Das Streitthema ist altbekannt: Bildung kostet Geld. Das gilt auch für die Inklusion, das gemeinsame Lernen von nicht behinderten und Kindern mit Förderbedarf. Zwar rühmt sich Schleswig-Holstein mit einer Spitzenquote von 60 Prozent, sechs von zehn Kindern, die speziell gefördert werden müssen, besuchen bereits eine Regelschule. Nur: Der Blick in den Schulalltag offenbart, wie weit Quantität und Qualität auseinanderklaffen.

Zu wenig sonderpädagogische Stunden, Lehrer, die für eine sonderpädagogische Betreuung nicht ausgebildet sind, zu große Klassen – nicht nur die Lehrergewerkschaft GEW hat die Mängel entdeckt und öffentlich kritisiert. Auch Elternvertreter fürchten, dass die Inklusion an die Wand gefahren wird, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Und dass gerade die am meisten unter den unzureichenden Lernbedingungen leiden, die doch eigentlich von der Inklusion profitieren sollten.

Doch es fehlt nicht nur an geschultem Personal, es stellen sich auch inhaltliche Fragen: Ist es sinnvoll, alle Kinder gemeinsam lernen zu lassen, das schwer mehrfach behinderte Kind und den leistungsstarken Schüler in einer Klasse? Wo sind die Grenzen? Wie können trotz Inklusion begabte und motivierte Kinder gefördert werden? Wie wird die sozial- und sonderpädagogische Kompetenz an den Schulen möglichst schnell gestärkt? Antworten muss ein Gesamtkonzept geben, das Bildungsministerin Waltraud Wende im Frühjahr vorlegen will. Eltern und Lehrer sind gespannt.