Jedes zweite Krippenkind kann in Norderstedt betreut werden. Damit steht die Stadt gut da. Klagen sind ausgeblieben

Norderstedt. Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ist in Norderstedt völlig geräuschlos Realität geworden. Die Regelung gilt seit August 2013 bundesweit, im Vorfeld war immer wieder von zu wenigen Plätzen die Rede und Eltern, die ihren Anspruch einklagen würden. „Klagen hat es bei uns nicht gegeben, die Eltern haben sich offensichtlich auf die Situation eingestellt“, sagt die zuständige Dezernentin Anette Reinders. Einige seien nach Hamburg abgewandert, dort seien mit der Einführung der Ganztags-Grundschulen die Horte aufgelöst, die Plätze für Schulkinder in Krippenplätze umgewandelt worden, sodass sich die Lage in der Metropole entspannt habe.

Stadt peilt im Krippenbereiche eine Versorgungsquote von 65 Prozent an

So weit ist Norderstedt noch nicht. Rein rechnerisch gibt es noch nicht ausreichend Plätze für die Ein- bis Dreijährigen. Regelmäßig fragt die Verwaltung den Bedarf bei den Norderstedter Eltern ab, immer wieder muss sie die Bedarfsquote nach oben korrigieren. Fast drei von vier Eltern brauchen einen Betreuungsplatz. Die angepeilte Versorgungsquote liegt bei 65 Prozent. Doch davon ist Norderstedt noch ein ganzes Stück entfernt, zurzeit können die Stadt und die anderen Kita-Träger den Bedarf zu 40 Prozent decken bei den Zwei- bis Dreijährigen schon zu mehr als 50 Prozent. Damit stehen sie im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden gut da. „Bis die Kinder ein Jahr alt sind, bleiben sie meist zu Hause. Für die Jüngsten ist die Nachfrage gering“, sagt die Dezernentin.

Zahl der Krippenkinder wird bis 2020 um gut 100 auf rund 1900 steigen

Seit Jahren stellen sich die Kommunen dem Mammutprojekt: Von 2009 bis einschließlich 2013 hat Norderstedt 8,5 Millionen Euro investiert, um die Betreuung für die Krippenkinder auszubauen. Bis 2015 soll sich die Zahl der Krippenplätze im Vergleich zu 2008 auf dann rund 800 verdoppeln. Laut Prognose wird die Zahl der Krippenkinder in den nächsten Jahren von gut 1800 pro Jahr auf rund 1900 im Jahr 2020 steigen. „Der Rechtsanspruch kann auch mit Tagesmüttern abgedeckt werden, es gibt keinen Anspruch auf einen Krippenplatz“, sagt Reinders. Auch in diesem Bereich baut die Stadt das Angebot aus, einem Platz in der Tagespflege stehen zwei Krippenplätze gegenüber.

Und die Betreuung bei Tagesmüttern ist gefragt, weil sie mit ihren kleinen Gruppen flexibler reagieren können als die Einrichtungen. Sie können ständig Kinder aufnehmen und sind nicht an das sogenannte Kindergartenjahr gebunden. Bundesweit einheitlich gilt: Plätze können nur zum 1. August neue vergeben werden. „Was aber machen Eltern, deren Kind im Februar Geburtstag hat, und die dringend einen Platz brauchen?“, sagt die Dezernentin. Da seien andere Länder wie die skandinavischen weiter, dort würden die Kitas zwei Mal pro Jahr Krippenkinder neu aufnehmen.

Das Angebot an Krippenplätzen wächst weiter. „2013 und 2014 zusammengenommen, schaffen wir rund 200 neue Plätze für die Jüngsten“, sagt Anette Reinders. Mit dem schon eingeweihten Anbau hat die Vicelin-Schalom-Gemeinde 30 weitere Plätze geschaffen. Die Ulna GmbH, die Kitas nach skandinavischem Vorbild in Deutschland realisiert, hat Platz für 30 Krippenkinder im Herold-Center eingerichtet und wird weitere 30 im Neubaugebiet Müllerstraße schaffen. Hinzu kommen jeweils zehn neue Plätze bei der katholischen Kirchengemeinde St. Annen an der Grenze zu Hamburg und der Paul-Gerhardt-Kirche in Norderstedt-Mitte, 30 bei der Thomaskirche in Glashütte. Der Verein der Kinder wegen baut im Frederikspark eine neue Kita mit 30 Krippenplätzen, der Verein wird auch die neue Einrichtung im Neubaugebiet Garstedter Weg hochziehen und betreiben.

Betriebskindergärten spielen momentan keine Rolle mehr

Zu den Akten gelegt ist das Thema Betriebskindergärten. Sowohl das VW-Vertriebszentrum im Gewerbegebiet Oststraße als auch Tesa verzichten darauf, Kita-Plätze anzubieten. Das VW-Vertriebszentrum wollte ursprünglich einen Neubau auf dem Betriebsgelände an der Straße Am Stammgleis errichten, hat sich nun aber Belegplätze in der Kita der Albert-Schweitzer-Kirche gesichert. „Möglicherweise können wir dem Unternehmen entgegenkommen, wenn wir im Neubaugebiet am Mühlenweg eine neue Kita bauen. Dann wäre der Weg für die Eltern etwas kürzer“, sagt Anette Reinders. Eine Umfrage unter den Tesa-Mitarbeitern hatte zu wenig Interesse an einem Betriebskindergarten ergeben. Daher baut das Unternehmen das neue Firmengebäude an der Niendorfer Straße ohne Räume für Kinder und Erzieherinnen.