Ellerau wird nach 2018 wohl wieder einen hauptamtlichen Bürgermeister bekommen

Ellerau/Tangstedt. Die Ära des ehrenamtlichen Bürgermeisters in Ellerau wird sehr wahrscheinlich mit Ende der Wahlperiode im Jahr 2018 enden. Die Politiker diskutieren zurzeit intensiv darüber, ob sich die Gemeinde künftig einen hauptamtlichen Bürgermeister leistet. „Wir wollen die rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Bedingungen dafür möglichst schnell klären, auf jeden Fall vor der nächsten Kommunalwahl“, sagt Joachim Wehner, Vorsitzender des Bürgervereins. „Wir haben uns bei Urbans Wahl zum Bürgermeister darauf geeinigt, dass das eine Interimslösung ist“, sagt Joachim Dose von der Wählervereinigung Aktives Ellerau. Allerdings wollen die Ellerauer einen hauptamtlichen Bürgermeister ohne Verwaltung – die soll nach wie vor von Norderstedt aus erledigt werden.

Denn die Stadt verwaltet die Gemeinde gut. Darin sind sich Kommunalpolitiker und der ehrenamtliche Bürgermeister Eckart Urban einig. Im Jahr 2007 ist Ellerau unter das Verwaltungsdach im Norderstedter Rathaus geschlüpft. „Wir profitieren von der fachlichen Kompetenz und sparen jedes Jahr 250.000 Euro an Verwaltungskosten“, sagt Urban.

Wenn Eckart Urban aufhört, wird es schwierig, einen Nachfolger zu finden

Die Arbeit Bürgermeisters sei für einen Ehrenamtler aber kaum zu bewältigen, sagen die Befürworter eines Hauptamtlers, die deutlich in der Mehrheit sind. „Die Aufgaben nehmen ständig zu“, sagt FDP-Chef Hans Bihl. Sie könnten nur von jemandem erledigt werden, der nicht berufstätig ist, und da kämen zuallererst Rentner infrage. „Doch Ruheständler haben schon altersbedingt nicht immer genügend Dampf, um die Dinge voranzubringen“, sagt Bihl – eine Auffassung, die Rolf Kalmbacher, Vorsitzender von AE, teilt. Auch er vermisst bei Amtsinhaber Urban gelegentlich eine gewisse Dynamik, „es könnte flotter gehen“. „Wenn Eckart Urban aufhört, wird es schwierig sein, einen ehrenamtlichen Nachfolger zu finden“, sagt Peter Groth, Fraktionschef des Bürgerforums. Ein Blick in die Runde der kommunalpolitischen Kollegen zeige: Das Rentenalter dominiert.

Auch Urban selbst will seinen Job als ehrenamtlicher Bürgermeister abschaffen. „Das ist ein Fulltime-Job“, sagt der 74-Jährige, der noch fit und intensiv gefordert ist. Bis zu 40 Stunden pro Woche kommen schnell zusammen, davon drei bis vier täglich im Rathaus. Politische Beschlüsse müssten an die Verwaltung weitergegeben, Personalangelegenheiten geregelt werden. Urban ist Dienstvorgesetzter von 74 Mitarbeitern, die auf dem Bauhof, in den Kitas, in der Bücherei oder als Schulsekretärin und Hausmeister arbeiten. „Da gibt es immer etwas zu regeln“, sagt der Sozialdemokrat. Dazu kommen abendliche Sitzungen usw.

Urban favorisiert eine Doppelspitze mit einem Gemeindedezernenten und einem ehrenamtlichen Bürgermeister – ein Modell, wie es in Trappenkamp seit drei Jahren praktiziert wird. Harald Krille ist ehrenamtlicher Bürgermeister, Werner Schultz Gemeindedezernent. Vor der Verwaltungsreform war der Verwaltungsfachmann Schultz hauptamtlicher Bürgermeister in der Gemeinde. Das Duo arbeitet gut zusammen, das Modell hat sich bewährt, sagt Krille. Für einen Ehrenamtler allein sei der ehrgeizige Plan, Trappenkamp zu mehr Attraktivität zu verhelfen und die Einwohnerzahl zu steigern, nicht zu realisieren. Krippenplätze schaffen, Baugebiete ausweisen, die Menschen aus 44 Nationen integrieren, Gewerbe ansiedeln – es gibt viel zu tun, sagt Krille, der hauptberuflich den Bauhof in Bornhöved leitet und rund 30 Stunden pro Woche ins Ehrenamt investiert.

Rund 70.000 Euro lässt sich die Gemeinde ihren Dezernenten kosten. Lohnt sich das? „Ich denke, ja“, sagt Krille, „seitdem wir gemeinsam den Ort voranbringen, steigt die Einwohnerzahl wieder. Von 6000 war sie auf 4000 gesunken, jetzt liegt sie bei 5025.“ Gut 1000 Einwohner mehr hat Tangstedt, die Gemeinde wird vom Amt Itzstedt mit verwaltet. „Ein hauptamtlicher Bürgermeister oder das Trappenkamper Modell sind bei uns kein Thema“, sagt Bürgermeister Holger Criwitz, Ehrenamtler wie Urban und 40 bis 60 Stunden pro Woche für die Gemeinde im Einsatz. Allerdings habe Tangstedt mehr Möglichkeiten mitzureden. Criwitz ist zweiter stellvertretender Amtsvorsteher und leitet den Zentralausschuss des Amtes. Die Ellerauer haben keinen direkten politischen Einfluss in Norderstedt.

„Man darf nicht vergessen, dass man für einen hauptamtlichen Bürgermeister 80.000 bis 100.000 Euro pro Jahr rechnen muss“, sagt Criwitz – eine Ausgabe, die die CDU in Ellerau für überflüssig hält und deswegen einen Hauptamtler ablehnt: „Die Gemeinde ist verschuldet, und wir brauchen das Geld dringend für andere Dinge“, sagt CDU-Chef Rolf Schröder.