Segebergs Landrätin begrüßt 16 neue deutsche Staatsbürger und überreicht ihnen die Einbürgerungsurkunden

Norderstedt. „Wir brauchen sie“, sagte Jutta Hartwieg, als sie 16 neue deutsche Staatsbürger im Norderstedter Rathaus begrüßte. Männer, Frauen und Kinder aus Ecuador, Rumänien, Bulgarien, Indien, Italien, Schweden, Kroatien, Polen und Georgien hatten sich dafür entschieden, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Die Landrätin übergab die Einbürgerungsurkunden während einer Feierstunde im Plenarsaal. Es war die dritte Willkommensfeier im Kreis Segeberg. „Ich freue mich, dass wir endlich so weit gekommen sind, die Menschen, die klar Ja sagen zu unserem Land, entsprechend zu begrüßen und die Einbürgerung damit den Rahmen bekommt, der ihr gebührt“, sagte Hartwieg mit Blick darauf, dass eher Ängste vor Zuwanderern geschürt, die Chancen aber in den Hintergrund treten würden.

14 der 16 deutschen Neubürger leben in Norderstedt – deswegen hatte die Segeberger Kreisverwaltung die Übergabe der Urkunden diesmal in die größte Stadt im Kreis vergeben. Ohnehin hat jeder siebte Norderstedter keinen deutschen Pass. Das trifft für rund 10.500 Singles und Familien zu, sie kommen aus 141 Nationen und bilden damit einen Großteil der weltweiten Bevölkerung ab. 194 Staaten einschließlich Vatikanstadt haben die Vereinten Nationen anerkannt.

„Die Entscheidung ist vielen von ihnen sicher nicht leicht gefallen“, sagte die Landrätin. Sie wisse, wovon sie spricht, ihre Schwester sei vor 30 Jahren nach Kanada ausgewandert und da habe man intensiv über die Staatsbürgerschaft diskutiert. Wo fühle ich mich zu Hause, wie ist das mit der Kultur, mit welchen Werten kann ich mich identifizieren? Das seien Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssten. Das Bekenntnis zu Deutschland sei ein mutiger Schritt und ein Vertrauensbeweis.

„Dass sie alle hier leben, in einem friedlichen Miteinander, ist Voraussetzung für die weitere kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land“, sagte Hartwieg, ehe das offizielle Zeremoniell begann. Die Landrätin bat die Männer, Frauen und Kinder einzeln oder im Familienverbund nach vorn. Dort lasen sie den kurzen Text vor, mit dem sie sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung bekennen. Anschließend überreichte die Chefin der Kreisverwaltung die Einbürgerungsurkunden. „Ich war ganz schön aufgeregt“, sagte Ramneek Singh, der wie alle neuen deutschen Staatsbürger schon Jahre hier lebt, integriert ist und arbeitet – dass sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen und nicht auf Sozialleistungen angewiesen sind, ist Bedingung, um einen deutschen Pass zu bekommen, wobei die meisten ihren alten behalten dürfen und somit eine doppelte Staatsbürgerschaft haben.

Sprach- und staatsbürgerliche Kenntnisse müssen alle nachweisen, die formal Deutsche werden wollen. Vokabeln, Grammatik, Grundgesetz, Rechte und Pflichten vermittelt die VHS Norderstedt in speziellen Kursen. Am Ende steht der Test mit 33 Fragen. Janine Horstmann musste sich der Prüfung allerdings ebenso wenig unterziehen wie Giuseppe Ricotta. Die Schwedin und der Italiener sind hier geboren, Deutsch ist ihre Muttersprache. „Ich kann gar kein Schwedisch“, sagt Janine Horstmann, die sich aus ganz pragmatischen Gründen für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden hat. Das schwedische Konsulat in Hamburg gibt es nicht mehr, nun müsste sie nach Berlin, um ihren Pass verlängern zu lassen. Und sie braucht jemanden, der ihr die schwedischen Formalien übersetzt. Diesen Aufwand will die 41 Jahre alte Henstedt-Ulzburgerin vermeiden, sie behält aber ihren schwedischen Pass.

Auch Giuseppe Ricotta, 40, ist hier geboren, seine Eltern kamen als Gastarbeiter aus Sizilien. Der Norderstedter, der bei Lufthansa Technik Flugzeuge wartet, hat eine deutsche Frau und fühlt sich hier wohl. Sein italienischer Pass läuft 2017 ab, verlängern lassen will er ihn nicht. Dennoch hat er sich ein Stück Italien bewahrt: Wenn Deutschland und Italien im Fußball aufeinandertreffen, drückt er den Italienern die Daumen, das habe ihm sein Vater wohl vererbt.

Die Arbeit hat Ryszard Garbowski, 39, seine Frau Marte, 31, sowie die Kinder Konrad, 14, und Wiktoria, 10, hierher gebracht. „In Polen ist es viel schwieriger, einen Job zu finden“, sagt der Garten- und Landschaftsbauer, der seit acht Jahren hier lebt und Deutsch so ganz nebenbei von seinen Kollegen gelernt hat. Das reichte, auch er konnte auf den offiziellen Test verzichten. „Meine Kinder gehen hier zur Schule, wie leben gern hier, da können wir auch die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen“, sagt Garbowski.