160 Millionen Euro kostet der imposante Bau. Mitte 2015 sollen 850 Mitarbeiter einziehen

Norderstedt. Es ist eines der größten Bauprojekte im Süden Schleswig-Holsteins und das größte in der Firmengeschichte: Tesa hat den Rohbau seiner künftigen Unternehmenszentrale in Norderstedt eingeweiht – ein imposantes Bauwerk an der Niendorfer Straße kurz vor dem Flughafentunnel. Mehr als 47.000 Kubikmeter Beton haben die bis zu 500 Handwerker, die gleichzeitig auf der Großbaustelle gearbeitet haben, verbaut. „Umgerechnet in VW Golf bedeutet das eine Schlange bis Hannover, wenn die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange stehen“, sagte Thomas Schlegel, Vorstandsvorsitzender des weltweit tätigen Klebeband-Herstellers, der seine Zentrale sowie sein Forschungs- und Technologiezentrum von Hamburg nach Norderstedt verlegt.

Schlegel dankte ausdrücklich den Handwerkern und dem Bauleiter. Der Budget- und Zeitplan werde eingehalten, plus/minus zwei Tage. „Es ist faszinierend zu sehen, wie in so kurzer Zeit unser Gebäudekomplex in die Höhe geschossen ist“, sagte der Vorstandschef. Es sei eine planerische Meisterleistung, die 800 Teilprojekte so präzise aufeinander abzustimmen. „Wir hoffen, dass das so bleibt“, sagte Schlegel.

Mitte Juni 2015 soll der Neubau fertig sein, rund 850 Mitarbeiter werden an der Niendorfer Straße neue Jobs finden, 250 von ihnen in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Tesa hatte die Mitarbeiter eingeladen, sie mit Bussen vom jetzigen Firmensitz in Hamburg-Eimsbüttel nach Norderstedt transportieren zu lassen, damit sie sich schon mal ein Bild vom neuen Standort machen können.

Und die quittierten den Ausblick ihres Chefs gleich mit kräftigem Applaus: „Neubau und Umzug sind Voraussetzung dafür, dass wir so schnell und kräftig weiterwachsen können wie bisher“, sagte Schlegel. Er dankte dem Land und der Stadt für die gute Zusammenarbeit und die schnellen Entscheidungen und hoffe, dass das auch für die nächsten Bauabschnitte so bleibe.

Rund 160 Millionen Euro investiert Tesa in sein neues Haus, das auf einer Fläche von 14.000 Quadratmetern zwischen fünf und sieben Stockwerke haben wird. Noch klaffen Löcher im grauen Riesen, der auf 1180 bis zu 18 Meter in den Grund ragenden Pfählen steht. Doch bis zum März sollen die Fenster eingebaut, 1600 Rahmen und Gläser eingesetzt werden. Wie gewaltig der Komplex ist, machte Generalplaner Georg Brechensbauer in einem Vergleich mit dem Riverside Hotel in Hamburg deutlich. „Knapp 300.000 Kubikmeter umbauter Raum entsprechen dem Hotel, wenn es viermal nebeneinander gestellt wäre.“

„Dieser gewaltige Neubau ist ein Vorzeigeprojekt für die technologische Entwicklung unseres Landes“, sagte Schleswig-Holsteins Technologie-Staatssekretär Ralph Müller-Beck. Mit dieser einmaligen Ansiedlung zeige Schleswig-Holstein, das Hochtechnologie nicht zwangsläufig mit Bayern oder Baden-Württemberg verbunden sei. Auch der Norden sei attraktiv für zukunftsweisende Wirtschaftsunternehmen mit hochwertigen Arbeitsplätzen. Die Kosten von 160 Millionen Euro seien eine der größten Investitionen im nördlichsten Bundesland. „Ich bin überzeugt davon, dass Tesa mit der Entscheidung für den Standort in Norderstedt und für den Neubau seine internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken werde und den Spitzenplatz unter den weltweit tätigen Klebeband-Herstellern ausbauen kann“, sagte der Staatssekretär.

Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote sagte, er sei froh, ein solch namhaftes Unternehmen in der Stadt zu haben. Die Ansiedlung der Unternehmenszentrale passe hervorragend zum Werbeslogan „Norderstedt – eine Idee voraus“. Mit Tesa sei im Gewerbegebiet neben den bunten Nordport-Türmen ein weiterer Leuchtturm von großer wirtschaftlicher Strahlkraft in die Höhe gewachsen. „Vielleicht kann der beeindruckende Gebäudekomplex ja als Symbol und Postkartenmotiv ein Bauwerk ablösen, das sich kaum zu Verschicken von Grüßen eignet: Grüße aus der Justizvollzugsanstalt Glasmoor kommen beim Empfänger sicher nicht gut an“, sagte der Verwaltungschef.

Die Norderstedter müssten aber keine Angst haben, dass das Gebäude jegliche Ästhetik vermissen lasse und lediglich ein hässlicher Klotz am Straßenrand werde. Bei der Fassadengestaltung will Tesa mit Blech oder mit Faserzement arbeiten und so den nackten Beton ansehnlicher gestalten.

Und um den Komplex herum soll es grün werden. 230 Bäume will das Unternehmen pflanzen, 14.000 Quadratmeter Rasen anlegen. und das Feuchtbiotop, das zwanzig Jahre von keiner Menschenseele betreten wurde, auf jeden Fall erhalten.