Seit fast 30 Jahren pflegen die Proppenkieker einen Teil der Costa Kiesa. Nun ärgert sich der Verein, dass er bei den Gesprächen um die Zukunft des Badesees bisher ausgesperrt blieb

Tangstedt. Nun melden sich auch die Angler zu Wort, und zwar verärgert: „Es ist für uns völlig unverständlich, warum in der Diskussion um die Zukunft der Costa Kiesa alle zu Wort kommen, nur diejenigen nicht, die das Gelände und den See seit fast 30 Jahren pflegen“, sagt Gerhard Graap, Vorsitzender der Sportangler-Interessengemeinschaft (SAIG) Proppenkieker Kaltenkirchen-Tangstedt von 1973. Der Anglerverein habe seit 1986 am Badesee seine Heimat und investiere jedes Jahr eine beachtliche Summe, um das Gewässer und das Ufer sauber und für die 150 Mitglieder attraktiv zu halten.

5200 Euro Pacht zahlt der Verein jedes Jahr und nochmals 3000 bis 4000 Euro, damit der Fischbestand und die ökologische Qualität des Kies-Sees erhalten bleiben. Regelmäßig setzen die Mitglieder des Vereins Forellen, Saiblinge, Maränen, Karpfen und Weißfische in den Wilstedter See.

Und auch sie leiden unter dem Vandalismus, den die Gemeinde Tangstedt, verantwortlich für den Badebetrieb, die Tiefbaufirma Eggers, Eigentümer des beliebten Badegewässers, Bürger und der Verein „Zukunft Tangstedt“ jetzt bekämpfen wollen. Sie alle sagen: Der Ist-Zustand ist nicht mehr akzeptabel. Die Liste der Vorkommnisse reicht von Dixie-Klos, die im See schwimmen, über Schlägereien und einen versuchten Einbruch in den Lagercontainer der DLRG bis zu Müllbergen, die sich rund um den See türmen (wir berichteten). „Im Sommer ist hier Anarchie“, fasst Tangstedts Bürgermeister Holger Criwitz (SPD) die Situation zusammen. Zwar verhielten sich die meisten Besucher vernünftig. Doch die Zunahme von Zwischenfällen scheint nur noch eine Lösung zuzulassen: Wer am See baden oder sich sonnen möchte, der soll Eintritt zahlen, wie es andernorts beispielsweise im Arriba-Strandbad (Norderstedt), im Naturfreibad Beckersberg (Henstedt-Ulzburg) oder am Itzstedter Badesee längst gängige Praxis ist.

„Die Vorschläge der Tangstedter Verwaltung und des selbst ernannten Vereins „Zukunft Tangstedt“ mögen von der Idee her recht sinnvoll sein, nur die einzigen, die für Flora und Fauna was getan haben, wir Angler nämlich, werden bei den Gesprächen nicht mal erwähnt“, sagt der Vorsitzende des Anglervereins. Was von den Anglern seit langer Zeit aufgebaut und eingerichtet wurde, werde immer wieder niedergetrampelt, abgerissen oder zerstört.

Der Verein habe das Gelände renaturiert, neu bepflanzt. Der jetzige „grüne Zustand“ sei ein Erfolg der Mitglieder, die nicht nur Geld investierten, sondern regelmäßig auch ihre Freizeit opferten, um See und Ufer in Ordnung zu halten. Die Angler kontrollierten Wasser- und Uferbereich in regelmäßigen Abständen und teilten der Gemeinde Auffälligkeiten mit. So sei auch schon mal ein Auto aus dem Wasser gezogen worden. „Das Gewässer ist sehr rein und naturnah und beherbergt beispielsweise den Deutschen Edelkrebs, der in seinem Bestand insgesamt als gefährdet gilt“, sagt Carsten Rohde, Schatzmeister der Proppenkieker. Der bis zu 20 Zentimeter lange, größte europäische Krebs werde sogar hier gezielt gefangen und in anderen Gewässern ausgesetzt, um dort eine Population aufzubauen oder zu vermehren.

Der Verein möchte den See seinen Mitgliedern weiter zur Verfügung stellen und für das gemeinsame Hobby nutzen. „Doch die Wirklichkeit sieht leider häufig anders aus. Immer wieder gibt es Ärger mit Badenden und Campern, die sich auch auf unserem Pachtgelände tummeln“, sagt der Vorsitzende. Es sei sogar schon vorgekommen, dass Angler von Badegästen mit einem Messer bedroht wurden.

Der Verein habe die Badezone eingegrenzt, was eigentlich Aufgabe der Tangstedter Verwaltung sei. „Wir sind es leid, für andere in die Verantwortung gezogen zu werden. Ich hatte in der Vergangenheit mit dem Vorgänger des jetzigen Bürgermeisters mehrfach kommuniziert, nur geändert hat sich nichts, und Schilder, die auf unser Gelände hinweisen, werden weiterhin ignoriert“, sagt Graap.

Wenn es die Absicht gibt, die Situation an der Costa Kiesa zu entschärfen und neu zu ordnen, sollten sich alle Betroffenen an einen Tisch setzen, die Probleme erörtern und eine Lösung finden. Man sollte es, so Graap, nicht „irgendwelchen Vereinen“ überlassen, über Hundestrände, Wassersport und ähnliches zu räsonieren. Wobei Wassersport ohnehin kein Thema sein dürfte. Selbst den Anglern sei es vom Eigentümer des Kies-Sees untersagt, mit Booten auf den See hinauszufahren.