden Mitbewerber die Beiträge eher sorgsam abwogen, bevor sie zu Statements ausholten: Beamtentemperament contra Unternehmertemperament. Das Publikum blieb neutral und verteilte Beifall auf alle drei einigermaßen gerecht. Kritische Zwischenrufe oder Nachfragen gab es nicht. Man hätte sie sich gelegentlich gewünscht.

Nach Ansicht der selbstständigen Unternehmerin Susanne Bendfeldt muss Henstedt-Ulzburg in der Region hinter Norderstedt wieder den Spitzenplatz einnehmen. Doris Baum, Fachdienstleiterin bei der Kreisverwaltung Segeberg, versprach, dass Henstedt-Ulzburg wieder positive Schlagzeilen machen müsse und forderte eine ganzheitliche Ortsentwicklung ein. Polizeioberrat Stefan Bauer, der wie Doris Baum ebenfalls aus Henstedt-Ulzburg kommt, will, dass die Menschen im Ort gut und sicher leben können. Alle drei bezeichnen sich als „gut vernetzt“, wobei Susanne Bendfeldt, die als ortsfremde erstaunliche Detailkenntnisse über örtliche Angelegenheiten bewies, so viele Aktivitäten und Ehrenämter aufzählte, dass aus dem Publikum die Frage aufkam, wie sie es denn noch schaffen wolle, als Bürgermeisterin zu arbeiten. Doris Baum und Stefan Bauer stellten ihren örtlichen Bezug – beide wohnen gut zwei Jahrzehnte im Ort – immer wieder in den Vordergrund.

Über eine Zusammenarbeit mit der Politik – in Henstedt-Ulzburg ein heikles Thema – gab es unterschiedliche Aussagen. Stefan Bauer würde auf einer gemeinsamen Klausurtagung mit den Fraktionen die Spielregeln festlegen. Doris Baum würde gegenseitig Respekt und Anerkennung einfordern, Susanne Bendfeldt hingegen an die Vernunft appellieren und sich als Integrationskraft darstellen.

Gab es an diesem Abend einen Punktsieger? Die Meinungen der Besucher gingen auseinander. „Frau Baum hat gezeigt, dass sie eine hohe Verwaltungskompetenz besitzt“, sagte Monika Borchert nach der Veranstaltung. „Frau Bendfeldt war mir etwas zu glatt.“ Hans-Jürgen Timm fand Stefan Bauer und Susanne Bendfeldt am besten. „Es war zu spüren, dass sich Frau Bendfeldt gut eingearbeitet hat.“ Nach Ansicht von Jan Schüller-Iwersen spricht die Verwaltungserfahrung für Doris Baum . „Sie weiß, wovon sie spricht und hat außerdem Humor bewiesen.“ Ehefrau Kathrin bemängelte, dass Susanne Bendfeldt nicht im Ort verwurzelt ist.

Wie es um ihren Humor bestellt ist, konnten die Kandidaten am Ende beweisen: Alle wurden aufgefordert, je einen Witz zu erzählen. Das Publikum belachte jeden Witz höflich.