Die Philippinin aus Kattendorf sammelte mehr als 2000 Euro für ihre vom Taifun „Haiyan“ zerstörte Heimat

Kattendorf. Beverly Krienke wollte ihren kleinen Beitrag leisten, soweit mobilisieren, wie es ihr nur möglich sein würde. Schon kurz nachdem der Taifun „Haiyan“ Anfang November über ihre Heimat, die Philippinen, hinweggefegt war und verheerende Zerstörungen hinterlassen hatte, war der Kattendorferin die spontane Idee gekommen, etwas Geld in ihrer direkten Nachbarschaft zu sammeln und dieses in das Katastrophengebiet zu schicken. Dort – in der Gemeinde Numancia auf der Insel Panay – leben Freunde von ihr, die glücklicherweise körperlich wohlauf sind, aber ihre Existenzen, ihre Häuser verloren haben.

Als Geste schenkte die 51-Jährige den Helfern selbst gemachte Frühlingsrollen

In welchem Ausmaß diese kleine Aktion gelingen würde, wie viele Menschen tatsächlich zur Hilfe bereit wären, das wusste sie nicht. Grundsätzlich hätte sich Beverly Krienke über jeden Euro gefreut. Mitte November erschien nun ein Artikel im Hamburger Abendblatt, wo die 51-Jährige noch einmal ihre kleine Initiative vorstellte. Wer mochte, konnte sich beteiligen mit einer kleinen Summe. Als Geste schenkte Beverly Krienke jedem Unterstützer selbst gemachte Frühlingsrollen. „Es wäre mir sehr unangenehm, nichts zurückzugeben“, sagte sie damals.

Knapp sechs Wochen später ist die Aktion ein Beispiel dafür, wie schnell sich auch heutzutage noch eine Gemeinschaft für einen wichtigen Zweck zusammenfinden kann. Insgesamt haben sich 58 Menschen bei Beverly Krienke gemeldet, manche persönlich, andere telefonisch, es gab sogar Briefe. Es waren Kattendorfer, Winsener, Kaltenkirchener – aber auch Spender aus Norderstedt und Hamburg. Dazu hatte Sven Wagner, der Inhaber des gleichnamigen Friseursalons in Kattendorf, eine Sammelbüchse aufgestellt, brachte täglich nach Feierabend ein paar gespendete Euro vorbei.

Und als Krienkes Nachbarin und Freundin Magrit Warn vor Kurzem Geburtstag feierte, bat sie ihre Gäste: „Ich brauche keine Geschenke, sondern Spenden für die Philippinen.“

Das vorläufige Ergebnis macht Beverly Krienke überglücklich. Bereits 2269,50 Euro hat sie nach Numancia überweisen können. Empfängerin war ihre Freundin Jaimyn Tayao Raz. „Ich bin gerührt darüber, wie viele Nachbarn, Kattendorfer und weitere Menschen mitgeholfen haben. Jetzt kann ich noch einmal Dankeschön sagen“, sagt sie.

In Deutschland könnte man mit diesem Betrag höchstens kleine Arbeiten an einem Wohnhaus durchführen. Auf den Philippinen lindert die Summe hingegen viele Nöte. „Von dem Geld konnten neue Dächer aus Blech gekauft werden. Die wurden dann von Jaimyn in der Nachbarschaft verteilt“, berichtet Beverly Krienke. „Die Nachbarn haben geholfen, den Nachbarn wird geholfen. Das ist selbstverständlich.“

Über Facebook hat ihr der Onkel von Jaimyn die Reaktion der Menschen auf die Hilfe aus Kattendorf geschildert. „Vielen Dank für die Hilfe und das Mitgefühl“, schrieb er, „es ist schön, dass jemand für uns da ist.“

Der Beitrag aus dem Kreis Segeberg ist also angekommen, gleiches gilt natürlich auch für die Anstrengungen der zahlreichen Hilfsorganisationen vor Ort. Die Situation ist gleichwohl weiterhin prekär. Hunderttausende mussten das Weihnachtsfest in Notlagern verbringen, es wird lange dauern, bis die Infrastruktur wieder funktioniert. „Die Menschen sind traumatisiert, viele haben Verwandte und Freunde verloren“, so Beverly Krienke. „Und es ist schwierig, jetzt schon komplett neue Häuser zu bauen.“ Dazu sind viele Arbeitsplätze verloren gegangen – unzählige Läden und Firmen existieren nicht mehr.

Im nächsten Jahr will Beverly Krienke unbedingt in ihre Heimat reisen

Wann Beverly Krienke persönlich endlich mit Jaimyn sprechen kann, weiß sie noch nicht. Aber zumindest für Notfälle gibt es einige Kilometer weiter Telefonanlagen und Stromanschlüsse. Krienke: „Das ist, als ob ich jeden Tag von Kattendorf nach Norderstedt fahren müsste in ein Internetcafé.“

Längst bereitet sie die nächste Aktion vor. Eine Bekannte hat ihr Kleidung geschenkt, die soll nun per Paket auf dem Seeweg verschickt werden. Auch Geschirr und weitere wichtige Haushaltsgegenstände werden dabei sein. Dazu möchte Beverly Krienke unbedingt im nächsten Jahr auf die Philippinen fliegen.

Bleibt lediglich die Frage, wie viele Frühlingsrollen Beverly Krienke und ihre Freundinnen eigentlich in mühsamer Fleißarbeit gefertigt haben. „2900 sind es bisher,“ sagt sie. „Zweimal haben wir bis elf Uhr abends mit fünf Frauen gerollt.“