Stadtwerke sind laut einer Umfrage glaubwürdig und innovativ. Versorger setzt auf intelligente Netze und BHKWs

Norderstedt. Die lokale Energiewende kann kommen. Die Voraussetzungen dafür, dass die Norderstedter Strom sparen und auf Ökostrom setzen, sind optimal. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der örtlichen Stadtwerke. „Die Bürger haben Vertrauen zu den Stadtwerken, und die Bereitschaft, die Energiewende zu unterstützen, ist hoch“, sagte Christian Hoffmann, der die Umfrage organisiert und ausgewertet hat. Die Werkleitung hatte den Umweltpsychologen beauftragt.

Hoffmann und sein Team hatten 31.000 Haushalte angeschrieben, 5620 Bogen kamen zurück, 4000 waren verwertbar. Das ist, so Hoffmann, eine sehr gute Datenbasis. Und die brachte auch jede Menge Lob für den lokalen Versorger: Fast 90 Prozent der Befragten schreiben den Stadtwerken eine hohe Glaubwürdigkeit zu. Die Stadtwerke werden als vertrauenswürdig, kundenfreundlich und verlässlich beurteilt, zudem als innovativ und engagiert. Und: „Aus Sicht der befragten Haushalte sollten die Stadtwerke eine tragende Rolle bei der Gestaltung der Energiewende spielen“, sagte Hoffmann.

Der Wissenschaftler wollte wissen, was die Bürger von fünf Ideen zur Energiewende halten: Nur noch energiesparende Geräte einsetzen, sie komplett auszuschalten, anstatt sie im Stand-by-Modus zu lassen, und so bis zu 50 Prozent Strom einzusparen. Vorschlag zwei greift schon viel stärker in die Intimsphäre ein: „Stellen sie sich vor, sie müssen ihre schmutzige Wäsche nur noch in die Waschmaschine legen, und die Stadtwerke schalten die Maschine dann ein, wenn genügend Strom aus regenerativen Energien zur Verfügung steht, spätestens aber am nächsten Tag.“

Den Verbrauch verlagern und Elektrizität verbrauchen, wenn sie besonders günstig ist, lautete eine weitere Idee. Der Versorger teilt den Kunden per E-Mail, Twitter, App oder SMS mit, wann der Strom besonders günstig ist, der Verbraucher steuert danach den Einsatz der Geräte. Jeder Haushalt könnte schon heute komplett mit Ökostrom beliefert werden, das bedeutet aber höhere Kosten, lautete die fünfte Überlegung.

Je stärker der Eingriff in die Privatsphäre, desto größer die Ablehnung, hat die Umfrage ergeben. „Dennoch gibt es insgesamt eine hohe Bereitschaft, sich für den Klimaschutz zu engagieren“, sagte Hoffmann. Gut die Hälfte der Befragten zählten zu den Engagierten, die sich für den Umweltschutz einsetzen, aber wenig Geld haben, und den Umweltinnovatoren, den wohlhabenden, umweltbewussten und investitionsbereiten Bürgern. Da müssten die Stadtwerke ansetzen, in intensivem Dialog mit diesen Gruppen die Vorzüge intelligenter Steuerung erläutern. Das ist der eine wesentliche Baustein, mit dem die Stadtwerke die lokale Energiewende vorantreiben wollen, quasi die High-Tech-Wende mit dem leistungsstarken Glasfaserkabel, das für wilhelm.tel ohnehin in der Erde liegt. „Und wir wollen Windstrom kaufen, da bleiben Riesenmengen ungenutzt“, sagte Weirich.

Kritiker hatten gefordert, dass die Stadtwerke ihren Ökostrom nicht aus österreichischer Wasserkraft beziehen, sondern in Norderstedt selbst Wind und Sonne ausbeuten sollen. Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer, Bürgersolaranlagen installieren, wie es andere Gemeinden vormachen. „Das ist nicht Teil unserer Strategie, die konzentrierte sich auf den Ausbau des intelligenten Stromnetzes. Wir wollen die erneuerbare Energie, die schon erzeugt wird, aber nicht immer verfügbar ist, sinnvoll in das Norderstedter Verteilnetz einspeisen und verbrauchen“, sagte Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß. Zum andern setzen die Stadtwerke auf die Kraft-Wärme-Kopplung in BHKWs, die mit Erdgas, Biogas oder Windgas betrieben werden können und naturbedingte Schwankungen bei Wind- und Sonnenkraft ausgleichen könnten.

Die Stadtwerke sind auf dem Weg der Stadt zur Klimaneutralität vorangeschritten. Bis 2040 soll in Norderstedt nur so viel CO2 in die Luft gepustet werden wie auch hier gebunden wird. Das hat der lokale Versorger schon erreicht, allerdings auf einem Umweg: Ein anerkanntes Gutacher-Büro hat die Schadstoff-Bilanz nach internationalen Kriterien erstellt. Knapp 66.000 Tonnen CO2 haben die Werke, das Arriba-Schwimmbad und der Stadtpark im Vorjahr erzeugt. Die Stadtwerke haben für 45.000 Euro ein Zertifikat gekauft und damit erreicht, dass in Südkorea Abfallgase recycelt und anstatt fossiler Stoffe eingesetzt werden. Dadurch ergibt sich eine ausgeglichene CO2-Bilanz.