SHU, SPD, BfB und FDP wollen die offene Kinder- und Jugendarbeit verändern

Henstedt-Ulzburg. Die Politik will einen Neuanfang und hat damit eine Diskussion ausgelöst: Die offene Kinder- und Jugendarbeit in den Freizeitzentren Tonne und Rhen soll unter neuer Trägerschaft gestellt werden. Den bisherigen Mitarbeitern wird damit das Vertrauen entzogen. Bis auf die CDU stehen alle Ratsfraktionen hinter dem im Kinder- und Jugendausschuss gefassten Beschluss. CDU und Verwaltung wollten diese Veränderung nicht.

Wie wichtig der Beschluss genommen wird, zeigt eine Presseerklärung, die zum ersten Mal überhaupt gemeinsam von WHU, BfB, SPD und FDP verfasst wurde. Sie verweisen auf die ihrer Ansicht nach geringe Akzeptanz der Jugendforen. „Die geleistete Arbeit soll nicht diskreditiert werden“, heißt es in der Pressemitteilung. „Aber bei den derzeitigen Strukturen ist eine Änderung nur schwer umsetzbar.“ Bei jährlichen Kosten von 400.000 Euro sei eine hohe Akzeptanz unabdingbar. „Hierfür braucht es manchmal einen konsequenten Neuanfang.“ Die Kritiker der offenen Jugendarbeit glauben erkannt zu haben, „dass ein freier Träger mit hoher Motivation und neuen Ideen genau die Jugendlichen, für die die Jugendhäuser konzipiert sind, in deutlich größerer Zahl erreicht.“ Der Leitung der offenen Kinder- und Jugendarbeit wurde nach hitzigen Diskussionen das Vertrauen entzogen. Kein Mitarbeiter solle aus dem Dienst der Gemeinde entlassen werden.

Die CDU hält dagegen und sieht sich im Einklang mit der Verwaltung. Die Christdemokraten verweisen auf ein überarbeitetes Konzept, das unter anderem die Verlängerung der Öffnungszeiten in die Abendstunden sowie zusätzliche Angebote zur Freizeitgestaltung in der Ferienzeit vorsieht. „Umso unverständlicher erscheint es aus Sicht der CDU nun, dass gerade nach Erbringung dieser Vorleistung den Mitarbeitern, denen für die Vergangenheit ohne Frage eine engagierte und verantwortungsvolle Jugendarbeit bescheinigt werden darf, von politischer Seite das Vertrauen entzogen wurde“, schreibt der CDU-Fraktionsvorsitzende Dietmar Kahle in einer Pressemitteilung. Von den anderen Fraktionen sei damit „völlig unnötig“ die Chance vergeben worden, der offenen Kinder- und Jugendarbeit auf Grundlage neuer Ideen erfolgreich weiterzuentwickeln, das dabei erworbene Wissen in den Händen der Gemeinde zu halten und die inhaltliche und konzeptionelle Ausrichtung selbst bestimmen zu können.

Claudia Beyer, seit 18 Jahren Leiterin der Jugendforen, weist auf die „gleichbleibend gute Frequentierung“ beider Häuser hin. Im Ortsteil Rhen würden über 50 Besucher pro Tag gezählt, in der Tonne etwa 40. Ihrer Ansicht nach wird von den Politikern die Arbeit im Hintergrund zu wenig bewertet: Jugendhilfeleistungen, Ferienpassaktionen, Kooperationen mit Schulen, Gewaltprävention. „In Augenschein genommen werden nur die Besucherzahlen, nicht aber das große Spektrum der Arbeit.“ Sie fühlt sich von der öffentlichen Diskussion im Fachausschuss betroffen und spricht von einer Denunzierung. „Wir haben viel Arbeit investiert, trotzdem wird uns Unzulänglichkeit vorgeworfen“, sagt Claudia Beyer. Die Sozialpädagogin möchte, dass sie und ihre fünf Mitarbeiter öffentlich nicht diskreditiert werden. „Wir haben ein tragfähiges Konzept, warum greifen die Kritiker es nicht auf?“

Etliche Jugendliche haben inzwischen bei Facebook eine Unterstützungsaktion für die beiden Jugendforen und ihre Mitarbeiter ins Leben gerufen.