Die Firma Eggers, die Gemeinde Tangstedt und viele Bürger wünschen privaten Betreiber für den Wilstedter Badesee

Tangstedt. Seit Jahren sträuben sich vielen Tangstedtern die Nackenhaare, wenn das Gespräch auf „ihren“ Badesee im Ortsteil Wilstedt kommt. Die Costa Kiesa ist umsonst, auch deswegen ungemein beliebt in der Region, die Strandabschnitte bieten vielen Menschen Platz, das Wasser selbst hat eine gute Qualität. Doch je besser das Wetter in der Sommersaison, je später der Abend, desto mehr verkommt das Ausflugsziel zu einer unkontrollierbaren Partymeile. Dies ist längst keine Minderheitenmeinung mehr in Tangstedt.

Vielmehr hat sich in den letzten Monaten ein breiter Konsens entwickelt. Die Tiefbaufirma Eggers, Eigentümer des Sees, die für den Badebereich verantwortliche Gemeinde, die Bürger selbst oder auch der Verein „Zukunft Tangstedt“ – sie alle sagen, dass der Ist-Zustand nicht mehr akzeptabel ist. Denn die Liste der Vorkommnisse ist schlicht zu lang: Dixie-Klos schwimmen im See, die Polizei muss bei Schlägereien eingreifen, es wird wild gegrillt, Kinder verbrennen sich Füße an heißen Kohlen, die Müllberge türmen sich reihum, und es gab einen versuchten Einbruch in den Lagercontainer der DLRG.

Dazu kommt die weiterhin unbefriedigend gelöste Parkplatzfrage. Im Hochsommer genügen die Sandflächen an der Harksheider Straße sowie die Grünfläche am Kringel bei weitem nicht. Als Resultat parken die Besucher trotz Halteverbots kreuz und quer entlang der Straßen, was den Verkehr beeinträchtigt und das Unfallrisiko erhöht. „Im Sommer ist hier Anarchie“, fasst Bürgermeister Holger Criwitz (SPD) zusammen. Dass 2011 eine neue Bushaltestelle außerhalb von Wilstedt-Siedlung eingerichtet wurde, hat die dortigen Anwohner zwar beruhigt. Der Vandalismus hat sich jedoch eher verlagert, als dass er abgenommen hat.

Konkrete Verursacher von Vermüllung und Zerstörung sind meist nicht festzustellen. Klar scheint aber, dass die Mehrheit der Gäste nicht aus Tangstedt selbst, sondern aus dem Umland – etwa Norderstedt oder Langenhorn – zur Kiesa fährt. Die meisten Besucher verhalten sich fraglos vernünftig. Doch die Zunahme von Zwischenfällen scheint nur noch eine Lösung zuzulassen: Wer am See baden oder sich sonnen möchte, der soll mittelfristig Eintritt zahlen, wie es andernorts beispielsweise im Arriba-Strandbad (Norderstedt), im Naturfreibad Beckersberg (Henstedt-Ulzburg) oder am Itzstedter Badesee längst gängige Praxis ist.

„So wie jetzt darf es nicht weitergehen. Wir müssen einen anderen Weg finden“, sagt Bürgermeister Criwitz. Ralf Eggers, Geschäftsführer der Eggers-Gruppe ergänzt: „Wir wollen gemeinsam mit der Gemeinde in diesem Jahr Pläne entwickeln, wie ein geordneter Betrieb des Sees aussehen könnte.“ Konkret werde es darum gehen, wie das Gelände eingefriedet werden oder wer die Badestelle kommerziell betreiben könnte. Aber: „Momentan ist alles auf dem Niveau einer Absichtsbekundung, fertige Pläne gibt es nicht.“ Vielleicht ab 2015, so die Hoffnung, könnte das Freizeitgewässer in neue Hände übergeben werden.

Eine Ideensammlung, Ende 2013 initiiert von „Zukunft Tangstedt“, brachte darüber hinaus bereits zahlreiche Vorschläge hervor. „Die Gemeinde gibt viel Geld aus für die Säuberung, für einen Sicherheitsdienst – und das bei freier Nutzung“, so Vereinsvorstand Oliver Blaha. Die Frage sei: „Wie können wir einen privaten Betreiber für den See finden, können wir das in Tangstedt umsetzen?“

So sei es wünschenswert, dass Tangstedts Einwohner keinen Eintritt zahlen müssten, Ganzjahresbader etwa eine Chipkarte bekommen würden. Um das Areal attraktiver zu gestalten, schlägt er ferner einen Naturpark vor sowie einen ganzjährig nutzbaren, kleinen Campingplatz. Auch eine Umzäunung müsse in Betracht gezogen werden. Weitere Ideen sind ein Hundestrand, eine Mountainbike-Strecke oder Angebote von Wassersport wie Stehpaddeln.

Am Mittwoch, 22. Januar (19.30 Uhr, Rathaus), befasst sich der Zentralausschuss der Gemeindevertretung mit der Situation am Wilstedter See, bespricht hierbei allerdings zunächst einmal die Kosten des vergangenen Jahres. Zählt man nämlich die Einsätze des Bauhofes, der Polizei und des Ordnungsamtes zusammen, dürfte die Summe rund 50.000 Euro betragen. Anlässlich einer Einwohnerfragestunde könnte es indes auch bereits grundsätzlich um neue Konzepte für die Costa Kiesa gehen. Eine weitere Möglichkeit wäre, so Oliver Blaha, die Einrichtung einer separaten Projektgruppe mit Eggers, der Politik, Vereinen und Bürgern. „Das wäre ein sinnvoller Weg. Ideen lassen sich in einer Gruppe besser sammeln als nur durch einzelne Personen.“