Wer arbeitet, macht Fehler. Aber in einer Behörde, in der täglich mit Menschenschicksalen umgegangen wird, können Fehler fatale Folgen haben.

Im Fall der misshandelten und weggesperrten Zwillingsbrüder wurden viele Fehler gemacht.

Das Martyrium der wehrlosen Kinder hätte frühzeitig beendet werden können, wenn Hinweisen vor 20 Jahren ordnungsgemäß nachgegangen worden wäre. Das geschah damals nicht, die Folgen wiegen schwer: Junge Menschen wurden durch die Taten von verantwortungslosen Pflegeeltern seelisch grausam misshandelt.

Aber das ist Vergangenheit. Heute, so wird vom Kreisjugendamt mitgeteilt, kämen solche Fehler wahrscheinlich nicht mehr vor. Das soziale Kompetenznetz ist engmaschiger geworden. Umso schwerer ist die aktuelle Handlungsweise des Jugendamtes zu verstehen. Die Staatsanwaltschaft gibt einen eindeutigen Hinweise, den Fall aufzuarbeiten, damit Fälle dieser Art künftig verhindert werden. Aber der Brief landet ungelesen in der Registratur.

Das ist erbärmlich. Erst als die Presse anfängt, Fragen zu stellen, wird das Jugendamt aktiv. Dieses Verhaltensmuster ist nur allzu bekannt: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Erst, wenn unliebsame Fragen gestellt werden, macht sich Hektik breit. Warum ändert sich das nie?