Der Tierschutzverein erhält eine fristlose Kündigung, will sie jedoch nicht akzeptieren

Henstedt-Ulzburg. Der Zweckverband Tierschutz Segeberg-West räumt auf: Der Tierschutzverein Westerwohld darf sich nicht länger um Fundtiere kümmern und muss das Tierheim Henstedt-Ulzburg mit sofortiger Wirkung verlassen. Diesen Beschluss haben die Teilnehmer der Verbandsversammlung, wie bereits in der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblattes vermeldet, am Dienstag einstimmig gefasst. Der Vorstand des Tierschutzvereins will gegen die Kündigung Widerspruch einlegen.

Nach etwa einstündiger Beratung hinter verschlossenen Türen verkündete Zweckverbandsvorsteher Hanno Krause, Bürgermeister von Kaltenkirchen, das Abstimmungsergebnis im Henstedt-Ulzburger Rathaus: „Es ist keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr erkennbar.“ Der Zweckverband hat damit aus seiner Sicht einen Schlussstrich unter die seit Monaten laufenden Querelen im Tierheim und dem Tierschutzverein gezogen. Wie schon bei der vorangegangenen Verbandsversammlung, während der Hanno Krause zum Zweckverbandsvorsitzenden gewählt worden war, fand die Sitzung ohne Vertreter dies Tierheims und des Vereins statt. Vereinsvorsitzende Sylvia Rückert und ihr neuer Stellvertreter Timo Haupt, die beide auch Leiterin und stellvertretender Leiter des Tierheims am Kirchweg sind, waren nicht zur Sitzung erschienen. Dafür waren aber zahlreiche Vereinsmitglieder und ehemalige Tierheim-Mitarbeiter gekommen, um während der Einwohnerfragestunde ihrem Ärger Luft zu machen.

„Ich kann den Vorstand nicht zwingen, hier zu erscheinen“, sagte Hanno Krause. „Er sieht es offenbar nicht als nötig an, an dieser Sitzung teilzunehmen; eine Begründung für das Nichterscheinen liegt nicht vor.“ Er kündigte eine „gewissenhafte Abwägung der Umstände“ aufgrund von Fakten an. Er bat die Verbandsmitglieder, sämtliche Emotionen auszublenden.

Krause selbst hatte offenbar Mühe, das Tierheim betreten und in Augenschein nehmen zu können: Bei einem unangekündigten Besuch habe er sich ausweisen müssen. Anschließend sei er von einer Mitarbeiterin erst nach deren telefonischer Rücksprache mit dem Vorstand eingelassen worden – jedoch nicht in das Büro. „Das ist keine gute Art des Umgangs“, sagte der Verbandsvorsteher.

In den vergangenen Monaten war einer Mitarbeiterin fristlos gekündigt worden, drei weitere erhielten eine fristgerechte Kündigung. 54 Mitglieder wurden als Reaktion auf einen Antrag, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, aus dem Verein ausgeschlossen. Die „Rebellen“ hatten dem Vorstand Amtsmissbrauch und Schädigung des Vereins vorgeworfen, die Absetzung des aktuellen Vorstands und die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses der Tierheimleiterin Sylvia Rückert gefordert.

Auch nach der Kündigung soll es im Tierheim Henstedt-Ulzburg weitergehen – weil es weitergehen muss: In dem Haus werden alle Fundtiere aus Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Ellerau sowie den Orten aus den Ämtern Kaltenkirchen-Land und Kisdorf untergebracht. „Wir suchen nach einer geeigneten Lösung“, sagte Hanno Krause im Anschluss an die Sitzung. „Es könnte auch eine professionelle Tierheimleitung geben.“ Angeblich soll der Landesverband Schleswig-Holstein im Deutschen Tierschutzbund bereit sein, das Tierheim zu übernehmen oder zumindest bei der Suche nach einer Lösung behilflich sein. Landesverbandsvorsteher Holger Sauerzweig-Strey hält das für „theroretisch machbar“. Allerdings sei an ihn noch niemand herangetreten.

Sylvia Rückert und Timo Haupt wollen die Leitung des Tierheims aber nicht kampflos abgeben. „Auch aus unserer Sicht gibt es keine vertrauensvolle Zusammenarbeit“, sagte Sylvia Rückert am Mittwoch. „Auf dieser Basis ist keine Zusammenarbeit möglich; wir haben den Vertrag von unserer Seite eingehalten.“ Eine Kündigung für die Arbeit des Vereins sei erst zum 31. Dezember 2014 möglich, für die Nutzung des Tierheims zum 31. Dezember 2015. Stellvertreter Timo Haupt weist Gerüchte zurück, nach denen er verhaltensauffällige Hunde, die er für den Verein Pet in Pahlen (Dithmarschen) auf einem alten Bauernhof therapiert, in das Tierheim Henstedt-Ulzburg gebracht haben soll. „Im Gegenteil, wir haben verhaltensauffällige Hunde von Henstedt-Ulzburg nach Pahlen gebracht, sie kostenlos betreut und inzwischen vermittelt.“ Er sei in Pahlen weiter ehrenamtlich für den Verein Pet tätig.

Die Gerüchte, er schmücke sich mit den angeblich nicht rechtmäßig erworbenen Titeln „Dr.“ und „Professor“ weist er zurück. „Darum kümmert sich mein Anwalt.“ Professor nenne er sich nicht mehr, seine Promotion sei rechtmäßig gewesen.