In Kaltenkirchen wächst der Widerstand gegen ein Fast-Food-Restaurant mit Drive-in im alten Bahnhof

Kaltenkirchen. Geht es nach Burger King, werden demnächst im alten Kaltenkirchener Bahnhof Fast Food und kalte Getränke verkauft. Die Mietverträge mit dem Investor im Bahnhofsviertel liegen unterschriftsreif vor, Bürgermeister Hanno Krause (CDU) ist dafür. Doch Bürger und Politiker könnten die Pläne für das Schnellrestaurant inklusive Drive-in stoppen. Eine Initiative hat bereits 600 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Außerdem kündigen Krauses Parteifreunde und die SPD-Fraktion an, die erforderliche Änderung der Bebauungspläne abzulehnen.

„Ich lasse mir das nicht gefallen“, sagt Nicole Maertz. Sie wohnt am Neuen Weg einen Steinwurf vom alten Bahnhof entfernt und hat die Initiative gegründet, die bis zur entscheidenden Bauausschusssitzung am 29. Oktober 1500 Unterschriften sammeln will. Auch Klaus Stoffers ist dabei, der 100 Meter entfernt an der Bahnhofstraße eine Versicherungsagentur betreibt. Beide fürchten deutlich mehr Lärm und Verkehr, wenn bis spät in die Nacht Autofahrer Burger King ansteuern.

Maertz und Stoffers halten es für ausgeschlossen, dass die Straße Am Bahnhof den Verkehr bewältigen kann. Die Zufahrt müsste von dort gegenüber der Einmündung des Neuen Wegs erfolgen. Von dort würden die Kunden zum alten Bahnhof und den Anbau fahren, den Burger King benötigt. Außerdem fürchten Maertz und Stoffers, dass das Umfeld des Bahnhofs noch mehr vermüllt und dass die Schulkinder, die mit der AKN nach Kaltenkirchen kommen, sich nur noch von Pommes und Burgern ernähren, statt die Schulkantinen zu besuchen. „Keine normale Stadt legt einen Burger King mit Drive-in in die Mitte der Stadt“, argumentiert Nicole Maertz.

Sauer ist sie auch, weil sie nur durch Hörensagen von den Plänen des Investors Ferox gehört hat, das Fast-Food-Restaurant anzusiedeln. Als sie im Kaltenkirchener Bauamt anrief, um sich über die geplante Änderung des Bebauungsplans zu informieren, wusste man dort angeblich von nichts.

Empört ist auch CDU-Fraktionschef Kurt Barkowsky, der als Vorsitzender des Hauptausschusses stets bestens informiert ist. „Warum wusste ich davon nichts?“, fragt er säuerlich Ferox und die Stadtverwaltung.

„Wir sind für Burger King, aber nicht am Bahnhof“, sagt Barkowsky. Auch er fürchtet eine erhebliche Lärm- und Verkehrsbelastung. „Ein Drive-in an dieser Stelle geht gar nicht.“ Er weist darauf hin, dass im geplanten Block4 des neues Bahnhofsviertels eine große Fläche für Gastronomie vorgesehen ist, die im Einklang mit dem Bebauungsplan steht und von der Politik ausdrücklich befürwortet wird. Seine Fraktion werde am 29. Oktober einer Planänderung nicht zustimmen.

Die SPD sieht die Lage ähnlich. „Wir sind der Meinung, dass sich in Kaltenkirchen ein Fast-Food-Restaurant ansiedeln sollte, um den Bürgern und besonders den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, in der Stadt diese Art von Restaurant zu besuchen und nicht die benachbarten Orte aufsuchen zu müssen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Bernd Schädler. Die Sozialdemokraten können sich eher vorstellen, Burger King in der ehemaligen Diskothek am Bahnhof Kaltenkirchen-Süd unterzubringen. Das Gebäude gehört der Stadt.

Schädler rief außerdem Ferox und die Kaltenkirchener dazu auf, sich über die künftige Nutzung des alten Bahnhofsgebäudes Gedanken zu machen, das sich im Besitz der Ferox befindet. Schädler kann sich eine Einrichtung für Kaltenkirchens Geschichte, eine Zweigstelle der Bücherei oder einen zentralen sozialen Treff vorstellen. Von diesen Pläne dürfte Ferox nichts halten. Weder ein Stadtmuseum noch ein sozialer Treff würden die Miete zahlen, die Burger King aufbringen könnte.

Positive Signale kommen hingegen von der Fraktion Pro-Kaki. „Pro-Kaki unterstützt die Belebung der Innenstadt, setzt sich für den Erhalt des alten Bahnhofgebäudes ein und hält ein Fast-Food-Restaurant am Bahnhof – auch mit Drive-in – für eine gute Idee“, sagt Fraktionschef Reinhard Bundschuh. „Um die Bedenken der Anwohner zu berücksichtigen, befürwortet Pro-Kaki im Zuge der Baugenehmigung ein Lärmgutachten.“

Dass Burger King in der neuen Kaltenkirchener City scheitern könnte, wäre ein weiterer Rückschlag für den Investor Ferox. Das Unternehmen, das 28 Millionen Euro in das Areal am AKN-Bahnhof investiert, war bereits mit seinen ersten Plänen für die Nutzung des alten Bahnhofsgebäudes gescheitert. Vor Monaten gingen die Verhandlungen mit der Kaltenkirchener Bank ergebnislos zu Ende, die umziehen wollte, um mehr Platz zur Verfügung zu haben. Angeblich scheiterte der Plan an Mietforderungen, Insider sprechen von 20 Euro pro Quadratmeter.

„Die Vertragsunterzeichnung steht kurz bevor“, sagt Ferox-Projektleiter Philipp Roth über die Verhandlungen mit Burger King. Pächter soll nach Informationen des Abendblatts ein Unternehmer aus der Region werden, der bereits die Filiale im Autohof Henstedt-Ulzburg betreibt. Roth will in dieser Woche nach Kaltenkirchen fahren. „Um die Wogen zu glätten“, wolle er Gespräche mit der Stadt und den Fraktionen führen. „Die Stadt hat uns zur Aufgabe gemacht, das Bahnhofsumfeld zu beleben“, sagt er. „Dass Autoverkehr entsteht, ist nicht zu vermeiden.“

Auch Bürgermeister Krause dürfte über den politischen Widerstand nicht begeistert sein. Er erhoffe sich von dem Schnellrestaurant eine höhere Attraktivität der Innenstadt, insbesondere für Jugendliche, hatte er noch Anfang Oktober gesagt.