Antwort auf neue Schulrealität: Konfirmationsunterricht bekommt viele unterschiedliche Formen

Henstedt-Ulzburg. Die meisten Jugendlichen im Gemeindehaus neben der Henstedter Erlöserkirche tragen noch das Armband mit der Aufschrift W.W.J.D. Das steht für „What would Jesus do?“ – „Was würde Jesus tun?“ Zwei Wochen lang sollten sie schauen, wie sich Christsein im Alltag anfühlt. Erinnert wurden sie immer wieder durch das Armband. Auch Pastor Andreas Spingler trägt es und erinnert, dass die 58 Konfirmanden in Henstedt gleich über ihre Erfahrungen sprechen sollen. Aber nicht mit ihm. Nach der kurzen Einführung in den Nachmittag gehen alle in ihre Kleingruppen. Acht sind es an der Zahl, 20 Mitarbeiter betreuen sie. In Henstedt sind es Jugendliche, die Jugendliche unterrichten. Gerade deshalb hat auch die Henstedter Erlöserkirche mit dem Problem zu kämpfen, über das mittlerweile so gut wie alle Gemeinden klagen. Die Gymnasien führen mittlerweile in acht Jahren zum Abitur – und brauchen so mehr Unterrichtsstunden am Nachmittag. Zudem sind viele Schüler in die Ganztagsschulen eingebunden. Das trifft auch die Konfirmandenarbeit. Fand an der Erlöserkirche früher der Unterricht teilweise um 15 Uhr statt, ist das heute völlig undenkbar. Bereits für die Konfirmanden ist die Zeit schwer zu schaffen, für die etwas älteren Mitarbeiter war es noch schwerer bis unmöglich. Jetzt beginnen alle Unterrichtsstunden um 16.30 Uhr, eine Woche sind die sogenannten Hauptkonfirmanden dran, die sich mit den Vorkonfirmanden abwechseln, für die es noch ein Jahr länger bis zum großen Fest dauert. „Das können die meisten einrichten“, sagt Pastor Spingler.

Das Konzept seiner Gemeinde muss vor diesem Hintergrund nur zum Teil umgestellt werden. „Wir haben zusätzlich Samstage eingerichtet“, erklärt er, „da machen wir fünf Stunden und die kann ich ganz anders gestalten. Darin liegt auch eine Chance.“ Für die Themen, die ihm besonders wichtig sind, bleibt somit mehr Zeit am Stück. Ob es um Sünde, das Kreuz, das Leben Jesu oder Tod und Ewigkeit geht, dafür brauche man einfach mehr Zeit, sagt Spingler. Deswegen nutzt er die veränderten Umstände gerne für neue Wege. Die Kleingruppen allerdings bleiben Kern des Henstedter Konfirmationsmodells.

Spingler: „Es ist das Konzept in unserer Kirchengemeinde, dass die Jugendlichen die Jugendarbeit selbst machen.“ Auch die Jugendandacht, die jeden Mittwoch um 19 Uhr etwa einhundert Jugendliche besuchen, wird in Eigenregie gestaltet. „Das ist attraktiver“, meint Spingler. Sicher habe das Prinzip beim Konfirmandenunterricht auch Nachteile. „Natürlich wird der Stoff nicht so bearbeitet, wie ich es tun würde“, sagt er. „Das ist mir aber nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die Konfirmanden durch die Mitarbeiter Leute erleben, die in ihrem Alter sind, die eine Beziehung zu Christus haben und das weitergeben.“ Themen, die ihm wesentlich sind, bespreche er dann auch noch im Plenum. Zudem habe das Modell den Vorteil, dass viele Jugendliche dabei bleiben und nach der Konfirmation selbst zu Mitarbeitern werden. Diese werden von ihm im Vorfeld geschult und immer nach dem Unterricht auf die kommende Woche vorbereiten. Manche der Jugendlichen seien jeden Tag in der Gemeinde, ob als Mitarbeiter, bei der Andacht, bei den Treffen der Gruppen oder dem Essen der Jugendlichen – trotz zunehmendem Schulstress.