Heftiger vereinsinterner Streit führt zum Rücktritt von Nadine Lange. Sie verlässt auch Henstedt-Ulzburg Marketing

Henstedt-Ulzburg. Die Nachricht wurde vom Aufsichtsrat am späten Freitagnachmittag verbreitet: Nadine Lange sei von ihrem Posten als Vorsitzende des SV Henstedt-Ulzburg zurückgetreten. Sie und der Aufsichtsrat hätten sich „im guten Einvernehmen“ getrennt. Tatsächlich sorgt die Veränderung an der Spitze des Sportvereins, der mit 5300 Mitgliedern zu den größten in Schleswig-Holstein gehört, für beträchtliches Aufsehen: Nadine Lange gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten in der Gemeinde.

Die 34 Jahre alte Mutter von zwei Kindern war Vorsitzende des SV Henstedt-Ulzburg geworden, nachdem sie den Prozess der Zusammenführung der Vereine SV Henstedt-Rhen, FC Union Ulzburg und MTV Henstedt professionell abgewickelt hatte. Schon damals war ihre Nominierung zur bezahlten Vorsitzenden des Großvereins umstritten. Es gab Gegner und Befürworter. Jürgen Kirmse, bis Dezember vergangenen Jahres Aufsichtsratsvorsitzender und intern seit vielen Jahren einer der mächtigsten Männer im Verein, wollte sie nicht als Vorsitzende, fand jedoch keine Mehrheit. So kam es , dass Nadine Lange einerseits skeptisch beobachtet wurde, andererseits aber zu einer Institution in Henstedt-Ulzburg wurde.

Die omnipräsente Vereinsvorsitzende wurde im vergangenen Jahr auch auserkoren, den Verein Henstedt-Ulzburg Marketing weiter nach vorne zu bringen. Während der jüngsten Jahreshauptversammlung wählten sie die Mitglieder zur Vorsitzenden. Nadine Lange nahm das Amt an – und forderte damit die vereinsinternen Kritiker heraus. Denn schon längst lief es nicht mehr so rund beim SV Henstedt-Ulzburg. Nadine Lange habe zu viele Entscheidungen an sich gezogen, wurde hinter vorgehaltener Hand moniert. Zu viele Dinge, die in den einzelnen Sparten hätten geregelt werden müssen, habe die Vorsitzende entschieden. Der Unmut wurde größer, als Nadine Lange den Vorsitz von Henstedt-Ulzburg Marketing übernahm. Sie tanze auf zu vielen Hochzeiten, hieß es.

Offensichtlich wurden die Querelen während der Delegiertenversammlung im November vergangenen Jahres. Jürgen Kirmse stellte sich für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden überraschend nicht wieder zur Verfügung, Aufsichtsratsmitglied Heinz Papenhagen, bekannt als Unterstützer von Nadine Lange, wurde nicht wiedergewählt, die stellvertretende Vereinsvorsitzende Christa Nordwald erklärte ihren Rücktritt von diesem Posten. Nadine Lange konnte wegen einer Krankheit nicht an dieser turbulenten Sitzung teilnehmen. Nachfolger von Jürgen Kirmse als Aufsichtsratsvorsitzender wurde Michael Meschede, den die meisten als CDU-Vorsitzenden in Henstedt-Ulzburg und als Kreistagsabgeordneten kennen.

„Mit 72 Jahren wollte ich Jüngeren Platz machen“, sagte Kirmse am Wochenende. „Wenn ich gefragt werde, kann ich dem Verein natürlich weiterhin zur Seite stehen.“ Über Querelen im Verein mag der frühere Vorstandsvorsitzende sich nicht öffentlich äußern.

Nadine Lange selbst versucht, die Wogen zu glätten. Es habe in den vergangenen Monaten „strategische Umstrukturierungen" im Verein gegeben, jetzt sei der SV Henstedt-Ulzburg wirtschaftlich bestens aufgestellt, sodass der Zeitpunkt für eine Übergabe gut sei. „Ich habe dem Verein auf die Beine geholfen, es war mein Lebenswerk.“ Sie werde dem Verein weiter verbunden bleiben.

Gleichzeitig mit dem Rücktritt vom Vereinsvorstand hat Nadine Lange auch den Vorsitz von Henstedt-Ulzburg Marketing aufgegeben. „Wenn ich den Sportverein nicht mehr vertrete, macht es keinen Sinn, dort Vorsitzende zu bleiben.“ Die Mitglieder werden es bedauern: Nadine Lange war als Vorsitzende nominiert worden, um wieder mehr Schwung in die unter dem alten Vorstand etwas eingerostete Wirtschaftsvereinigung zu bringen. Sorgen um ihre berufliche Zukunft macht sich Nadine Lange nicht: „Ich werde wieder meine frühere Tätigkeit als freiberufliche Beraterin für Kindertagesstätten aufnehmen.“

Intern wird anerkannt, dass Nadine Lange eine gute Arbeit abgeliefert hat. Aber von Beobachtern waren die Bestrebungen des Vorstandes, immer mehr Entscheidungen an sich zu ziehen, schon längere Zeit skeptisch beurteilt worden: Das interne Klima sei nicht immer gut gewesen. Bis zu einer Neubesetzung des Vorstandspostens wird der Verein von Christa Nordwald geleitet, die während der Delegiertenversammlung ihren Rücktritt vom Posten der stellvertretenden Vorsitzenden und als Spartenleiterin Fitness, Turnen und Gesundheit angekündigt hatte. Zusammen mit Horst Werner, dem Finanzvorstand des Vereins, führt sie die Geschäfte. Christa Nordwald steht dem Verein noch für eine Übergangszeit bis April zur Verfügung. „Der Vorstandsposten wird ausgeschrieben“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Michael Meschede. Es stehe noch nicht fest, ob es wieder eine hauptamtliche Vereinsführung geben werde.