Das Abendblatt hat mit dem ADAC alle Bahnhöfe im Kreis Segeberg getestet. Heute die Ergebnisse für die AKN-Stationen von Ellerau bis Kaltenkirchen

Kreis Segeberg. Bei Radfahrern hat der Bahnhof Ellerau keinen guten Ruf. Bis zum ADAC nach Hamburg sind Beschwerden gedrungen, dass Pendler morgens auf dem Weg zur AKN kaum einen Platz für ihr Zweirad finden. 14 Briefe hat ADAC-Fachmann Carsten Willms bislang erhalten. „Das ist ungewöhnlich viel.“ Willms macht sich selbst ein Bild vom Bahnhof und kann bestätigen, was in den Briefen steht: Die Fahrradständer sind überfüllt, die Mietfahrradboxen verdreckt.

Auch bei den Parkplätzen für Autos hinterlässt das Umfeld der AKN-Station keinen guten Eindruck. Wer sich im Ort nicht auskennt, hat kaum eine Chance, die Anlage zu finden. „Die Beschilderung ist äußerst mangelhaft“, notiert Willms auf seinem Testbogen. Zu erreichen ist der Bahnhof nur über Nebenstraßen. Das nächste Problem: Wer als Ortsfremder den Bahnhof entdeckt hat, wird vermutlich sein Auto als erstes auf dem Parkplatz an der Gaststätte abstellen und hoffentlich im letzten Moment noch das unterdimensionierte Schild entdecken, das in einem Schaufenster steht. Hier dürfen nur Kunden parken, jeder andere wird abgeschleppt.

Mehr Freude bereitet dem Tester der Bahnhof selbst, von dem aus die AKN in Richtung Kaltenkirchen und Hamburg fährt. Bis auf einige zerkratzte Scheiben ist alles in Ordnung. „Gepflegt“, sagt Willms und steigt in den Zug zur Station Tanneneck. Tannen sucht er dort vergeblich. Der ungewöhnlich schmale Bahnhof liegt im Gewerbegebiet. „Auch hier haben wir ein Fahrradproblem“, sagt Willms. Die Zweiräder reihen sich an den Gittern entlang, die von der Station zur Straße führen. Wer zum Parkplatz gehen will, muss die Gleise überqueren. Positiv: Der Übergang ist mit Schranke und Warnlicht gesichert. Negativ: Der Weg vor der Schranke ist so schmal, dass ein Fußgänger fast auf der Straße steht. Parkplätze findet Willms reichlich. Im Dunkeln würde er sich hier jedoch nur schwer zurechtfinden: Lampen fehlen.

Ein ungewöhnlicher Geruch empfängt den Tester im Bahnhof von Henstedt-Ulzburg. Ulzburg-Süd lässt Willms diesmal aus; den Bahnhof hat er bereits für eine eigene Folge unter die Lupe genommen. Die Duftnote ist nicht eindeutig zu identifizieren und bewegt sich irgendwo zwischen Holzschutzmittel und Chemikalien für die Desinfektion. Der in einem offenen Trog gelegene Bahnhof erfüllt nahezu alle Standards, die ein Fahrgast erwarten darf: digitale Zuganzeiger, Notrufeinrichtungen, barrierefrei Zugänge. Fahrgäste, die den Zug verlassen, können sich im Bahnhof auf eine gute Beschilderung verlassen und finden den Weg zum P+R-Parkplatz oder zu den WCs. Auch an einen Regenschirmautomaten hat die AKN gedacht.

50 Parkplätze zählt Willms an der P+R-Anlage und ist mit dem Zustand sehr zufrieden: „Da kann man nicht meckern.“ Die Beschilderung stimmt, Lampen sind reichlich vorhanden. Der einzige Haken: Es sind nicht genug. Die Anlage ist überlastet, manche Autos stehen abseits der markierten Plätze. Eine totale Überlastung stellt Willms auch bei den Fahrradständern fest. Auch die Radler parken „wild“, weil sie keinen Stellplatz finden.

Einen dicken Minuspunkt vergibt ADAC-Tester Willms für die öffentliche Toilette, die von den Fahrgästen möglichst nur mit Gummistiefeln betreten werden sollte. Wer 20 Cent eingeworfen hat, damit sich die Tür öffnet, wird sich mehrfach überlegen, die Ekel-Anlage zu nutzen.

Weiter geht die Fahrt zur Station Kaltenkirchen-Süd. Willms findet kaum Mängel, dafür viele erfreuliche Details. Auf den abschließbaren Fahrradboxen stehen für Interessenten Telefonnummer und Ansprechpartner der Stadt. So weit sind manche Gemeinden in der Nachbarschaft noch nicht. Der Übergang für die Fußgänger ist vorbildlich per Schranke gesichert. 50 Parkplätze stellt die Stadt zur Verfügung. 80 weitere sollen an der ehemaligen Disco hinzukommen. 300.000 Euro kosten Planung und Bau, das Land schießt zwei Drittel der Kosten dazu.

Auch an der Station Kaltenkirchen verzichtet Willms auf die Bewertung der Parkplätze. Derzeit investiert die Stadt 2,5 Millionen in die Sanierung der Parkpalette, die 2014 einen Anbau erhalten soll. Autofahrer müssen bis Ende Oktober auf provisorische Parkplätze ausweichen. „Das ist positiv“, sagt Willms über dieses Engagement. „Die Pendler werden nicht im Regen stehen gelassen.“ Bei den Fahrrädern hat Kaltenkirchen auch mit denselben Problemen zu kämpfen wie alle Kommunen am Hamburger Rand: Fahrradständer sind Mangelware. Auf dem Bahnhof hält Willms alle Kriterien für die „Aufenthaltsqualität“ für erfüllt. Ähnlich wie am Bahnhof von Henstedt-Ulzburg will ein Wohlfühlfaktor jedoch nicht aufkommen. Modern und funktional – so wurde die Station mit dem markanten Hallendach konzipiert.

Die ausführlichen Testergebnisse und eine Fotodokumentation finden Sie unter www.abendblatt.de/norderstedt.

In der nächsten Folge lesen sie die Testergebnisse für die Bahnhöfe entlang der Strecke von Kaltenkirchen-Holstentherme bis nach Boostedt.

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